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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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tenhauses war eine Bank, auf welche von einem Ro¬
sengebüsche Schatten fiel. Ich lud sie ein, mit mir
auf der Bank Plaz zu nehmen. Sie that es. Es war
das erste Mal, daß wir ganz allein in den Garten
gingen, und daß wir allein bei einander auf einer
Bank sassen. Es war das Vorzeichen, daß uns dies
in Zukunft entweder ungestört werde gestattet sein,
oder daß es das lezte Mal sei, und daß man darum
ein unbedingtes Vertrauen in uns seze. Ich sah,
daß Mathilde das empfinde; denn in ihrem ganzen
Wesen war die höchste Erwartung ausgeprägt. De߬
ohngeachtet rief sie mit keinem Worte den Anfang der
Mittheilungen hervor. Mein Wesen mochte sie in
Angst gesezt haben; denn obwohl ich mir unzählige
Male in der Nacht die Worte zusammengestellt hatte,
mit denen ich sie anreden wollte, so konnte ich doch
jezt nicht sprechen, und obwohl ich suchte, meine Em¬
pfindungen zu bemeistern, so mochte doch der Schmerz
in meinem Äußern zu lesen gewesen sein. Da wir
schon eine Weile gesessen waren, auf unsere Fußspizen
gesehen, und, was zu verwundern war, uns nicht an
der Hand gefaßt hatten, fing ich an, mit zitternder
Stimme und mit stockendem Athem zu sagen, was
ihre Eltern meinen, und daß sie den Wunsch hegen,

tenhauſes war eine Bank, auf welche von einem Ro¬
ſengebüſche Schatten fiel. Ich lud ſie ein, mit mir
auf der Bank Plaz zu nehmen. Sie that es. Es war
das erſte Mal, daß wir ganz allein in den Garten
gingen, und daß wir allein bei einander auf einer
Bank ſaſſen. Es war das Vorzeichen, daß uns dies
in Zukunft entweder ungeſtört werde geſtattet ſein,
oder daß es das lezte Mal ſei, und daß man darum
ein unbedingtes Vertrauen in uns ſeze. Ich ſah,
daß Mathilde das empfinde; denn in ihrem ganzen
Weſen war die höchſte Erwartung ausgeprägt. De߬
ohngeachtet rief ſie mit keinem Worte den Anfang der
Mittheilungen hervor. Mein Weſen mochte ſie in
Angſt geſezt haben; denn obwohl ich mir unzählige
Male in der Nacht die Worte zuſammengeſtellt hatte,
mit denen ich ſie anreden wollte, ſo konnte ich doch
jezt nicht ſprechen, und obwohl ich ſuchte, meine Em¬
pfindungen zu bemeiſtern, ſo mochte doch der Schmerz
in meinem Äußern zu leſen geweſen ſein. Da wir
ſchon eine Weile geſeſſen waren, auf unſere Fußſpizen
geſehen, und, was zu verwundern war, uns nicht an
der Hand gefaßt hatten, fing ich an, mit zitternder
Stimme und mit ſtockendem Athem zu ſagen, was
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[318/0332] tenhauſes war eine Bank, auf welche von einem Ro¬ ſengebüſche Schatten fiel. Ich lud ſie ein, mit mir auf der Bank Plaz zu nehmen. Sie that es. Es war das erſte Mal, daß wir ganz allein in den Garten gingen, und daß wir allein bei einander auf einer Bank ſaſſen. Es war das Vorzeichen, daß uns dies in Zukunft entweder ungeſtört werde geſtattet ſein, oder daß es das lezte Mal ſei, und daß man darum ein unbedingtes Vertrauen in uns ſeze. Ich ſah, daß Mathilde das empfinde; denn in ihrem ganzen Weſen war die höchſte Erwartung ausgeprägt. De߬ ohngeachtet rief ſie mit keinem Worte den Anfang der Mittheilungen hervor. Mein Weſen mochte ſie in Angſt geſezt haben; denn obwohl ich mir unzählige Male in der Nacht die Worte zuſammengeſtellt hatte, mit denen ich ſie anreden wollte, ſo konnte ich doch jezt nicht ſprechen, und obwohl ich ſuchte, meine Em¬ pfindungen zu bemeiſtern, ſo mochte doch der Schmerz in meinem Äußern zu leſen geweſen ſein. Da wir ſchon eine Weile geſeſſen waren, auf unſere Fußſpizen geſehen, und, was zu verwundern war, uns nicht an der Hand gefaßt hatten, fing ich an, mit zitternder Stimme und mit ſtockendem Athem zu ſagen, was ihre Eltern meinen, und daß ſie den Wunſch hegen,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/332>, abgerufen am 22.11.2024.