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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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das Freie, ein großer Theil des Sternenhimmels sah
zu mir herein. Ich habe sehr lange die Sterne be¬
trachtet. Am Morgen stand ich frühe auf, und da ich
glaubte, daß ich niemand in dem Schlosse mehr stören
würde, ging ich in das Freie, um die milde Luft zu
genießen."

"Es ist ein eigenes erquickendes Labsal, die reine
Luft des heiteren Sommers zu athmen," erwiederte sie.

"Es ist die erhebendste Nahrung, die uns der Him¬
mel gegeben hat," antwortete ich. "Das weiß ich,
wenn ich auf einem hohen Berge stehe, und die
Luft in ihrer Weite wie ein unausmeßbares Meer
um mich herum ist. Aber nicht blos die Luft des
Sommers ist erquickend, auch die des Winters ist es,
jede ist es, welche rein ist, und in welcher sich nicht
Theile finden, die unserm Wesen widerstreben."

"Ich gehe oft mit der Mutter an stillen Winter¬
tagen gerade diesen Weg, auf dem wir jezt wandeln.
Er ist wohl und breit ausgefahren, weil die Bewoh¬
ner von Erlthal und die der umliegenden Häuser im
Winter von ihrem tief gelegenen Fahrwege eine kleine
Abbeugung über die Felder machen, und dann unseren
Spazierweg seiner ganzen Länge nach befahren. Da
ist es oft recht schön, wenn die Zweige der Bäume

das Freie, ein großer Theil des Sternenhimmels ſah
zu mir herein. Ich habe ſehr lange die Sterne be¬
trachtet. Am Morgen ſtand ich frühe auf, und da ich
glaubte, daß ich niemand in dem Schloſſe mehr ſtören
würde, ging ich in das Freie, um die milde Luft zu
genießen.“

„Es iſt ein eigenes erquickendes Labſal, die reine
Luft des heiteren Sommers zu athmen,“ erwiederte ſie.

„Es iſt die erhebendſte Nahrung, die uns der Him¬
mel gegeben hat,“ antwortete ich. „Das weiß ich,
wenn ich auf einem hohen Berge ſtehe, und die
Luft in ihrer Weite wie ein unausmeßbares Meer
um mich herum iſt. Aber nicht blos die Luft des
Sommers iſt erquickend, auch die des Winters iſt es,
jede iſt es, welche rein iſt, und in welcher ſich nicht
Theile finden, die unſerm Weſen widerſtreben.“

„Ich gehe oft mit der Mutter an ſtillen Winter¬
tagen gerade dieſen Weg, auf dem wir jezt wandeln.
Er iſt wohl und breit ausgefahren, weil die Bewoh¬
ner von Erlthal und die der umliegenden Häuſer im
Winter von ihrem tief gelegenen Fahrwege eine kleine
Abbeugung über die Felder machen, und dann unſeren
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[18/0032] das Freie, ein großer Theil des Sternenhimmels ſah zu mir herein. Ich habe ſehr lange die Sterne be¬ trachtet. Am Morgen ſtand ich frühe auf, und da ich glaubte, daß ich niemand in dem Schloſſe mehr ſtören würde, ging ich in das Freie, um die milde Luft zu genießen.“ „Es iſt ein eigenes erquickendes Labſal, die reine Luft des heiteren Sommers zu athmen,“ erwiederte ſie. „Es iſt die erhebendſte Nahrung, die uns der Him¬ mel gegeben hat,“ antwortete ich. „Das weiß ich, wenn ich auf einem hohen Berge ſtehe, und die Luft in ihrer Weite wie ein unausmeßbares Meer um mich herum iſt. Aber nicht blos die Luft des Sommers iſt erquickend, auch die des Winters iſt es, jede iſt es, welche rein iſt, und in welcher ſich nicht Theile finden, die unſerm Weſen widerſtreben.“ „Ich gehe oft mit der Mutter an ſtillen Winter¬ tagen gerade dieſen Weg, auf dem wir jezt wandeln. Er iſt wohl und breit ausgefahren, weil die Bewoh¬ ner von Erlthal und die der umliegenden Häuſer im Winter von ihrem tief gelegenen Fahrwege eine kleine Abbeugung über die Felder machen, und dann unſeren Spazierweg ſeiner ganzen Länge nach befahren. Da iſt es oft recht ſchön, wenn die Zweige der Bäume

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/32>, abgerufen am 21.11.2024.