Mein Gastfreund war in diesen Dingen sehr er¬ fahren, und stand mir bei.
Von den Dichtern nahm ich jezt Calderon vor. Ich konnte ihn bereits in dem Spanischen lesen, und vertiefte mich mit großem Eifer in seinen Geist.
Wir besuchten mehrere Male den Inghof. Es wurde dort Musik gemacht, es wurde gespielt, wir besuchten die schönsten Theile der Umgebung, oder besahen, was der Garten oder der Meierhof oder das Haus Vorzügliches aufzuweisen hatte.
Zur Zeit der Rosenblüthe kam Mathilde und Na¬ talie auf den Asperhof. Wir wußten den Tag der Ankunft, und erwarteten sie. Als sie ausgestiegen waren, als Mathilde und mein Gastfreund sich be¬ grüßt hatten, als einige Worte von den Lippen der Mutter zu Gustav gesprochen worden waren, wendete sie sich zu mir, und sprach mit den freundlichsten Mie¬ nen und mit dem liebevollsten Blick ihrer Augen die Freude aus, mich hier zu finden, zu wissen, daß ich mich schon ziemlich lange bei ihrem Freunde und ihrem Sohne aufgehalten habe, und zu hoffen, daß ich die ganze schöne Jahreszeit auf dem Asperhofe zu¬ bringen werde.
Ich erwiederte, daß ich heuer beschlossen habe,
Stifter, Nachsommer. II. 12
Mein Gaſtfreund war in dieſen Dingen ſehr er¬ fahren, und ſtand mir bei.
Von den Dichtern nahm ich jezt Calderon vor. Ich konnte ihn bereits in dem Spaniſchen leſen, und vertiefte mich mit großem Eifer in ſeinen Geiſt.
Wir beſuchten mehrere Male den Inghof. Es wurde dort Muſik gemacht, es wurde geſpielt, wir beſuchten die ſchönſten Theile der Umgebung, oder beſahen, was der Garten oder der Meierhof oder das Haus Vorzügliches aufzuweiſen hatte.
Zur Zeit der Roſenblüthe kam Mathilde und Na¬ talie auf den Aſperhof. Wir wußten den Tag der Ankunft, und erwarteten ſie. Als ſie ausgeſtiegen waren, als Mathilde und mein Gaſtfreund ſich be¬ grüßt hatten, als einige Worte von den Lippen der Mutter zu Guſtav geſprochen worden waren, wendete ſie ſich zu mir, und ſprach mit den freundlichſten Mie¬ nen und mit dem liebevollſten Blick ihrer Augen die Freude aus, mich hier zu finden, zu wiſſen, daß ich mich ſchon ziemlich lange bei ihrem Freunde und ihrem Sohne aufgehalten habe, und zu hoffen, daß ich die ganze ſchöne Jahreszeit auf dem Asperhofe zu¬ bringen werde.
Ich erwiederte, daß ich heuer beſchloſſen habe,
Stifter, Nachſommer. II. 12
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Mein Gaſtfreund war in dieſen Dingen ſehr er¬
fahren, und ſtand mir bei.
Von den Dichtern nahm ich jezt Calderon vor.
Ich konnte ihn bereits in dem Spaniſchen leſen, und
vertiefte mich mit großem Eifer in ſeinen Geiſt.
Wir beſuchten mehrere Male den Inghof. Es
wurde dort Muſik gemacht, es wurde geſpielt, wir
beſuchten die ſchönſten Theile der Umgebung, oder
beſahen, was der Garten oder der Meierhof oder das
Haus Vorzügliches aufzuweiſen hatte.
Zur Zeit der Roſenblüthe kam Mathilde und Na¬
talie auf den Aſperhof. Wir wußten den Tag der
Ankunft, und erwarteten ſie. Als ſie ausgeſtiegen
waren, als Mathilde und mein Gaſtfreund ſich be¬
grüßt hatten, als einige Worte von den Lippen der
Mutter zu Guſtav geſprochen worden waren, wendete
ſie ſich zu mir, und ſprach mit den freundlichſten Mie¬
nen und mit dem liebevollſten Blick ihrer Augen die
Freude aus, mich hier zu finden, zu wiſſen, daß ich
mich ſchon ziemlich lange bei ihrem Freunde und
ihrem Sohne aufgehalten habe, und zu hoffen, daß
ich die ganze ſchöne Jahreszeit auf dem Asperhofe zu¬
bringen werde.
Ich erwiederte, daß ich heuer beſchloſſen habe,
Stifter, Nachſommer. II. 12
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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