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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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-- sie hatten sich wenigstens immer so genannt --
geäußert haben, das sei unbegreiflich. Nataliens Nei¬
gung zu mir war mir stets ein Geschenk und daher
unbegreiflich; da aber nun diese es aussprachen, be¬
grif ich, daß es nicht unbegreiflich sei. Ich besuchte
meinen Juwelenfreund, der wirklich ein Freund ge¬
blieben war. Er hatte die innigste Freude über mein
Glück. Ich führte ihn in unsere Familien ein. Be¬
kannt war er mit allen Theilen schon lange gewesen.
Ich dankte ihm sehr für die prachtvolle Fassung der
Diamanten und Rubinen und des Smaragdschmuckes.
Er fühlte sich über Risachs und meines Vaters Ur¬
theil sehr beglückt.

"Wenn wir solche Kunden in großer Zahl hätten,
wie diese zwei Männer sind, theurer Freund," sagte
er, "dann würde unsere Beschäftigung bald an die
Grenzen der Kunst gelangen, ja sich mit ihr vereini¬
gen. Wir würden freudig arbeiten, und die Käufer
würden erkennen, daß die geistige Arbeit auch einen
Preis habe wie die Steine und das Gold."

Ich nahm bei ihm eine sehr werthvolle und mit
Kunst verzierte Uhr als Gegenscherz für Eustachs
Mappenschrein. Klotilde hatte sie ausgewählt. Für
Roland ließ ich einen Rubin in einen Ring fassen,

— ſie hatten ſich wenigſtens immer ſo genannt —
geäußert haben, das ſei unbegreiflich. Nataliens Nei¬
gung zu mir war mir ſtets ein Geſchenk und daher
unbegreiflich; da aber nun dieſe es ausſprachen, be¬
grif ich, daß es nicht unbegreiflich ſei. Ich beſuchte
meinen Juwelenfreund, der wirklich ein Freund ge¬
blieben war. Er hatte die innigſte Freude über mein
Glück. Ich führte ihn in unſere Familien ein. Be¬
kannt war er mit allen Theilen ſchon lange geweſen.
Ich dankte ihm ſehr für die prachtvolle Faſſung der
Diamanten und Rubinen und des Smaragdſchmuckes.
Er fühlte ſich über Riſachs und meines Vaters Ur¬
theil ſehr beglückt.

„Wenn wir ſolche Kunden in großer Zahl hätten,
wie dieſe zwei Männer ſind, theurer Freund,“ ſagte
er, „dann würde unſere Beſchäftigung bald an die
Grenzen der Kunſt gelangen, ja ſich mit ihr vereini¬
gen. Wir würden freudig arbeiten, und die Käufer
würden erkennen, daß die geiſtige Arbeit auch einen
Preis habe wie die Steine und das Gold.“

Ich nahm bei ihm eine ſehr werthvolle und mit
Kunſt verzierte Uhr als Gegenſcherz für Euſtachs
Mappenſchrein. Klotilde hatte ſie ausgewählt. Für
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[436/0450] — ſie hatten ſich wenigſtens immer ſo genannt — geäußert haben, das ſei unbegreiflich. Nataliens Nei¬ gung zu mir war mir ſtets ein Geſchenk und daher unbegreiflich; da aber nun dieſe es ausſprachen, be¬ grif ich, daß es nicht unbegreiflich ſei. Ich beſuchte meinen Juwelenfreund, der wirklich ein Freund ge¬ blieben war. Er hatte die innigſte Freude über mein Glück. Ich führte ihn in unſere Familien ein. Be¬ kannt war er mit allen Theilen ſchon lange geweſen. Ich dankte ihm ſehr für die prachtvolle Faſſung der Diamanten und Rubinen und des Smaragdſchmuckes. Er fühlte ſich über Riſachs und meines Vaters Ur¬ theil ſehr beglückt. „Wenn wir ſolche Kunden in großer Zahl hätten, wie dieſe zwei Männer ſind, theurer Freund,“ ſagte er, „dann würde unſere Beſchäftigung bald an die Grenzen der Kunſt gelangen, ja ſich mit ihr vereini¬ gen. Wir würden freudig arbeiten, und die Käufer würden erkennen, daß die geiſtige Arbeit auch einen Preis habe wie die Steine und das Gold.“ Ich nahm bei ihm eine ſehr werthvolle und mit Kunſt verzierte Uhr als Gegenſcherz für Euſtachs Mappenſchrein. Klotilde hatte ſie ausgewählt. Für Roland ließ ich einen Rubin in einen Ring faſſen,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/450>, abgerufen am 24.11.2024.