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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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auf entferntere Wälder nieder, Sonnenblicke schnitten
goldne Bilder auf den Hügeln und Ebenen aus, und
das Haus meines Gastfreundes schaute sanft von
seiner Anhöhe hernieder. Obwohl, da wir von der
Stadt abfuhren, dort bereits alles in Blüthe stand,
war in der Umgebung des Rosenhauses troz der
Zeit, die wir auf der Reise und in dem Hause Ma¬
thildens zugebracht hatten, doch noch die Baumblüthe
nicht vorüber, sondern sie war erst in ihrer vollen
Entfaltung. Denn das Land hier lag um ein Be¬
deutendes höher als die Stadt. Ein Theil des Win¬
tergetreides stand auf dem Hügel in üppigstem Wuchse,
ein Theil schickte sich dazu an, das Sommergetreide
keimte hie und da, und hie und da war noch die
braune Erde zu sehen.

Mein Gastfreund hatte durch Mathilden Nach¬
richt von unserer Ankunft erhalten. Als wir bei dem
Gitter anfuhren, stand er mit Gustav Eustach Roland
mit der Haushälterin Katharine mit dem Hausver¬
walter mit dem Gärtner und anderen Leuten auf dem
Sandplaze vor dem Gitter, um uns zu empfangen.
Wir stiegen aus, und da standen sich nun mein Vater
und mein Gastfreund gegenüber. Der leztere hatte
schneeweiße Haare mein Vater etwas minder weiße,

auf entferntere Wälder nieder, Sonnenblicke ſchnitten
goldne Bilder auf den Hügeln und Ebenen aus, und
das Haus meines Gaſtfreundes ſchaute ſanft von
ſeiner Anhöhe hernieder. Obwohl, da wir von der
Stadt abfuhren, dort bereits alles in Blüthe ſtand,
war in der Umgebung des Roſenhauſes troz der
Zeit, die wir auf der Reiſe und in dem Hauſe Ma¬
thildens zugebracht hatten, doch noch die Baumblüthe
nicht vorüber, ſondern ſie war erſt in ihrer vollen
Entfaltung. Denn das Land hier lag um ein Be¬
deutendes höher als die Stadt. Ein Theil des Win¬
tergetreides ſtand auf dem Hügel in üppigſtem Wuchſe,
ein Theil ſchickte ſich dazu an, das Sommergetreide
keimte hie und da, und hie und da war noch die
braune Erde zu ſehen.

Mein Gaſtfreund hatte durch Mathilden Nach¬
richt von unſerer Ankunft erhalten. Als wir bei dem
Gitter anfuhren, ſtand er mit Guſtav Euſtach Roland
mit der Haushälterin Katharine mit dem Hausver¬
walter mit dem Gärtner und anderen Leuten auf dem
Sandplaze vor dem Gitter, um uns zu empfangen.
Wir ſtiegen aus, und da ſtanden ſich nun mein Vater
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[374/0388] auf entferntere Wälder nieder, Sonnenblicke ſchnitten goldne Bilder auf den Hügeln und Ebenen aus, und das Haus meines Gaſtfreundes ſchaute ſanft von ſeiner Anhöhe hernieder. Obwohl, da wir von der Stadt abfuhren, dort bereits alles in Blüthe ſtand, war in der Umgebung des Roſenhauſes troz der Zeit, die wir auf der Reiſe und in dem Hauſe Ma¬ thildens zugebracht hatten, doch noch die Baumblüthe nicht vorüber, ſondern ſie war erſt in ihrer vollen Entfaltung. Denn das Land hier lag um ein Be¬ deutendes höher als die Stadt. Ein Theil des Win¬ tergetreides ſtand auf dem Hügel in üppigſtem Wuchſe, ein Theil ſchickte ſich dazu an, das Sommergetreide keimte hie und da, und hie und da war noch die braune Erde zu ſehen. Mein Gaſtfreund hatte durch Mathilden Nach¬ richt von unſerer Ankunft erhalten. Als wir bei dem Gitter anfuhren, ſtand er mit Guſtav Euſtach Roland mit der Haushälterin Katharine mit dem Hausver¬ walter mit dem Gärtner und anderen Leuten auf dem Sandplaze vor dem Gitter, um uns zu empfangen. Wir ſtiegen aus, und da ſtanden ſich nun mein Vater und mein Gaſtfreund gegenüber. Der leztere hatte ſchneeweiße Haare mein Vater etwas minder weiße,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/388>, abgerufen am 22.11.2024.