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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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noch einen Kaufvertrag über das Marmorbild von
einem Notar hatte verfassen lassen, und mich mit einer
gefertigten Abschrift versehen hatte, erlegte ich die ge¬
forderte Summe, und reiste wieder nach Hause. Hier
wurde berathen, wohin das nun mit allem Rechte
mein genannte Standbild kommen sollte. Es war
nicht schwer, die Stelle auszufinden. Ich hatte auf
der Marmortreppe schon einen Absaz errichtet, der
einerseits die Treppe unterbrechen und ihr dadurch
Zierlichkeit verleihen, und andrerseits dazu dienen
sollte, daß einmal ein Standbild auf ihm stehe, und
der Treppe den größten Schmuck verleihe. Nachdem
wir uns durch Messungen überzeugt hatten, daß die
Gestalt für den Plaz nicht zu hoch sei, wurde der
kleine Sockel verfertigt, auf dem sie jezt steht, es
wurde eine Vorrichtung gebaut, sie auf den Plaz zu
bringen, und sie wurde auf ihn gebracht. Wir stan¬
den nun oft vor der Gestalt, und betrachteten sie. Die
Wirkung wurde statt schwächer immer größer und
nachhaltiger, und unter allen Kunstgegenständen, die
ich habe, ist mir dieser der liebste. Das ist der hohe
Werth der Kunstdenkmale der alten heitern Griechen¬
welt, nicht blos der Denkmale der bildenden Kunst,
die wir noch haben, sondern auch der der Dichtung,

noch einen Kaufvertrag über das Marmorbild von
einem Notar hatte verfaſſen laſſen, und mich mit einer
gefertigten Abſchrift verſehen hatte, erlegte ich die ge¬
forderte Summe, und reiſte wieder nach Hauſe. Hier
wurde berathen, wohin das nun mit allem Rechte
mein genannte Standbild kommen ſollte. Es war
nicht ſchwer, die Stelle auszufinden. Ich hatte auf
der Marmortreppe ſchon einen Abſaz errichtet, der
einerſeits die Treppe unterbrechen und ihr dadurch
Zierlichkeit verleihen, und andrerſeits dazu dienen
ſollte, daß einmal ein Standbild auf ihm ſtehe, und
der Treppe den größten Schmuck verleihe. Nachdem
wir uns durch Meſſungen überzeugt hatten, daß die
Geſtalt für den Plaz nicht zu hoch ſei, wurde der
kleine Sockel verfertigt, auf dem ſie jezt ſteht, es
wurde eine Vorrichtung gebaut, ſie auf den Plaz zu
bringen, und ſie wurde auf ihn gebracht. Wir ſtan¬
den nun oft vor der Geſtalt, und betrachteten ſie. Die
Wirkung wurde ſtatt ſchwächer immer größer und
nachhaltiger, und unter allen Kunſtgegenſtänden, die
ich habe, iſt mir dieſer der liebſte. Das iſt der hohe
Werth der Kunſtdenkmale der alten heitern Griechen¬
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die wir noch haben, ſondern auch der der Dichtung,

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[122/0136] noch einen Kaufvertrag über das Marmorbild von einem Notar hatte verfaſſen laſſen, und mich mit einer gefertigten Abſchrift verſehen hatte, erlegte ich die ge¬ forderte Summe, und reiſte wieder nach Hauſe. Hier wurde berathen, wohin das nun mit allem Rechte mein genannte Standbild kommen ſollte. Es war nicht ſchwer, die Stelle auszufinden. Ich hatte auf der Marmortreppe ſchon einen Abſaz errichtet, der einerſeits die Treppe unterbrechen und ihr dadurch Zierlichkeit verleihen, und andrerſeits dazu dienen ſollte, daß einmal ein Standbild auf ihm ſtehe, und der Treppe den größten Schmuck verleihe. Nachdem wir uns durch Meſſungen überzeugt hatten, daß die Geſtalt für den Plaz nicht zu hoch ſei, wurde der kleine Sockel verfertigt, auf dem ſie jezt ſteht, es wurde eine Vorrichtung gebaut, ſie auf den Plaz zu bringen, und ſie wurde auf ihn gebracht. Wir ſtan¬ den nun oft vor der Geſtalt, und betrachteten ſie. Die Wirkung wurde ſtatt ſchwächer immer größer und nachhaltiger, und unter allen Kunſtgegenſtänden, die ich habe, iſt mir dieſer der liebſte. Das iſt der hohe Werth der Kunſtdenkmale der alten heitern Griechen¬ welt, nicht blos der Denkmale der bildenden Kunſt, die wir noch haben, ſondern auch der der Dichtung,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/136>, abgerufen am 24.11.2024.