Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

lange in dasselbe, und betrachtete alles genau. Ich
lenkte ihren Blick auf die Theile, die mir wichtig
schienen, erklärte ihr alles, und erzählte von dem
Schlosse und von denen, die in demselben sind.

Es war indessen der Mittag gekommen, wir
lösten das Fernrohr ab, und gingen langsam unserer
Wohnung zu.

"Kann man hier nicht auch das Rosenhaus deines
Freundes sehen?" fragte sie im Heimgehen.

"Hier nicht," erwiederte ich, "hier ist nicht einmal
der höchste Theil der Rosenhausgegend zu erblicken,
weil der Kronwald, den du gegen Norden siehst, sie
deckt. Im Weiterfahren werden wir auf einen Hügel
kommen, von dem aus ich dir die Anhöhe zeigen kann,
auf welcher das Haus liegt, und von dem aus du mit
dem Fernrohre das Haus sehen kannst."

Wir gingen in unsere Wohnung, und am nächsten
Tage fuhren wir weiter. Als wir an die Stelle ge¬
kommen waren, von welcher man die Höhe des Asper¬
hofes sehen konnte, ließ ich halten, wir stiegen aus,
ich zeigte Klotilden den Hügel, auf welchem das Haus
meines Gastfreundes liegt, richtete das Fernrohr, und
ließ sie durch dasselbe das Haus erblicken. Wir waren
aber hier so weit von dem Asperhofe entfernt, daß man

lange in dasſelbe, und betrachtete alles genau. Ich
lenkte ihren Blick auf die Theile, die mir wichtig
ſchienen, erklärte ihr alles, und erzählte von dem
Schloſſe und von denen, die in demſelben ſind.

Es war indeſſen der Mittag gekommen, wir
löſten das Fernrohr ab, und gingen langſam unſerer
Wohnung zu.

„Kann man hier nicht auch das Roſenhaus deines
Freundes ſehen?“ fragte ſie im Heimgehen.

„Hier nicht,“ erwiederte ich, „hier iſt nicht einmal
der höchſte Theil der Roſenhausgegend zu erblicken,
weil der Kronwald, den du gegen Norden ſiehſt, ſie
deckt. Im Weiterfahren werden wir auf einen Hügel
kommen, von dem aus ich dir die Anhöhe zeigen kann,
auf welcher das Haus liegt, und von dem aus du mit
dem Fernrohre das Haus ſehen kannſt.“

Wir gingen in unſere Wohnung, und am nächſten
Tage fuhren wir weiter. Als wir an die Stelle ge¬
kommen waren, von welcher man die Höhe des Asper¬
hofes ſehen konnte, ließ ich halten, wir ſtiegen aus,
ich zeigte Klotilden den Hügel, auf welchem das Haus
meines Gaſtfreundes liegt, richtete das Fernrohr, und
ließ ſie durch dasſelbe das Haus erblicken. Wir waren
aber hier ſo weit von dem Asperhofe entfernt, daß man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0154" n="140"/>
lange in das&#x017F;elbe, und betrachtete alles genau. Ich<lb/>
lenkte ihren Blick auf die Theile, die mir wichtig<lb/>
&#x017F;chienen, erklärte ihr alles, und erzählte von dem<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e und von denen, die in dem&#x017F;elben &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Es war inde&#x017F;&#x017F;en der Mittag gekommen, wir<lb/>&#x017F;ten das Fernrohr ab, und gingen lang&#x017F;am un&#x017F;erer<lb/>
Wohnung zu.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kann man hier nicht auch das Ro&#x017F;enhaus deines<lb/>
Freundes &#x017F;ehen?&#x201C; fragte &#x017F;ie im Heimgehen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hier nicht,&#x201C; erwiederte ich, &#x201E;hier i&#x017F;t nicht einmal<lb/>
der höch&#x017F;te Theil der Ro&#x017F;enhausgegend zu erblicken,<lb/>
weil der Kronwald, den du gegen Norden &#x017F;ieh&#x017F;t, &#x017F;ie<lb/>
deckt. Im Weiterfahren werden wir auf einen Hügel<lb/>
kommen, von dem aus ich dir die Anhöhe zeigen kann,<lb/>
auf welcher das Haus liegt, und von dem aus du mit<lb/>
dem Fernrohre das Haus &#x017F;ehen kann&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Wir gingen in un&#x017F;ere Wohnung, und am näch&#x017F;ten<lb/>
Tage fuhren wir weiter. Als wir an die Stelle ge¬<lb/>
kommen waren, von welcher man die Höhe des Asper¬<lb/>
hofes &#x017F;ehen konnte, ließ ich halten, wir &#x017F;tiegen aus,<lb/>
ich zeigte Klotilden den Hügel, auf welchem das Haus<lb/>
meines Ga&#x017F;tfreundes liegt, richtete das Fernrohr, und<lb/>
ließ &#x017F;ie durch das&#x017F;elbe das Haus erblicken. Wir waren<lb/>
aber hier &#x017F;o weit von dem Asperhofe entfernt, daß man<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] lange in dasſelbe, und betrachtete alles genau. Ich lenkte ihren Blick auf die Theile, die mir wichtig ſchienen, erklärte ihr alles, und erzählte von dem Schloſſe und von denen, die in demſelben ſind. Es war indeſſen der Mittag gekommen, wir löſten das Fernrohr ab, und gingen langſam unſerer Wohnung zu. „Kann man hier nicht auch das Roſenhaus deines Freundes ſehen?“ fragte ſie im Heimgehen. „Hier nicht,“ erwiederte ich, „hier iſt nicht einmal der höchſte Theil der Roſenhausgegend zu erblicken, weil der Kronwald, den du gegen Norden ſiehſt, ſie deckt. Im Weiterfahren werden wir auf einen Hügel kommen, von dem aus ich dir die Anhöhe zeigen kann, auf welcher das Haus liegt, und von dem aus du mit dem Fernrohre das Haus ſehen kannſt.“ Wir gingen in unſere Wohnung, und am nächſten Tage fuhren wir weiter. Als wir an die Stelle ge¬ kommen waren, von welcher man die Höhe des Asper¬ hofes ſehen konnte, ließ ich halten, wir ſtiegen aus, ich zeigte Klotilden den Hügel, auf welchem das Haus meines Gaſtfreundes liegt, richtete das Fernrohr, und ließ ſie durch dasſelbe das Haus erblicken. Wir waren aber hier ſo weit von dem Asperhofe entfernt, daß man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/154
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/154>, abgerufen am 24.11.2024.