und traten unsern Weg an. Die Echernspize stand fast schwarz im Süden, wir konnten sie deutlich in die blasse Luft über dem Haustein, der uns noch un¬ sere Eisfelder deckte, empor ragen sehen. Der Tag war wieder ganz heiter. Obgleich es noch nicht licht war, durften wir eine Verirrung nicht fürchten, denn wir mußten geraume Zeit zwischen Felsen empor gehen, die unsere Richtung von beiden Seiten begrenzten, und uns nicht abweichen ließen. Wir legten, weil der Schnee in diesen Rinnen sich angehäuft hatte, unsere Schneereifen an, und gingen in der ungewissen Dämmerung vorwärts. Nach etwas mehr als einer Stunde Wanderung kamen wir auf die Höhe hinaus wo die Gegend sich wieder öffnet, und gegen Osten weite Felder hinziehen. Diese biegen, nachdem sie sich ziemlich hoch erhoben, gegen Süden um einen Fels herum, und lassen dann den Eisstock erblicken, zu dem wir wollten. Dieser drückt mit großer Macht von Süden gegen Norden herab, und hat zu seiner süd¬ lichen Begrenzung die Echernspize. Auf den erklom¬ menen Feldern war es schon ganz licht; allein die Berge, welche wir am östlichen Rande derselben unter uns und weit draußen erblicken sollten, waren nicht zu sehen, sondern am Rande der mit Schnee bedeckten
und traten unſern Weg an. Die Echernſpize ſtand faſt ſchwarz im Süden, wir konnten ſie deutlich in die blaſſe Luft über dem Hauſtein, der uns noch un¬ ſere Eisfelder deckte, empor ragen ſehen. Der Tag war wieder ganz heiter. Obgleich es noch nicht licht war, durften wir eine Verirrung nicht fürchten, denn wir mußten geraume Zeit zwiſchen Felſen empor gehen, die unſere Richtung von beiden Seiten begrenzten, und uns nicht abweichen ließen. Wir legten, weil der Schnee in dieſen Rinnen ſich angehäuft hatte, unſere Schneereifen an, und gingen in der ungewiſſen Dämmerung vorwärts. Nach etwas mehr als einer Stunde Wanderung kamen wir auf die Höhe hinaus wo die Gegend ſich wieder öffnet, und gegen Oſten weite Felder hinziehen. Dieſe biegen, nachdem ſie ſich ziemlich hoch erhoben, gegen Süden um einen Fels herum, und laſſen dann den Eisſtock erblicken, zu dem wir wollten. Dieſer drückt mit großer Macht von Süden gegen Norden herab, und hat zu ſeiner ſüd¬ lichen Begrenzung die Echernſpize. Auf den erklom¬ menen Feldern war es ſchon ganz licht; allein die Berge, welche wir am öſtlichen Rande derſelben unter uns und weit draußen erblicken ſollten, waren nicht zu ſehen, ſondern am Rande der mit Schnee bedeckten
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und traten unſern Weg an. Die Echernſpize ſtand
faſt ſchwarz im Süden, wir konnten ſie deutlich in
die blaſſe Luft über dem Hauſtein, der uns noch un¬
ſere Eisfelder deckte, empor ragen ſehen. Der Tag
war wieder ganz heiter. Obgleich es noch nicht licht
war, durften wir eine Verirrung nicht fürchten, denn
wir mußten geraume Zeit zwiſchen Felſen empor gehen,
die unſere Richtung von beiden Seiten begrenzten,
und uns nicht abweichen ließen. Wir legten, weil
der Schnee in dieſen Rinnen ſich angehäuft hatte,
unſere Schneereifen an, und gingen in der ungewiſſen
Dämmerung vorwärts. Nach etwas mehr als einer
Stunde Wanderung kamen wir auf die Höhe hinaus
wo die Gegend ſich wieder öffnet, und gegen Oſten
weite Felder hinziehen. Dieſe biegen, nachdem ſie ſich
ziemlich hoch erhoben, gegen Süden um einen Fels
herum, und laſſen dann den Eisſtock erblicken, zu dem
wir wollten. Dieſer drückt mit großer Macht von
Süden gegen Norden herab, und hat zu ſeiner ſüd¬
lichen Begrenzung die Echernſpize. Auf den erklom¬
menen Feldern war es ſchon ganz licht; allein die
Berge, welche wir am öſtlichen Rande derſelben unter
uns und weit draußen erblicken ſollten, waren nicht
zu ſehen, ſondern am Rande der mit Schnee bedeckten
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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