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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Güte, welche mir von euch und von dem Besizer die¬
ses Hauses zu Theil geworden ist," erwiederte ich.
"Wenn Gustav einige Zuneigung zu mir hat, so ist
wohl die Güte seines Herzens die Ursache, und
wenn ihr mich von dem Sternenhofe nicht zurück wei¬
set, so werde ich gewiß unter den Besuchenden sein."

Ich empfand, daß ich mich auch von Natalien
verabschieden sollte; ich vermochte aber nicht, etwas
zu sagen, und verbeugte mich nur stumm. Sie er¬
wiederte diese Verbeugung ebenfalls stumm.

Hierauf verließ man das Haus, und ging auf
den Sandplaz hinaus. Die braunen Pferde standen
mit dem Wagen schon vor dem Gitter. Die Haus¬
dienerschaft war herbei gekommen, Eustach mit seinen
Arbeitern stand da, der Gärtner mit seinen Leuten
und seiner Frau und der Meier mit dem Großknechte
aus dem Meierhofe waren ebenfalls gekommen.

"Ich danke euch recht schön, lieben Leute," sagte
Mathilde, "ich danke euch für eure Freundschaft und
Güte, seid für euren Herrn treu und gut. Du, Ka¬
tharina, sehe auf ihn und Gustav, daß keinem ein
Ungemach zustößt."

"Ich weiß, ich weiß," fuhr sie fort, als sie sah,
daß Katharina reden wollte, "du thust alles, was in

Güte, welche mir von euch und von dem Beſizer die¬
ſes Hauſes zu Theil geworden iſt,“ erwiederte ich.
„Wenn Guſtav einige Zuneigung zu mir hat, ſo iſt
wohl die Güte ſeines Herzens die Urſache, und
wenn ihr mich von dem Sternenhofe nicht zurück wei¬
ſet, ſo werde ich gewiß unter den Beſuchenden ſein.“

Ich empfand, daß ich mich auch von Natalien
verabſchieden ſollte; ich vermochte aber nicht, etwas
zu ſagen, und verbeugte mich nur ſtumm. Sie er¬
wiederte dieſe Verbeugung ebenfalls ſtumm.

Hierauf verließ man das Haus, und ging auf
den Sandplaz hinaus. Die braunen Pferde ſtanden
mit dem Wagen ſchon vor dem Gitter. Die Haus¬
dienerſchaft war herbei gekommen, Euſtach mit ſeinen
Arbeitern ſtand da, der Gärtner mit ſeinen Leuten
und ſeiner Frau und der Meier mit dem Großknechte
aus dem Meierhofe waren ebenfalls gekommen.

„Ich danke euch recht ſchön, lieben Leute,“ ſagte
Mathilde, „ich danke euch für eure Freundſchaft und
Güte, ſeid für euren Herrn treu und gut. Du, Ka¬
tharina, ſehe auf ihn und Guſtav, daß keinem ein
Ungemach zuſtößt.“

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[430/0444] Güte, welche mir von euch und von dem Beſizer die¬ ſes Hauſes zu Theil geworden iſt,“ erwiederte ich. „Wenn Guſtav einige Zuneigung zu mir hat, ſo iſt wohl die Güte ſeines Herzens die Urſache, und wenn ihr mich von dem Sternenhofe nicht zurück wei¬ ſet, ſo werde ich gewiß unter den Beſuchenden ſein.“ Ich empfand, daß ich mich auch von Natalien verabſchieden ſollte; ich vermochte aber nicht, etwas zu ſagen, und verbeugte mich nur ſtumm. Sie er¬ wiederte dieſe Verbeugung ebenfalls ſtumm. Hierauf verließ man das Haus, und ging auf den Sandplaz hinaus. Die braunen Pferde ſtanden mit dem Wagen ſchon vor dem Gitter. Die Haus¬ dienerſchaft war herbei gekommen, Euſtach mit ſeinen Arbeitern ſtand da, der Gärtner mit ſeinen Leuten und ſeiner Frau und der Meier mit dem Großknechte aus dem Meierhofe waren ebenfalls gekommen. „Ich danke euch recht ſchön, lieben Leute,“ ſagte Mathilde, „ich danke euch für eure Freundſchaft und Güte, ſeid für euren Herrn treu und gut. Du, Ka¬ tharina, ſehe auf ihn und Guſtav, daß keinem ein Ungemach zuſtößt.“ „Ich weiß, ich weiß,“ fuhr ſie fort, als ſie ſah, daß Katharina reden wollte, „du thuſt alles, was in

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/444>, abgerufen am 22.11.2024.