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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt
auch das wirken, daß ich bei meiner Geschäftlosigkeit
viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es
bei meinen früheren Anwesenheiten in dem Rosen¬
hause der Fall gewesen war.

Ich schrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe
als sonst, ich las in Dichtern, betrachtete alles um
mich herum, schweifte oft weit in die Gegend hinaus;
aber diese Lebensweise wurde mir bald beschwerlich,
und ich suchte etwas hervor, was mich tiefer beschäf¬
tigte. Die Dichter als das Edelste, was mir jezt be¬
gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬
tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬
gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder
meine Übungen im Malen der Landschaft. Ich malte
je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine
Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬
men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen.
Auch schloß ich menschliche Gestalten nicht aus, und
versuchte Theile derselben. Ich versuchte das Antliz des
Gärtners Simon und das seiner Gattin auf die Lein¬
wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große
Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder
in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu

gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt
auch das wirken, daß ich bei meiner Geſchäftloſigkeit
viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es
bei meinen früheren Anweſenheiten in dem Roſen¬
hauſe der Fall geweſen war.

Ich ſchrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe
als ſonſt, ich las in Dichtern, betrachtete alles um
mich herum, ſchweifte oft weit in die Gegend hinaus;
aber dieſe Lebensweiſe wurde mir bald beſchwerlich,
und ich ſuchte etwas hervor, was mich tiefer beſchäf¬
tigte. Die Dichter als das Edelſte, was mir jezt be¬
gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬
tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬
gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder
meine Übungen im Malen der Landſchaft. Ich malte
je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine
Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬
men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen.
Auch ſchloß ich menſchliche Geſtalten nicht aus, und
verſuchte Theile derſelben. Ich verſuchte das Antliz des
Gärtners Simon und das ſeiner Gattin auf die Lein¬
wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große
Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder
in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu

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[98/0112] gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt auch das wirken, daß ich bei meiner Geſchäftloſigkeit viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es bei meinen früheren Anweſenheiten in dem Roſen¬ hauſe der Fall geweſen war. Ich ſchrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe als ſonſt, ich las in Dichtern, betrachtete alles um mich herum, ſchweifte oft weit in die Gegend hinaus; aber dieſe Lebensweiſe wurde mir bald beſchwerlich, und ich ſuchte etwas hervor, was mich tiefer beſchäf¬ tigte. Die Dichter als das Edelſte, was mir jezt be¬ gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬ tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬ gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder meine Übungen im Malen der Landſchaft. Ich malte je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬ men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen. Auch ſchloß ich menſchliche Geſtalten nicht aus, und verſuchte Theile derſelben. Ich verſuchte das Antliz des Gärtners Simon und das ſeiner Gattin auf die Lein¬ wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/112>, abgerufen am 21.11.2024.