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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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deutscher Baudenkmale einrichten sollte, und daß man
dadurch zu schöneren Gestaltungen käme."

"Wenn ihr den Gedanken so nehmet," erwiederte
er, "daß sich die, welche Edelsteine fassen, im Sinne
der alten Baumeister bilden sollen, welche Würdiges
und Schönes auf einfache und erhebende Art darstell¬
ten, so dürftet ihr, glaube ich, recht haben. Wenn
ihr aber meint, daß Gestaltungen, welche an mittel¬
alterlichen Gebäuden vorkommen, im verkleinerten
Maßstabe sofort als Schmuckdinge zu gebrauchen
seien, so dürftet ihr euch irren."

"So habe ich es gemeint," sagte ich.

"Wir haben schon einmal über diesen Gegenstand
gesprochen," erwiederte er, "und ich habe damals sel¬
ber auf die alterthümliche Kunst als die Grundlage
von Schmuck hingewiesen; aber ich habe damit nicht
blos die Baukunst gemeint, sondern jede Kunst auch
die der Geräthe der Kirchenstoffe der weltlichen Stoffe
die Malerkunst die Bildhauerkunst die Holzschneide¬
kunst und Ähnliches. Auch habe ich nicht die unmittel¬
bare Nachahmung der Gestaltungen gemeint, sondern
die Erkennung des Geistes, der in diesen Gestaltun¬
gen wohnt, das Erfüllen des Gemüthes mit diesem
Geiste, und dann das Schaffen in dieser Erkenntniß

deutſcher Baudenkmale einrichten ſollte, und daß man
dadurch zu ſchöneren Geſtaltungen käme.“

„Wenn ihr den Gedanken ſo nehmet,“ erwiederte
er, „daß ſich die, welche Edelſteine faſſen, im Sinne
der alten Baumeiſter bilden ſollen, welche Würdiges
und Schönes auf einfache und erhebende Art darſtell¬
ten, ſo dürftet ihr, glaube ich, recht haben. Wenn
ihr aber meint, daß Geſtaltungen, welche an mittel¬
alterlichen Gebäuden vorkommen, im verkleinerten
Maßſtabe ſofort als Schmuckdinge zu gebrauchen
ſeien, ſo dürftet ihr euch irren.“

„So habe ich es gemeint,“ ſagte ich.

„Wir haben ſchon einmal über dieſen Gegenſtand
geſprochen,“ erwiederte er, „und ich habe damals ſel¬
ber auf die alterthümliche Kunſt als die Grundlage
von Schmuck hingewieſen; aber ich habe damit nicht
blos die Baukunſt gemeint, ſondern jede Kunſt auch
die der Geräthe der Kirchenſtoffe der weltlichen Stoffe
die Malerkunſt die Bildhauerkunſt die Holzſchneide¬
kunſt und Ähnliches. Auch habe ich nicht die unmittel¬
bare Nachahmung der Geſtaltungen gemeint, ſondern
die Erkennung des Geiſtes, der in dieſen Geſtaltun¬
gen wohnt, das Erfüllen des Gemüthes mit dieſem
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[93/0107] deutſcher Baudenkmale einrichten ſollte, und daß man dadurch zu ſchöneren Geſtaltungen käme.“ „Wenn ihr den Gedanken ſo nehmet,“ erwiederte er, „daß ſich die, welche Edelſteine faſſen, im Sinne der alten Baumeiſter bilden ſollen, welche Würdiges und Schönes auf einfache und erhebende Art darſtell¬ ten, ſo dürftet ihr, glaube ich, recht haben. Wenn ihr aber meint, daß Geſtaltungen, welche an mittel¬ alterlichen Gebäuden vorkommen, im verkleinerten Maßſtabe ſofort als Schmuckdinge zu gebrauchen ſeien, ſo dürftet ihr euch irren.“ „So habe ich es gemeint,“ ſagte ich. „Wir haben ſchon einmal über dieſen Gegenſtand geſprochen,“ erwiederte er, „und ich habe damals ſel¬ ber auf die alterthümliche Kunſt als die Grundlage von Schmuck hingewieſen; aber ich habe damit nicht blos die Baukunſt gemeint, ſondern jede Kunſt auch die der Geräthe der Kirchenſtoffe der weltlichen Stoffe die Malerkunſt die Bildhauerkunſt die Holzſchneide¬ kunſt und Ähnliches. Auch habe ich nicht die unmittel¬ bare Nachahmung der Geſtaltungen gemeint, ſondern die Erkennung des Geiſtes, der in dieſen Geſtaltun¬ gen wohnt, das Erfüllen des Gemüthes mit dieſem Geiſte, und dann das Schaffen in dieſer Erkenntniß

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/107>, abgerufen am 24.11.2024.