aufgestanden war," fuhr Roland fort, "ist der Besizer von Haßberg. Sein Vater hatte die Besizung erst ge¬ kauft, und sie ursprünglich für einen jüngeren Sohn bestimmt, da der ältere das Stammgut Weißbach er¬ ben sollte; allein der jüngere Sohn und der Vater starben, und so hatte der ältere Weißbach und Ha߬ berg. Er übergab nach einiger Zeit seinem Sohne das Stammgut, und zog sich nach Haßberg zu¬ rück. Er ist einer jener Männer, die immer erfinden und bauen müssen. In Weißbach hat er schon meh¬ rere Bauten aufgeführt. In Haßberg richtete er eine Musterwirthschaft ein, er verbesserte die Felder und Wiesen, und friedigte sie mit schönen Hecken ein, er errichtete einen auserlesenen Viehstand, und führte in geschüzten Lagen den Hopfenbau ein, der sich unter seine Nachbarn verbreitete und eine Quelle des Wohl¬ standes eröffnete. Er dämmte dem Ritflusse Wiesen ab, er mauerte die Ufer des Mühlbaches heraus, er baute eine Flachsröstanstalt, baute neue Ställe Scheu¬ ern Trockenhäuser Brücken Stege Gartenhäuser, und ändert im Innern des Schlosses beständig um. Er ist im Laufe des ganzen Tages mit Nachschauen und Anordnen beschäftigt, zeichnet und entwirft in der Nacht, und wenn irgendwo im Lande über Führung
aufgeſtanden war,“ fuhr Roland fort, „iſt der Beſizer von Haßberg. Sein Vater hatte die Beſizung erſt ge¬ kauft, und ſie urſprünglich für einen jüngeren Sohn beſtimmt, da der ältere das Stammgut Weißbach er¬ ben ſollte; allein der jüngere Sohn und der Vater ſtarben, und ſo hatte der ältere Weißbach und Ha߬ berg. Er übergab nach einiger Zeit ſeinem Sohne das Stammgut, und zog ſich nach Haßberg zu¬ rück. Er iſt einer jener Männer, die immer erfinden und bauen müſſen. In Weißbach hat er ſchon meh¬ rere Bauten aufgeführt. In Haßberg richtete er eine Muſterwirthſchaft ein, er verbeſſerte die Felder und Wieſen, und friedigte ſie mit ſchönen Hecken ein, er errichtete einen auserleſenen Viehſtand, und führte in geſchüzten Lagen den Hopfenbau ein, der ſich unter ſeine Nachbarn verbreitete und eine Quelle des Wohl¬ ſtandes eröffnete. Er dämmte dem Ritfluſſe Wieſen ab, er mauerte die Ufer des Mühlbaches heraus, er baute eine Flachsröſtanſtalt, baute neue Ställe Scheu¬ ern Trockenhäuſer Brücken Stege Gartenhäuſer, und ändert im Innern des Schloſſes beſtändig um. Er iſt im Laufe des ganzen Tages mit Nachſchauen und Anordnen beſchäftigt, zeichnet und entwirft in der Nacht, und wenn irgendwo im Lande über Führung
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aufgeſtanden war,“ fuhr Roland fort, „iſt der Beſizer
von Haßberg. Sein Vater hatte die Beſizung erſt ge¬
kauft, und ſie urſprünglich für einen jüngeren Sohn
beſtimmt, da der ältere das Stammgut Weißbach er¬
ben ſollte; allein der jüngere Sohn und der Vater
ſtarben, und ſo hatte der ältere Weißbach und Ha߬
berg. Er übergab nach einiger Zeit ſeinem Sohne
das Stammgut, und zog ſich nach Haßberg zu¬
rück. Er iſt einer jener Männer, die immer erfinden
und bauen müſſen. In Weißbach hat er ſchon meh¬
rere Bauten aufgeführt. In Haßberg richtete er eine
Muſterwirthſchaft ein, er verbeſſerte die Felder und
Wieſen, und friedigte ſie mit ſchönen Hecken ein, er
errichtete einen auserleſenen Viehſtand, und führte in
geſchüzten Lagen den Hopfenbau ein, der ſich unter
ſeine Nachbarn verbreitete und eine Quelle des Wohl¬
ſtandes eröffnete. Er dämmte dem Ritfluſſe Wieſen
ab, er mauerte die Ufer des Mühlbaches heraus, er
baute eine Flachsröſtanſtalt, baute neue Ställe Scheu¬
ern Trockenhäuſer Brücken Stege Gartenhäuſer, und
ändert im Innern des Schloſſes beſtändig um. Er iſt
im Laufe des ganzen Tages mit Nachſchauen und
Anordnen beſchäftigt, zeichnet und entwirft in der
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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