Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Mutter lächelte.

"Bereitet euch einstweilen auf die Reise in den
Sternenhof und in das Rosenhaus vor," sagte der
Vater, "alles andere ist geschehen, der Schritt, der
nun zu thun ist, liegt uns ob. In den ersten Tagen
des Frühlings werden wir hinreisen und ich werde
für meinen Sohn werben. Ihr Weiber bereitet euch
gerne auf solche Dinge vor, thut es, und beeilt euch,
ihr habt nicht lange Zeiten vor euch, zwei Monate
und etwas darüber. Was mir bis dahin obliegt,
wird nicht auf sich warten lassen."

Daß diese Maßregel Beifall hatte, ging aus der
Sachlage hervor; die Zeit zur Vorbereitung aber
wollte man etwas kurz nennen. Der Vater sagte,
es dürfe nicht das Geringste zugegeben werden, weil
man es sonst der Wichtigkeit des Verhältnisses nähme.
Das war einleuchtend.

Es ging nun an ein Arbeiten und Bestellen, und
kein Tag war, dem nicht seine Last zugetheilt wurde.
Die Mutter traf auch Vorbereitungen für den Fall,
daß die neuen Ehegatten in ihrem Hause wohnen
würden. Der Vater sagte ihr zwar, daß meiner Ver¬
bindung noch meine große Reise vorangehen werde;

Die Mutter lächelte.

„Bereitet euch einſtweilen auf die Reiſe in den
Sternenhof und in das Roſenhaus vor,“ ſagte der
Vater, „alles andere iſt geſchehen, der Schritt, der
nun zu thun iſt, liegt uns ob. In den erſten Tagen
des Frühlings werden wir hinreiſen und ich werde
für meinen Sohn werben. Ihr Weiber bereitet euch
gerne auf ſolche Dinge vor, thut es, und beeilt euch,
ihr habt nicht lange Zeiten vor euch, zwei Monate
und etwas darüber. Was mir bis dahin obliegt,
wird nicht auf ſich warten laſſen.“

Daß dieſe Maßregel Beifall hatte, ging aus der
Sachlage hervor; die Zeit zur Vorbereitung aber
wollte man etwas kurz nennen. Der Vater ſagte,
es dürfe nicht das Geringſte zugegeben werden, weil
man es ſonſt der Wichtigkeit des Verhältniſſes nähme.
Das war einleuchtend.

Es ging nun an ein Arbeiten und Beſtellen, und
kein Tag war, dem nicht ſeine Laſt zugetheilt wurde.
Die Mutter traf auch Vorbereitungen für den Fall,
daß die neuen Ehegatten in ihrem Hauſe wohnen
würden. Der Vater ſagte ihr zwar, daß meiner Ver¬
bindung noch meine große Reiſe vorangehen werde;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0378" n="364"/>
        <p>Die Mutter lächelte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Bereitet euch ein&#x017F;tweilen auf die Rei&#x017F;e in den<lb/>
Sternenhof und in das Ro&#x017F;enhaus vor,&#x201C; &#x017F;agte der<lb/>
Vater, &#x201E;alles andere i&#x017F;t ge&#x017F;chehen, der Schritt, der<lb/>
nun zu thun i&#x017F;t, liegt uns ob. In den er&#x017F;ten Tagen<lb/>
des Frühlings werden wir hinrei&#x017F;en und ich werde<lb/>
für meinen Sohn werben. Ihr Weiber bereitet euch<lb/>
gerne auf &#x017F;olche Dinge vor, thut es, und beeilt euch,<lb/>
ihr habt nicht lange Zeiten vor euch, zwei Monate<lb/>
und etwas darüber. Was mir bis dahin obliegt,<lb/>
wird nicht auf &#x017F;ich warten la&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Daß die&#x017F;e Maßregel Beifall hatte, ging aus der<lb/>
Sachlage hervor; die Zeit zur Vorbereitung aber<lb/>
wollte man etwas kurz nennen. Der Vater &#x017F;agte,<lb/>
es dürfe nicht das Gering&#x017F;te zugegeben werden, weil<lb/>
man es &#x017F;on&#x017F;t der Wichtigkeit des Verhältni&#x017F;&#x017F;es nähme.<lb/>
Das war einleuchtend.</p><lb/>
        <p>Es ging nun an ein Arbeiten und Be&#x017F;tellen, und<lb/>
kein Tag war, dem nicht &#x017F;eine La&#x017F;t zugetheilt wurde.<lb/>
Die Mutter traf auch Vorbereitungen für den Fall,<lb/>
daß die neuen Ehegatten in ihrem Hau&#x017F;e wohnen<lb/>
würden. Der Vater &#x017F;agte ihr zwar, daß meiner Ver¬<lb/>
bindung noch meine große Rei&#x017F;e vorangehen werde;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0378] Die Mutter lächelte. „Bereitet euch einſtweilen auf die Reiſe in den Sternenhof und in das Roſenhaus vor,“ ſagte der Vater, „alles andere iſt geſchehen, der Schritt, der nun zu thun iſt, liegt uns ob. In den erſten Tagen des Frühlings werden wir hinreiſen und ich werde für meinen Sohn werben. Ihr Weiber bereitet euch gerne auf ſolche Dinge vor, thut es, und beeilt euch, ihr habt nicht lange Zeiten vor euch, zwei Monate und etwas darüber. Was mir bis dahin obliegt, wird nicht auf ſich warten laſſen.“ Daß dieſe Maßregel Beifall hatte, ging aus der Sachlage hervor; die Zeit zur Vorbereitung aber wollte man etwas kurz nennen. Der Vater ſagte, es dürfe nicht das Geringſte zugegeben werden, weil man es ſonſt der Wichtigkeit des Verhältniſſes nähme. Das war einleuchtend. Es ging nun an ein Arbeiten und Beſtellen, und kein Tag war, dem nicht ſeine Laſt zugetheilt wurde. Die Mutter traf auch Vorbereitungen für den Fall, daß die neuen Ehegatten in ihrem Hauſe wohnen würden. Der Vater ſagte ihr zwar, daß meiner Ver¬ bindung noch meine große Reiſe vorangehen werde;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/378
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/378>, abgerufen am 01.06.2024.