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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Risach war, sehr, und ich glaube, er hatte keine an¬
genehmeren Stunden gehabt, seit er all diese Dinge
zusammen gebracht, als die Zeit, die Risach bei ihm
gewesen war. Selbst jenen Augenblick dürfte er kaum
vorgezogen haben, da sich zum ersten Male meine
Augen für den Werth dessen geöffnet hatten, was er
besaß. Bei mir war es damals nur Gefühl gewesen,
bei Risach war jezt es Urtheil.

Zum Vergnügen außer dem Hause geschahen zwei
Theaterbesuche drei gemeinschaftliche Besuche in Kunst¬
sammlungen und einige Fahrten in die Umgebung.

Bei dieser Zusammenkunft wurde auch die Ver¬
mählungszeit besprochen. Ich sollte meine angekün¬
digte Reise unternehmen, und nach der Zurückkunft
sollte kein Aufschub mehr stattfinden. Der Tag werde
dann festgestellt werden. Nach dieser Verabredung
wurde Abschied genommen. Der Abschied war dieses
Mal sehr schwer, weil er auf länger genommen wurde,
und weil unglückliche Zufälle in der Abwesenheit
nicht unmöglich sein konnten. Aber wir waren stand¬
haft, wir scheuten uns, vor Zeugen, selbst vor so lie¬
ben, einen Schmerz zu äußern, sondern trennten uns,
und versprachen, uns zu schreiben.

Als uns unsere Gäste verlassen hatten, zeigten wir

Riſach war, ſehr, und ich glaube, er hatte keine an¬
genehmeren Stunden gehabt, ſeit er all dieſe Dinge
zuſammen gebracht, als die Zeit, die Riſach bei ihm
geweſen war. Selbſt jenen Augenblick dürfte er kaum
vorgezogen haben, da ſich zum erſten Male meine
Augen für den Werth deſſen geöffnet hatten, was er
beſaß. Bei mir war es damals nur Gefühl geweſen,
bei Riſach war jezt es Urtheil.

Zum Vergnügen außer dem Hauſe geſchahen zwei
Theaterbeſuche drei gemeinſchaftliche Beſuche in Kunſt¬
ſammlungen und einige Fahrten in die Umgebung.

Bei dieſer Zuſammenkunft wurde auch die Ver¬
mählungszeit beſprochen. Ich ſollte meine angekün¬
digte Reiſe unternehmen, und nach der Zurückkunft
ſollte kein Aufſchub mehr ſtattfinden. Der Tag werde
dann feſtgeſtellt werden. Nach dieſer Verabredung
wurde Abſchied genommen. Der Abſchied war dieſes
Mal ſehr ſchwer, weil er auf länger genommen wurde,
und weil unglückliche Zufälle in der Abweſenheit
nicht unmöglich ſein konnten. Aber wir waren ſtand¬
haft, wir ſcheuten uns, vor Zeugen, ſelbſt vor ſo lie¬
ben, einen Schmerz zu äußern, ſondern trennten uns,
und verſprachen, uns zu ſchreiben.

Als uns unſere Gäſte verlaſſen hatten, zeigten wir

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[398/0412] Riſach war, ſehr, und ich glaube, er hatte keine an¬ genehmeren Stunden gehabt, ſeit er all dieſe Dinge zuſammen gebracht, als die Zeit, die Riſach bei ihm geweſen war. Selbſt jenen Augenblick dürfte er kaum vorgezogen haben, da ſich zum erſten Male meine Augen für den Werth deſſen geöffnet hatten, was er beſaß. Bei mir war es damals nur Gefühl geweſen, bei Riſach war jezt es Urtheil. Zum Vergnügen außer dem Hauſe geſchahen zwei Theaterbeſuche drei gemeinſchaftliche Beſuche in Kunſt¬ ſammlungen und einige Fahrten in die Umgebung. Bei dieſer Zuſammenkunft wurde auch die Ver¬ mählungszeit beſprochen. Ich ſollte meine angekün¬ digte Reiſe unternehmen, und nach der Zurückkunft ſollte kein Aufſchub mehr ſtattfinden. Der Tag werde dann feſtgeſtellt werden. Nach dieſer Verabredung wurde Abſchied genommen. Der Abſchied war dieſes Mal ſehr ſchwer, weil er auf länger genommen wurde, und weil unglückliche Zufälle in der Abweſenheit nicht unmöglich ſein konnten. Aber wir waren ſtand¬ haft, wir ſcheuten uns, vor Zeugen, ſelbſt vor ſo lie¬ ben, einen Schmerz zu äußern, ſondern trennten uns, und verſprachen, uns zu ſchreiben. Als uns unſere Gäſte verlaſſen hatten, zeigten wir

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/412>, abgerufen am 27.11.2024.