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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Wenn man von dem Rosenhause über den Hü¬
gel, auf dem der große Kirschbaum steht, nordwärts
geht, so kömmt man in die Wiese, durch welche der
Bach fließt, an dem mein Gastfreund jene Erlenge¬
wächse zieht, welche ihm das schöne Holz liefern, das
er neben anderen Hölzern zu seinen Schreinerarbeiten
verwendet. Wir waren öfter zu diesem Bache gekom¬
men, und seinen Ufern entlang gegangen. Er floß
aus einem Gehölze hervor, in welchem mein Gast¬
freund einige Wasserwerke hatte aufführen lassen, um
die Wiese vor Überschwemmungen zu sichern, und die
Verwilderung des Baches zu verhindern. Im Innern
des Gehölzes befindet sich ein ziemlich großer Teich,
eigentlich ein kleiner See, da er nicht mit Kunst an¬
gelegt sondern größtentheils von selber entstanden
war. Nur Geringes hatte man hinzu gefügt, um
nicht Versumpfungen an seinen Rändern und Über¬
fluthungen bei seinem Ausflusse entstehen zu lassen.
Das Wasser dieses Waldbeckens ist so klar, daß man
in ziemlicher Tiefe noch alle die bunten Steine sehen
kann, welche auf dem Grunde liegen. Nur schienen
sie grünlich blau gefärbt, wie es bei allen Wässern
der Fall ist, die aus unsern Kalkalpen oder in deren
Nähe fließen. Rings um dieses Wasser ist das Ge¬

Wenn man von dem Roſenhauſe über den Hü¬
gel, auf dem der große Kirſchbaum ſteht, nordwärts
geht, ſo kömmt man in die Wieſe, durch welche der
Bach fließt, an dem mein Gaſtfreund jene Erlenge¬
wächſe zieht, welche ihm das ſchöne Holz liefern, das
er neben anderen Hölzern zu ſeinen Schreinerarbeiten
verwendet. Wir waren öfter zu dieſem Bache gekom¬
men, und ſeinen Ufern entlang gegangen. Er floß
aus einem Gehölze hervor, in welchem mein Gaſt¬
freund einige Waſſerwerke hatte aufführen laſſen, um
die Wieſe vor Überſchwemmungen zu ſichern, und die
Verwilderung des Baches zu verhindern. Im Innern
des Gehölzes befindet ſich ein ziemlich großer Teich,
eigentlich ein kleiner See, da er nicht mit Kunſt an¬
gelegt ſondern größtentheils von ſelber entſtanden
war. Nur Geringes hatte man hinzu gefügt, um
nicht Verſumpfungen an ſeinen Rändern und Über¬
fluthungen bei ſeinem Ausfluſſe entſtehen zu laſſen.
Das Waſſer dieſes Waldbeckens iſt ſo klar, daß man
in ziemlicher Tiefe noch alle die bunten Steine ſehen
kann, welche auf dem Grunde liegen. Nur ſchienen
ſie grünlich blau gefärbt, wie es bei allen Wäſſern
der Fall iſt, die aus unſern Kalkalpen oder in deren
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[94/0108] Wenn man von dem Roſenhauſe über den Hü¬ gel, auf dem der große Kirſchbaum ſteht, nordwärts geht, ſo kömmt man in die Wieſe, durch welche der Bach fließt, an dem mein Gaſtfreund jene Erlenge¬ wächſe zieht, welche ihm das ſchöne Holz liefern, das er neben anderen Hölzern zu ſeinen Schreinerarbeiten verwendet. Wir waren öfter zu dieſem Bache gekom¬ men, und ſeinen Ufern entlang gegangen. Er floß aus einem Gehölze hervor, in welchem mein Gaſt¬ freund einige Waſſerwerke hatte aufführen laſſen, um die Wieſe vor Überſchwemmungen zu ſichern, und die Verwilderung des Baches zu verhindern. Im Innern des Gehölzes befindet ſich ein ziemlich großer Teich, eigentlich ein kleiner See, da er nicht mit Kunſt an¬ gelegt ſondern größtentheils von ſelber entſtanden war. Nur Geringes hatte man hinzu gefügt, um nicht Verſumpfungen an ſeinen Rändern und Über¬ fluthungen bei ſeinem Ausfluſſe entſtehen zu laſſen. Das Waſſer dieſes Waldbeckens iſt ſo klar, daß man in ziemlicher Tiefe noch alle die bunten Steine ſehen kann, welche auf dem Grunde liegen. Nur ſchienen ſie grünlich blau gefärbt, wie es bei allen Wäſſern der Fall iſt, die aus unſern Kalkalpen oder in deren Nähe fließen. Rings um dieſes Waſſer iſt das Ge¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/108>, abgerufen am 24.11.2024.