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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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auf den Rest zusprechen, der ihr an meinem Todes¬
tage anheim fällt. Einige Geschenke an Freunde und
Diener werden in den Papieren enthalten sein, die sie
gerne verabfolgen wird. Weil ich Vater bin, so werde
ich auch meine liebe Tochter ausstatten, von ihrer
Mutter kann sie nur Geschenke annehmen. Und einen
Eigensinn müßt ihr mir gestatten, dessen Bekämpfung
von eurer Seite mich sehr schmerzen würde. Die Ver¬
mählung soll auf dem Asperhofe gefeiert werden.
Hieher ist der Bräutigam vor mehreren Jahren zuerst
gekommen, hier habt ihr ihn kennen gelernt, hier ist
vielleicht die Neigung gekeimt, und hier endlich wohnt
jader Vater, wie er eben genannt worden ist. Vom
Vermählungstage an wird im Asperhofe für die jun¬
gen Eheleute eine Wohnung in Bereitschaft stehen, es
wird aber an sie nicht die Forderung gestellt werden,
daß sie dieselbe benüzen. Sie sollen nach ihrer Wahl
ihre Wohnung aufschlagen: entweder im Asperhofe
oder im Sternenhofe oder in der Stadt oder auch
abwechslungsweise, wie es ihnen gefällt."

Mathilde war während dieser ganzen Rede mit
Würde und Anstand in ihrem Size gesessen, wie
überhaupt in der ganzen Versammlung ein tiefer Ernst
herrschte. Mathilde suchte ihre Haltung zu bewahren;

auf den Reſt zuſprechen, der ihr an meinem Todes¬
tage anheim fällt. Einige Geſchenke an Freunde und
Diener werden in den Papieren enthalten ſein, die ſie
gerne verabfolgen wird. Weil ich Vater bin, ſo werde
ich auch meine liebe Tochter ausſtatten, von ihrer
Mutter kann ſie nur Geſchenke annehmen. Und einen
Eigenſinn müßt ihr mir geſtatten, deſſen Bekämpfung
von eurer Seite mich ſehr ſchmerzen würde. Die Ver¬
mählung ſoll auf dem Asperhofe gefeiert werden.
Hieher iſt der Bräutigam vor mehreren Jahren zuerſt
gekommen, hier habt ihr ihn kennen gelernt, hier iſt
vielleicht die Neigung gekeimt, und hier endlich wohnt
jader Vater, wie er eben genannt worden iſt. Vom
Vermählungstage an wird im Asperhofe für die jun¬
gen Eheleute eine Wohnung in Bereitſchaft ſtehen, es
wird aber an ſie nicht die Forderung geſtellt werden,
daß ſie dieſelbe benüzen. Sie ſollen nach ihrer Wahl
ihre Wohnung aufſchlagen: entweder im Asperhofe
oder im Sternenhofe oder in der Stadt oder auch
abwechslungsweiſe, wie es ihnen gefällt.“

Mathilde war während dieſer ganzen Rede mit
Würde und Anſtand in ihrem Size geſeſſen, wie
überhaupt in der ganzen Verſammlung ein tiefer Ernſt
herrſchte. Mathilde ſuchte ihre Haltung zu bewahren;

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[382/0396] auf den Reſt zuſprechen, der ihr an meinem Todes¬ tage anheim fällt. Einige Geſchenke an Freunde und Diener werden in den Papieren enthalten ſein, die ſie gerne verabfolgen wird. Weil ich Vater bin, ſo werde ich auch meine liebe Tochter ausſtatten, von ihrer Mutter kann ſie nur Geſchenke annehmen. Und einen Eigenſinn müßt ihr mir geſtatten, deſſen Bekämpfung von eurer Seite mich ſehr ſchmerzen würde. Die Ver¬ mählung ſoll auf dem Asperhofe gefeiert werden. Hieher iſt der Bräutigam vor mehreren Jahren zuerſt gekommen, hier habt ihr ihn kennen gelernt, hier iſt vielleicht die Neigung gekeimt, und hier endlich wohnt jader Vater, wie er eben genannt worden iſt. Vom Vermählungstage an wird im Asperhofe für die jun¬ gen Eheleute eine Wohnung in Bereitſchaft ſtehen, es wird aber an ſie nicht die Forderung geſtellt werden, daß ſie dieſelbe benüzen. Sie ſollen nach ihrer Wahl ihre Wohnung aufſchlagen: entweder im Asperhofe oder im Sternenhofe oder in der Stadt oder auch abwechslungsweiſe, wie es ihnen gefällt.“ Mathilde war während dieſer ganzen Rede mit Würde und Anſtand in ihrem Size geſeſſen, wie überhaupt in der ganzen Verſammlung ein tiefer Ernſt herrſchte. Mathilde ſuchte ihre Haltung zu bewahren;

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/396>, abgerufen am 22.11.2024.