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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Pflicht gewesen wär. Aber theure Frau, ihr werdet
es, wenn auch nicht ganz entschuldigen, doch als ein
geringeres Vergehen ansehen, als eine andere Frau,
da ihr euren Gatten und seine Beziehungen zu seinen
Schäzen kennt. Seid mir gegrüßt, und wenn ich
sage, daß ich euch nicht minder als euren Gatten hie¬
her gewünscht habe, so sage ich die Wahrheit, und
euer eigener Sohn ist gegen euch Zeuge, wenn ihr
meine Worte bezweifeln wolltet. Es freut mich, euch
in mein Haus führen zu können, erlaubt, daß ich
eure Hand fasse. Mathilde Natalie Heinrich, ihr
müsset heute etwas Nebensache sein, und dieses Fräu¬
lein, das ich wohl schon als Klotilde kenne, wird
erlauben, daß ich sie auch ein wenig liebe und um
Gegenneigung bitte. Gustav, führe das Fräulein."

"Gönnt mir die Gnade, euch führen zu dürfen,"
sagte Gustav zu Klotilden.

Sie sah den Jüngling sanft an, und sagte: "Ich
bitte um die Gefälligkeit."

"Ehe wir gehen," sagte mein Gastfreund noch,
"sehet noch hier meine zwei ausgezeichneten Künstler
Eustach und Roland, die mit mir in unserem Besize
leben, den ich Sorgenfrei nennen würde, wenn er nicht
voll von Sorgen steckte. Sie wollen euch vor dem

Pflicht geweſen wär. Aber theure Frau, ihr werdet
es, wenn auch nicht ganz entſchuldigen, doch als ein
geringeres Vergehen anſehen, als eine andere Frau,
da ihr euren Gatten und ſeine Beziehungen zu ſeinen
Schäzen kennt. Seid mir gegrüßt, und wenn ich
ſage, daß ich euch nicht minder als euren Gatten hie¬
her gewünſcht habe, ſo ſage ich die Wahrheit, und
euer eigener Sohn iſt gegen euch Zeuge, wenn ihr
meine Worte bezweifeln wolltet. Es freut mich, euch
in mein Haus führen zu können, erlaubt, daß ich
eure Hand faſſe. Mathilde Natalie Heinrich, ihr
müſſet heute etwas Nebenſache ſein, und dieſes Fräu¬
lein, das ich wohl ſchon als Klotilde kenne, wird
erlauben, daß ich ſie auch ein wenig liebe und um
Gegenneigung bitte. Guſtav, führe das Fräulein.“

„Gönnt mir die Gnade, euch führen zu dürfen,“
ſagte Guſtav zu Klotilden.

Sie ſah den Jüngling ſanft an, und ſagte: „Ich
bitte um die Gefälligkeit.“

„Ehe wir gehen,“ ſagte mein Gaſtfreund noch,
„ſehet noch hier meine zwei ausgezeichneten Künſtler
Euſtach und Roland, die mit mir in unſerem Beſize
leben, den ich Sorgenfrei nennen würde, wenn er nicht
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[376/0390] Pflicht geweſen wär. Aber theure Frau, ihr werdet es, wenn auch nicht ganz entſchuldigen, doch als ein geringeres Vergehen anſehen, als eine andere Frau, da ihr euren Gatten und ſeine Beziehungen zu ſeinen Schäzen kennt. Seid mir gegrüßt, und wenn ich ſage, daß ich euch nicht minder als euren Gatten hie¬ her gewünſcht habe, ſo ſage ich die Wahrheit, und euer eigener Sohn iſt gegen euch Zeuge, wenn ihr meine Worte bezweifeln wolltet. Es freut mich, euch in mein Haus führen zu können, erlaubt, daß ich eure Hand faſſe. Mathilde Natalie Heinrich, ihr müſſet heute etwas Nebenſache ſein, und dieſes Fräu¬ lein, das ich wohl ſchon als Klotilde kenne, wird erlauben, daß ich ſie auch ein wenig liebe und um Gegenneigung bitte. Guſtav, führe das Fräulein.“ „Gönnt mir die Gnade, euch führen zu dürfen,“ ſagte Guſtav zu Klotilden. Sie ſah den Jüngling ſanft an, und ſagte: „Ich bitte um die Gefälligkeit.“ „Ehe wir gehen,“ ſagte mein Gaſtfreund noch, „ſehet noch hier meine zwei ausgezeichneten Künſtler Euſtach und Roland, die mit mir in unſerem Beſize leben, den ich Sorgenfrei nennen würde, wenn er nicht voll von Sorgen ſteckte. Sie wollen euch vor dem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/390>, abgerufen am 22.11.2024.