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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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"Ich habe es erkannt, und habe gedacht, daß der
Blick des Mädchens wohlwollend sei, und daß er ein
Einverständniß über unsere gemeinschaftliche Empfin¬
dung bei der Vorstellung bedeuten könne."

"Und ihr habt mich also nicht wieder erkannt?"

"Nein, Natalie."

"Ich habe euch gleich erkannt, als ich euch in dem
Asperhofe sah."

"Es ist mir lieb, daß es eure Augen gewesen sind,
die mir den Dank gesagt haben; der Dank ist tief in
mein Gemüth gedrungen. Aber wie konnte es auch
anders sein, da eure Augen das Liebste und Holdeste
sind, was für mich die Erde hat."

"Ich habe euch schon damals in meinem Herzen
höher gestellt als die andern, obwohl ihr ein Fremder
waret, und obwohl ich denken konnte, daß ihr mir
in meinem ganzen Leben fremd bleiben werdet."

"Natalie, was mir heute begegnet ist, bildet eine
Wendung in meinem Leben, und ein so tiefes Ereig¬
niß, daß ich es kaum denken kann. Ich muß suchen,
alles zurecht zu legen, und mich an den Gedanken
der Zukunft zu gewöhnen."

"Es ist ein Glück, das uns ohne Verdienst vom

„Ich habe es erkannt, und habe gedacht, daß der
Blick des Mädchens wohlwollend ſei, und daß er ein
Einverſtändniß über unſere gemeinſchaftliche Empfin¬
dung bei der Vorſtellung bedeuten könne.“

„Und ihr habt mich alſo nicht wieder erkannt?“

„Nein, Natalie.“

„Ich habe euch gleich erkannt, als ich euch in dem
Asperhofe ſah.“

„Es iſt mir lieb, daß es eure Augen geweſen ſind,
die mir den Dank geſagt haben; der Dank iſt tief in
mein Gemüth gedrungen. Aber wie konnte es auch
anders ſein, da eure Augen das Liebſte und Holdeſte
ſind, was für mich die Erde hat.“

„Ich habe euch ſchon damals in meinem Herzen
höher geſtellt als die andern, obwohl ihr ein Fremder
waret, und obwohl ich denken konnte, daß ihr mir
in meinem ganzen Leben fremd bleiben werdet.“

„Natalie, was mir heute begegnet iſt, bildet eine
Wendung in meinem Leben, und ein ſo tiefes Ereig¬
niß, daß ich es kaum denken kann. Ich muß ſuchen,
alles zurecht zu legen, und mich an den Gedanken
der Zukunft zu gewöhnen.“

„Es iſt ein Glück, das uns ohne Verdienſt vom

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[411/0425] „Ich habe es erkannt, und habe gedacht, daß der Blick des Mädchens wohlwollend ſei, und daß er ein Einverſtändniß über unſere gemeinſchaftliche Empfin¬ dung bei der Vorſtellung bedeuten könne.“ „Und ihr habt mich alſo nicht wieder erkannt?“ „Nein, Natalie.“ „Ich habe euch gleich erkannt, als ich euch in dem Asperhofe ſah.“ „Es iſt mir lieb, daß es eure Augen geweſen ſind, die mir den Dank geſagt haben; der Dank iſt tief in mein Gemüth gedrungen. Aber wie konnte es auch anders ſein, da eure Augen das Liebſte und Holdeſte ſind, was für mich die Erde hat.“ „Ich habe euch ſchon damals in meinem Herzen höher geſtellt als die andern, obwohl ihr ein Fremder waret, und obwohl ich denken konnte, daß ihr mir in meinem ganzen Leben fremd bleiben werdet.“ „Natalie, was mir heute begegnet iſt, bildet eine Wendung in meinem Leben, und ein ſo tiefes Ereig¬ niß, daß ich es kaum denken kann. Ich muß ſuchen, alles zurecht zu legen, und mich an den Gedanken der Zukunft zu gewöhnen.“ „Es iſt ein Glück, das uns ohne Verdienſt vom

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/425>, abgerufen am 21.11.2024.