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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Mutter in alle Theile des Schlosses des Gartens des
Meierhofes der Felder der Wiesen und der Wälder.
Sie zeigte ihnen alle Zimmer des Hauses: ihre
Wohnzimmer die Zimmer mit den alten Geräthen,
sie zeigte ihnen die Bilder und was sich nur immer
in dem Schlosse befand. Sie ging mit ihnen in den
Garten: zu den Linden zu allen Obstbäumen zu den
Blumenbeeten in die Grotte mit der Brunnennimphe
auf die Eppichwand und in jede Anlage, die in dem
Garten enthalten war. Ebenso wurde alles, was sich
auf die Landwirtschaft bezog, auf das Genaueste
durchgenommen. Gegen den Abend, wenn die Son¬
nenstrahlen milde auf die blühende Erde leuchteten,
wurde ein gemeinschaftlicher Gang durch irgend einen
Theil der Gegend gemacht. Wiederholt gingen wir
die ganze Länge des Berührweges durch, und die El¬
tern fanden Gefallen an dieser Bahn, die eine freie
und rüstige Bewegung in trüben Tagen so wie im
Winter auf eine angenehme Weise gestatte. Der Va¬
ter konnte über alles der Freude und des Lobes kein
Ende finden. Mathilde und die Mutter sprachen oft
lange und immer sehr freundlich mit einander, sie
tauschten wahrscheinlich ihre Ansichten über Häus¬
lichkeit und Verwaltung des Zugehörigen aus. Na¬

Mutter in alle Theile des Schloſſes des Gartens des
Meierhofes der Felder der Wieſen und der Wälder.
Sie zeigte ihnen alle Zimmer des Hauſes: ihre
Wohnzimmer die Zimmer mit den alten Geräthen,
ſie zeigte ihnen die Bilder und was ſich nur immer
in dem Schloſſe befand. Sie ging mit ihnen in den
Garten: zu den Linden zu allen Obſtbäumen zu den
Blumenbeeten in die Grotte mit der Brunnennimphe
auf die Eppichwand und in jede Anlage, die in dem
Garten enthalten war. Ebenſo wurde alles, was ſich
auf die Landwirtſchaft bezog, auf das Genaueſte
durchgenommen. Gegen den Abend, wenn die Son¬
nenſtrahlen milde auf die blühende Erde leuchteten,
wurde ein gemeinſchaftlicher Gang durch irgend einen
Theil der Gegend gemacht. Wiederholt gingen wir
die ganze Länge des Berührweges durch, und die El¬
tern fanden Gefallen an dieſer Bahn, die eine freie
und rüſtige Bewegung in trüben Tagen ſo wie im
Winter auf eine angenehme Weiſe geſtatte. Der Va¬
ter konnte über alles der Freude und des Lobes kein
Ende finden. Mathilde und die Mutter ſprachen oft
lange und immer ſehr freundlich mit einander, ſie
tauſchten wahrſcheinlich ihre Anſichten über Häus¬
lichkeit und Verwaltung des Zugehörigen aus. Na¬

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[372/0386] Mutter in alle Theile des Schloſſes des Gartens des Meierhofes der Felder der Wieſen und der Wälder. Sie zeigte ihnen alle Zimmer des Hauſes: ihre Wohnzimmer die Zimmer mit den alten Geräthen, ſie zeigte ihnen die Bilder und was ſich nur immer in dem Schloſſe befand. Sie ging mit ihnen in den Garten: zu den Linden zu allen Obſtbäumen zu den Blumenbeeten in die Grotte mit der Brunnennimphe auf die Eppichwand und in jede Anlage, die in dem Garten enthalten war. Ebenſo wurde alles, was ſich auf die Landwirtſchaft bezog, auf das Genaueſte durchgenommen. Gegen den Abend, wenn die Son¬ nenſtrahlen milde auf die blühende Erde leuchteten, wurde ein gemeinſchaftlicher Gang durch irgend einen Theil der Gegend gemacht. Wiederholt gingen wir die ganze Länge des Berührweges durch, und die El¬ tern fanden Gefallen an dieſer Bahn, die eine freie und rüſtige Bewegung in trüben Tagen ſo wie im Winter auf eine angenehme Weiſe geſtatte. Der Va¬ ter konnte über alles der Freude und des Lobes kein Ende finden. Mathilde und die Mutter ſprachen oft lange und immer ſehr freundlich mit einander, ſie tauſchten wahrſcheinlich ihre Anſichten über Häus¬ lichkeit und Verwaltung des Zugehörigen aus. Na¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/386>, abgerufen am 01.06.2024.