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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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schritten werden konnte. Es arbeiteten zwei Menschen
ausschließlich an diesem Gegenstande. Mit dem
Gipsvorbilde ließ ich noch einige Veränderungen vor¬
nehmen. Es war mir nicht leicht genug, und zeigte
mir nicht hinlänglich das Weiche des Pflanzenlebens.
Ich ging in die Berge, suchte Pflanzen der Einbeere,
und brachte sie sammt ihrer Erde in Töpfen zurück,
damit sie nicht zu schnell welkten, und uns länger als
Muster dienen könnten. An diesen Pflanzen suchte ich
zu zeigen, was an dem Vorbilde noch fehle. Ich er¬
klärte, wo ein Blatttheil sich sanfter legen ein Rand
sich weicher krümmen müsse, damit endlich das Stein¬
bild, wenn es fertig wäre, nicht den Eindruck hervor¬
bringe, als ob es gemacht worden, sondern den, als
ob es gewachsen wäre. Da ich mich bemühte, die
Sache ohne Verlezung des Mannes, welcher das
Gipsvorbild verfertiget hatte, darzulegen, und sie
eher in das Gewand einer Berathung einzukleiden,
so ging man auf meine Ansichten sehr gerne ein, und
da die ersten Versuche gelangen, und das Becken durch
die größere Ähnlichkeit, die es mit dem Blatte er¬
langte, auch sichtbar an Schönheit gewann, so ging
man mit Eifer an die Fortsezung, suchte sich den
Pflanzenmerkmalen immer mehr zu nähern, und er¬

ſchritten werden konnte. Es arbeiteten zwei Menſchen
ausſchließlich an dieſem Gegenſtande. Mit dem
Gipsvorbilde ließ ich noch einige Veränderungen vor¬
nehmen. Es war mir nicht leicht genug, und zeigte
mir nicht hinlänglich das Weiche des Pflanzenlebens.
Ich ging in die Berge, ſuchte Pflanzen der Einbeere,
und brachte ſie ſammt ihrer Erde in Töpfen zurück,
damit ſie nicht zu ſchnell welkten, und uns länger als
Muſter dienen könnten. An dieſen Pflanzen ſuchte ich
zu zeigen, was an dem Vorbilde noch fehle. Ich er¬
klärte, wo ein Blatttheil ſich ſanfter legen ein Rand
ſich weicher krümmen müſſe, damit endlich das Stein¬
bild, wenn es fertig wäre, nicht den Eindruck hervor¬
bringe, als ob es gemacht worden, ſondern den, als
ob es gewachſen wäre. Da ich mich bemühte, die
Sache ohne Verlezung des Mannes, welcher das
Gipsvorbild verfertiget hatte, darzulegen, und ſie
eher in das Gewand einer Berathung einzukleiden,
ſo ging man auf meine Anſichten ſehr gerne ein, und
da die erſten Verſuche gelangen, und das Becken durch
die größere Ähnlichkeit, die es mit dem Blatte er¬
langte, auch ſichtbar an Schönheit gewann, ſo ging
man mit Eifer an die Fortſezung, ſuchte ſich den
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[174/0188] ſchritten werden konnte. Es arbeiteten zwei Menſchen ausſchließlich an dieſem Gegenſtande. Mit dem Gipsvorbilde ließ ich noch einige Veränderungen vor¬ nehmen. Es war mir nicht leicht genug, und zeigte mir nicht hinlänglich das Weiche des Pflanzenlebens. Ich ging in die Berge, ſuchte Pflanzen der Einbeere, und brachte ſie ſammt ihrer Erde in Töpfen zurück, damit ſie nicht zu ſchnell welkten, und uns länger als Muſter dienen könnten. An dieſen Pflanzen ſuchte ich zu zeigen, was an dem Vorbilde noch fehle. Ich er¬ klärte, wo ein Blatttheil ſich ſanfter legen ein Rand ſich weicher krümmen müſſe, damit endlich das Stein¬ bild, wenn es fertig wäre, nicht den Eindruck hervor¬ bringe, als ob es gemacht worden, ſondern den, als ob es gewachſen wäre. Da ich mich bemühte, die Sache ohne Verlezung des Mannes, welcher das Gipsvorbild verfertiget hatte, darzulegen, und ſie eher in das Gewand einer Berathung einzukleiden, ſo ging man auf meine Anſichten ſehr gerne ein, und da die erſten Verſuche gelangen, und das Becken durch die größere Ähnlichkeit, die es mit dem Blatte er¬ langte, auch ſichtbar an Schönheit gewann, ſo ging man mit Eifer an die Fortſezung, ſuchte ſich den Pflanzenmerkmalen immer mehr zu nähern, und er¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/188>, abgerufen am 24.11.2024.