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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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worden, aber, wie ich glaube, gemilderter und sanfter.
Ja sogar in seinen Augen, die noch glänzender gewor¬
den sind, erscheint mir etwas, das beinahe wie das
Schmachten bei einem Mädchen ist."

"Es freut mich, daß ihr das auch bemerkt habt,"
sagte mein Gastfreund, "es ist so, und es ist sehr gut,
wenn auch gefährlich, daß es so ist. Gerade bei sehr
kraftvollen Jünglingen, deren Herz von keinem bösen
Hauche angeweht worden ist, tritt in gewissen Jahren
ein Schmachten ein, das noch holder wirkt als bei
heranblühenden Mädchen. Es ist dies nicht Schwäche
sondern gerade Überfülle von Kraft, die so reizend
wirkt, wenn sie aus den meistens dunkeln sanftschim¬
mernden Augen blickt, und gleichsam wie ein Juwel
an den unschuldigen Wimpern hängt. Solche Jüng¬
linge dulden aber auch, wenn böse Schicksalstage
kommen, mit einem Starkmuthe, der der Krone eines
Märtirers werth wäre, und wenn das Vaterland
Opfer heischt, legen sie ihr junges Leben einfach und
gut auf den Altar. Sie können aber auch zu falscher
Begeisterung getrieben und mißbraucht werden, und
wenn ein solches Jünglingsauge zu rechter Zeit in
das rechte Mädchenauge schaut, so flammt die plöz¬
lichste heißeste aber oft auch unglücklichste Liebe em¬

worden, aber, wie ich glaube, gemilderter und ſanfter.
Ja ſogar in ſeinen Augen, die noch glänzender gewor¬
den ſind, erſcheint mir etwas, das beinahe wie das
Schmachten bei einem Mädchen iſt.“

„Es freut mich, daß ihr das auch bemerkt habt,“
ſagte mein Gaſtfreund, „es iſt ſo, und es iſt ſehr gut,
wenn auch gefährlich, daß es ſo iſt. Gerade bei ſehr
kraftvollen Jünglingen, deren Herz von keinem böſen
Hauche angeweht worden iſt, tritt in gewiſſen Jahren
ein Schmachten ein, das noch holder wirkt als bei
heranblühenden Mädchen. Es iſt dies nicht Schwäche
ſondern gerade Überfülle von Kraft, die ſo reizend
wirkt, wenn ſie aus den meiſtens dunkeln ſanftſchim¬
mernden Augen blickt, und gleichſam wie ein Juwel
an den unſchuldigen Wimpern hängt. Solche Jüng¬
linge dulden aber auch, wenn böſe Schickſalstage
kommen, mit einem Starkmuthe, der der Krone eines
Märtirers werth wäre, und wenn das Vaterland
Opfer heiſcht, legen ſie ihr junges Leben einfach und
gut auf den Altar. Sie können aber auch zu falſcher
Begeiſterung getrieben und mißbraucht werden, und
wenn ein ſolches Jünglingsauge zu rechter Zeit in
das rechte Mädchenauge ſchaut, ſo flammt die plöz¬
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[406/0420] worden, aber, wie ich glaube, gemilderter und ſanfter. Ja ſogar in ſeinen Augen, die noch glänzender gewor¬ den ſind, erſcheint mir etwas, das beinahe wie das Schmachten bei einem Mädchen iſt.“ „Es freut mich, daß ihr das auch bemerkt habt,“ ſagte mein Gaſtfreund, „es iſt ſo, und es iſt ſehr gut, wenn auch gefährlich, daß es ſo iſt. Gerade bei ſehr kraftvollen Jünglingen, deren Herz von keinem böſen Hauche angeweht worden iſt, tritt in gewiſſen Jahren ein Schmachten ein, das noch holder wirkt als bei heranblühenden Mädchen. Es iſt dies nicht Schwäche ſondern gerade Überfülle von Kraft, die ſo reizend wirkt, wenn ſie aus den meiſtens dunkeln ſanftſchim¬ mernden Augen blickt, und gleichſam wie ein Juwel an den unſchuldigen Wimpern hängt. Solche Jüng¬ linge dulden aber auch, wenn böſe Schickſalstage kommen, mit einem Starkmuthe, der der Krone eines Märtirers werth wäre, und wenn das Vaterland Opfer heiſcht, legen ſie ihr junges Leben einfach und gut auf den Altar. Sie können aber auch zu falſcher Begeiſterung getrieben und mißbraucht werden, und wenn ein ſolches Jünglingsauge zu rechter Zeit in das rechte Mädchenauge ſchaut, ſo flammt die plöz¬ lichſte heißeſte aber oft auch unglücklichſte Liebe em¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/420>, abgerufen am 27.11.2024.