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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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gelegt, so viele er in der ersten Baumreihe habe fin¬
den können. Sie werden wohl zu gar nichts tauglich
sein. Er freue sich schon sehr auf den Herbst, wo man
alles das herabnehmen werde, und wo auch die schö¬
nen rothen blauen und goldgrünen Trauben von die¬
sem Ganggeländer heruntergelesen werden würden.
Es sei gar nicht mehr lange bis dahin."

"Wir sprachen nicht, und gingen einige Male in
dem Gange mit ihm hin und wider."

"Die große Erregung hatte sich ein wenig gelegt,
und wir gingen in das Haus. Ich ging aber nicht
mit Mathilden zu ihrer Mutter, wie ich sonst immer
gethan hatte, sondern nachdem ich Alfred in sein Zim¬
mer geschickt hatte, schweifte ich durch die Büsche her¬
um, und ging immer wieder auf den Plaz, von wel¬
chem ich die Fenster sehen konnte, innerhalb welcher
die theuerste aller Gestalten verweilte. Ich meinte,
ich müsse sie durch mein Sehnen zu mir herausziehen
können. Es war erst ein Augenblick, seit wir uns
getrennt hatten, und mir erschien es so lange. Ich
glaubte, ohne sie nicht bestehen zu können, ich glaubte,
jede Zeit sei ein verlornes Gut, in welcher ich das
holde schlanke Mädchen nicht an mein Herz drückte.
Ich hatte früher nie irgend ein Mädchen bei der Hand

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gelegt, ſo viele er in der erſten Baumreihe habe fin¬
den können. Sie werden wohl zu gar nichts tauglich
ſein. Er freue ſich ſchon ſehr auf den Herbſt, wo man
alles das herabnehmen werde, und wo auch die ſchö¬
nen rothen blauen und goldgrünen Trauben von die¬
ſem Ganggeländer heruntergeleſen werden würden.
Es ſei gar nicht mehr lange bis dahin.“

„Wir ſprachen nicht, und gingen einige Male in
dem Gange mit ihm hin und wider.“

„Die große Erregung hatte ſich ein wenig gelegt,
und wir gingen in das Haus. Ich ging aber nicht
mit Mathilden zu ihrer Mutter, wie ich ſonſt immer
gethan hatte, ſondern nachdem ich Alfred in ſein Zim¬
mer geſchickt hatte, ſchweifte ich durch die Büſche her¬
um, und ging immer wieder auf den Plaz, von wel¬
chem ich die Fenſter ſehen konnte, innerhalb welcher
die theuerſte aller Geſtalten verweilte. Ich meinte,
ich müſſe ſie durch mein Sehnen zu mir herausziehen
können. Es war erſt ein Augenblick, ſeit wir uns
getrennt hatten, und mir erſchien es ſo lange. Ich
glaubte, ohne ſie nicht beſtehen zu können, ich glaubte,
jede Zeit ſei ein verlornes Gut, in welcher ich das
holde ſchlanke Mädchen nicht an mein Herz drückte.
Ich hatte früher nie irgend ein Mädchen bei der Hand

19 *
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[291/0305] gelegt, ſo viele er in der erſten Baumreihe habe fin¬ den können. Sie werden wohl zu gar nichts tauglich ſein. Er freue ſich ſchon ſehr auf den Herbſt, wo man alles das herabnehmen werde, und wo auch die ſchö¬ nen rothen blauen und goldgrünen Trauben von die¬ ſem Ganggeländer heruntergeleſen werden würden. Es ſei gar nicht mehr lange bis dahin.“ „Wir ſprachen nicht, und gingen einige Male in dem Gange mit ihm hin und wider.“ „Die große Erregung hatte ſich ein wenig gelegt, und wir gingen in das Haus. Ich ging aber nicht mit Mathilden zu ihrer Mutter, wie ich ſonſt immer gethan hatte, ſondern nachdem ich Alfred in ſein Zim¬ mer geſchickt hatte, ſchweifte ich durch die Büſche her¬ um, und ging immer wieder auf den Plaz, von wel¬ chem ich die Fenſter ſehen konnte, innerhalb welcher die theuerſte aller Geſtalten verweilte. Ich meinte, ich müſſe ſie durch mein Sehnen zu mir herausziehen können. Es war erſt ein Augenblick, ſeit wir uns getrennt hatten, und mir erſchien es ſo lange. Ich glaubte, ohne ſie nicht beſtehen zu können, ich glaubte, jede Zeit ſei ein verlornes Gut, in welcher ich das holde ſchlanke Mädchen nicht an mein Herz drückte. Ich hatte früher nie irgend ein Mädchen bei der Hand 19 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/305>, abgerufen am 22.11.2024.