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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Von dem Zitherspiele, welches mein Jäger mit
mir übte, schrieb ich mir so viel auf, als ich konnte,
um es der Schwester zum Einlernen und zum Spie¬
len zu bringen.

Gegen die Zeit der Rosenblüthe ging ich in den
Asperhof, und fand die zwei Zimmer schon für mich
hergerichtet, welche ich im vorigen Sommer bewohnt
hatte.

Am ersten Tage erzählte mir schon der Gärtner
Simon, der von seinem Gewächshause zu mir herüber
gekommen war, daß der Cereus peruvianus in dem
Asperhofe sei. Der Herr habe ihn von dem Inghofe
gekauft, und da ich gewiß Ursache dieser Erwerbung
sei, so müsse er mir seinen Dank dafür abstatten. Ich
hatte allerdings mit meinem Gastfreunde über den
Cereus geredet, wie ich es dem Gärtner versprochen
hatte; aber ich wußte nicht, wie viel Antheil ich an
dem Kaufe hätte, und sagte daher, daß ich den Dank
nur mit Zurückhaltung annehmen könne. Ich mußte
dem Gärtner in das Cactushaus folgen, um den Ce¬
reus anzusehen. Die Pflanze war in freien Grund
gestellt, man hatte für sie einen eigenen Aufbau gleich¬
sam ein Thürmchen von doppeltem Glas auf dem
Cactushause errichtet, und hatte durch Stüzen oder

Von dem Zitherſpiele, welches mein Jäger mit
mir übte, ſchrieb ich mir ſo viel auf, als ich konnte,
um es der Schweſter zum Einlernen und zum Spie¬
len zu bringen.

Gegen die Zeit der Roſenblüthe ging ich in den
Asperhof, und fand die zwei Zimmer ſchon für mich
hergerichtet, welche ich im vorigen Sommer bewohnt
hatte.

Am erſten Tage erzählte mir ſchon der Gärtner
Simon, der von ſeinem Gewächshauſe zu mir herüber
gekommen war, daß der Cereus peruvianus in dem
Asperhofe ſei. Der Herr habe ihn von dem Inghofe
gekauft, und da ich gewiß Urſache dieſer Erwerbung
ſei, ſo müſſe er mir ſeinen Dank dafür abſtatten. Ich
hatte allerdings mit meinem Gaſtfreunde über den
Cereus geredet, wie ich es dem Gärtner verſprochen
hatte; aber ich wußte nicht, wie viel Antheil ich an
dem Kaufe hätte, und ſagte daher, daß ich den Dank
nur mit Zurückhaltung annehmen könne. Ich mußte
dem Gärtner in das Cactushaus folgen, um den Ce¬
reus anzuſehen. Die Pflanze war in freien Grund
geſtellt, man hatte für ſie einen eigenen Aufbau gleich¬
ſam ein Thürmchen von doppeltem Glas auf dem
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[18/0032] Von dem Zitherſpiele, welches mein Jäger mit mir übte, ſchrieb ich mir ſo viel auf, als ich konnte, um es der Schweſter zum Einlernen und zum Spie¬ len zu bringen. Gegen die Zeit der Roſenblüthe ging ich in den Asperhof, und fand die zwei Zimmer ſchon für mich hergerichtet, welche ich im vorigen Sommer bewohnt hatte. Am erſten Tage erzählte mir ſchon der Gärtner Simon, der von ſeinem Gewächshauſe zu mir herüber gekommen war, daß der Cereus peruvianus in dem Asperhofe ſei. Der Herr habe ihn von dem Inghofe gekauft, und da ich gewiß Urſache dieſer Erwerbung ſei, ſo müſſe er mir ſeinen Dank dafür abſtatten. Ich hatte allerdings mit meinem Gaſtfreunde über den Cereus geredet, wie ich es dem Gärtner verſprochen hatte; aber ich wußte nicht, wie viel Antheil ich an dem Kaufe hätte, und ſagte daher, daß ich den Dank nur mit Zurückhaltung annehmen könne. Ich mußte dem Gärtner in das Cactushaus folgen, um den Ce¬ reus anzuſehen. Die Pflanze war in freien Grund geſtellt, man hatte für ſie einen eigenen Aufbau gleich¬ ſam ein Thürmchen von doppeltem Glas auf dem Cactushauſe errichtet, und hatte durch Stüzen oder

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/32>, abgerufen am 21.11.2024.