die Sonne schien, alles gewann einen eigenthümlichen sanften Reiz und eine Bedeutung.
Am achten Tage wandten wir unsere Wägen wie¬ der gegen Süden, und am neunten Abends trafen wir in dem Asperhofe ein.
Ehe ich mich zu meiner Heimreise rüstete, sah ich noch einmal Manches der herrlichen Bilder meines Gastfreundes, drückte manches Außerordentliche der Bücher in meine Seele, sah die geliebten Angesichter der Menschen, die mich umgaben, und sah manchen Blick der Landschaft, die sich zu tiefem Ersterben rü¬ stete.
Mein Herz war gehoben und geschwellt, und es war, als breitete sich in meinem Geiste die Frage aus, ob nun ein solches Vorgehen, ob die Kunst die Dichtung die Wissenschaft das Leben umschreibe und vollende, oder ob es noch ein Ferneres gäbe, das es umschließe, und es mit weit größerem Glück erfülle.
die Sonne ſchien, alles gewann einen eigenthümlichen ſanften Reiz und eine Bedeutung.
Am achten Tage wandten wir unſere Wägen wie¬ der gegen Süden, und am neunten Abends trafen wir in dem Asperhofe ein.
Ehe ich mich zu meiner Heimreiſe rüſtete, ſah ich noch einmal Manches der herrlichen Bilder meines Gaſtfreundes, drückte manches Außerordentliche der Bücher in meine Seele, ſah die geliebten Angeſichter der Menſchen, die mich umgaben, und ſah manchen Blick der Landſchaft, die ſich zu tiefem Erſterben rü¬ ſtete.
Mein Herz war gehoben und geſchwellt, und es war, als breitete ſich in meinem Geiſte die Frage aus, ob nun ein ſolches Vorgehen, ob die Kunſt die Dichtung die Wiſſenſchaft das Leben umſchreibe und vollende, oder ob es noch ein Ferneres gäbe, das es umſchließe, und es mit weit größerem Glück erfülle.
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die Sonne ſchien, alles gewann einen eigenthümlichen
ſanften Reiz und eine Bedeutung.
Am achten Tage wandten wir unſere Wägen wie¬
der gegen Süden, und am neunten Abends trafen
wir in dem Asperhofe ein.
Ehe ich mich zu meiner Heimreiſe rüſtete, ſah ich
noch einmal Manches der herrlichen Bilder meines
Gaſtfreundes, drückte manches Außerordentliche der
Bücher in meine Seele, ſah die geliebten Angeſichter
der Menſchen, die mich umgaben, und ſah manchen
Blick der Landſchaft, die ſich zu tiefem Erſterben rü¬
ſtete.
Mein Herz war gehoben und geſchwellt, und
es war, als breitete ſich in meinem Geiſte die Frage
aus, ob nun ein ſolches Vorgehen, ob die Kunſt die
Dichtung die Wiſſenſchaft das Leben umſchreibe und
vollende, oder ob es noch ein Ferneres gäbe, das es
umſchließe, und es mit weit größerem Glück erfülle.
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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