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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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lich und auch so sicher als möglich zu machen; aber
alle stehen wir in der Hand des Herrn, und er kann
durch Ereignisse, welche kein Menschenauge vorher
sehen kann, meine Vermögensumstände bedeutend ver¬
ändern. Darum sei weise, und gebahre mit dem Dei¬
nigen, wie du bisher zu meiner und zur Befriedigung
deiner Mutter gethan hast."

Ich war gerührt über die Handlungsweise meines
Vaters, und dankte ihm von ganzem Herzen. Ich
sagte, daß ich mich stets bestreben werde, seinem Ver¬
trauen zu entsprechen, daß ich ihn inständig um seinen
Rath bitte, und daß ich in Vermögensangelegenheiten
wie in anderen nie gegen ihn handeln, und daß ich
auch nicht den kleinsten Schritt thun wolle, ohne nach
diesem Rath zu verlangen. Eine Wohnung außer
dem Hause zu beziehen, solange ich in unserer Stadt
lebe, wäre mir sehr schmerzlich, und ich bitte in dem
Hause meiner Eltern und an ihrem Tische bleiben zu
dürfen, solange Gott nicht selber durch irgend eine
Schickung eine Änderung herbei führe.

Der Vater und die Mutter waren über diese Worte
erfreut. Die Mutter sagte, daß sie mir zu meiner bis¬
herigen Wohnung, die mir doch als einem nunmehr
selbstständigen Manne besonders bei meinen jezigen

lich und auch ſo ſicher als möglich zu machen; aber
alle ſtehen wir in der Hand des Herrn, und er kann
durch Ereigniſſe, welche kein Menſchenauge vorher
ſehen kann, meine Vermögensumſtände bedeutend ver¬
ändern. Darum ſei weiſe, und gebahre mit dem Dei¬
nigen, wie du bisher zu meiner und zur Befriedigung
deiner Mutter gethan haſt.“

Ich war gerührt über die Handlungsweiſe meines
Vaters, und dankte ihm von ganzem Herzen. Ich
ſagte, daß ich mich ſtets beſtreben werde, ſeinem Ver¬
trauen zu entſprechen, daß ich ihn inſtändig um ſeinen
Rath bitte, und daß ich in Vermögensangelegenheiten
wie in anderen nie gegen ihn handeln, und daß ich
auch nicht den kleinſten Schritt thun wolle, ohne nach
dieſem Rath zu verlangen. Eine Wohnung außer
dem Hauſe zu beziehen, ſolange ich in unſerer Stadt
lebe, wäre mir ſehr ſchmerzlich, und ich bitte in dem
Hauſe meiner Eltern und an ihrem Tiſche bleiben zu
dürfen, ſolange Gott nicht ſelber durch irgend eine
Schickung eine Änderung herbei führe.

Der Vater und die Mutter waren über dieſe Worte
erfreut. Die Mutter ſagte, daß ſie mir zu meiner bis¬
herigen Wohnung, die mir doch als einem nunmehr
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[44/0058] lich und auch ſo ſicher als möglich zu machen; aber alle ſtehen wir in der Hand des Herrn, und er kann durch Ereigniſſe, welche kein Menſchenauge vorher ſehen kann, meine Vermögensumſtände bedeutend ver¬ ändern. Darum ſei weiſe, und gebahre mit dem Dei¬ nigen, wie du bisher zu meiner und zur Befriedigung deiner Mutter gethan haſt.“ Ich war gerührt über die Handlungsweiſe meines Vaters, und dankte ihm von ganzem Herzen. Ich ſagte, daß ich mich ſtets beſtreben werde, ſeinem Ver¬ trauen zu entſprechen, daß ich ihn inſtändig um ſeinen Rath bitte, und daß ich in Vermögensangelegenheiten wie in anderen nie gegen ihn handeln, und daß ich auch nicht den kleinſten Schritt thun wolle, ohne nach dieſem Rath zu verlangen. Eine Wohnung außer dem Hauſe zu beziehen, ſolange ich in unſerer Stadt lebe, wäre mir ſehr ſchmerzlich, und ich bitte in dem Hauſe meiner Eltern und an ihrem Tiſche bleiben zu dürfen, ſolange Gott nicht ſelber durch irgend eine Schickung eine Änderung herbei führe. Der Vater und die Mutter waren über dieſe Worte erfreut. Die Mutter ſagte, daß ſie mir zu meiner bis¬ herigen Wohnung, die mir doch als einem nunmehr ſelbſtſtändigen Manne beſonders bei meinen jezigen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/58>, abgerufen am 21.11.2024.