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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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platten belegt, und war seitwärts mit Marmor be¬
kleidet, den sich der Vater verschafft hatte. Auch meine
Simse und Tragsteine waren verwendet. Ich sah aber,
daß noch vieles an Marmor fehlte, und versprach,
daß ich suchen werde, zu Stande zu bringen, daß die
ganze Brustwehr aus gleichartigen Stücken und in
gleicher Weise könne hergestellt werden.

"Du siehst, daß wir auch in der Ferne deiner den¬
ken, und dir etwas Angenehmes zu bereiten streben,"
sagte Klotilde.

"Ich habe ja nie daran gezweifelt," antwortete ich,
"und denke auch eurer, wie meine Briefe beweisen."

"Du solltest doch wieder einmal einen ganzen
Sommer hier bleiben," sagte sie.

"Wer weiß, was geschieht," erwiederte ich.

Als die Dunkelheit bereits mit ihrer vollen Macht
hereinzubrechen anfing, kam der Vater wieder aus der
Stadt, und wir nahmen unser Abendessen in dem
Waffenhäuschen. Da sehr lange Tage waren, und
da es nach dem Eintreten der völligen Finsterniß schon
ziemlich spät war, so konnten wir nach dem Speisen
nicht mehr so lange in dem Häuschen mit den gläser¬
nen Wänden beim Brennen der traulichen Lichter
sizen bleiben, wie in dem Herbste, wenn ich nach einer

platten belegt, und war ſeitwärts mit Marmor be¬
kleidet, den ſich der Vater verſchafft hatte. Auch meine
Simſe und Tragſteine waren verwendet. Ich ſah aber,
daß noch vieles an Marmor fehlte, und verſprach,
daß ich ſuchen werde, zu Stande zu bringen, daß die
ganze Bruſtwehr aus gleichartigen Stücken und in
gleicher Weiſe könne hergeſtellt werden.

„Du ſiehſt, daß wir auch in der Ferne deiner den¬
ken, und dir etwas Angenehmes zu bereiten ſtreben,“
ſagte Klotilde.

„Ich habe ja nie daran gezweifelt,“ antwortete ich,
„und denke auch eurer, wie meine Briefe beweiſen.“

„Du ſollteſt doch wieder einmal einen ganzen
Sommer hier bleiben,“ ſagte ſie.

„Wer weiß, was geſchieht,“ erwiederte ich.

Als die Dunkelheit bereits mit ihrer vollen Macht
hereinzubrechen anfing, kam der Vater wieder aus der
Stadt, und wir nahmen unſer Abendeſſen in dem
Waffenhäuschen. Da ſehr lange Tage waren, und
da es nach dem Eintreten der völligen Finſterniß ſchon
ziemlich ſpät war, ſo konnten wir nach dem Speiſen
nicht mehr ſo lange in dem Häuschen mit den gläſer¬
nen Wänden beim Brennen der traulichen Lichter
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[44/0058] platten belegt, und war ſeitwärts mit Marmor be¬ kleidet, den ſich der Vater verſchafft hatte. Auch meine Simſe und Tragſteine waren verwendet. Ich ſah aber, daß noch vieles an Marmor fehlte, und verſprach, daß ich ſuchen werde, zu Stande zu bringen, daß die ganze Bruſtwehr aus gleichartigen Stücken und in gleicher Weiſe könne hergeſtellt werden. „Du ſiehſt, daß wir auch in der Ferne deiner den¬ ken, und dir etwas Angenehmes zu bereiten ſtreben,“ ſagte Klotilde. „Ich habe ja nie daran gezweifelt,“ antwortete ich, „und denke auch eurer, wie meine Briefe beweiſen.“ „Du ſollteſt doch wieder einmal einen ganzen Sommer hier bleiben,“ ſagte ſie. „Wer weiß, was geſchieht,“ erwiederte ich. Als die Dunkelheit bereits mit ihrer vollen Macht hereinzubrechen anfing, kam der Vater wieder aus der Stadt, und wir nahmen unſer Abendeſſen in dem Waffenhäuschen. Da ſehr lange Tage waren, und da es nach dem Eintreten der völligen Finſterniß ſchon ziemlich ſpät war, ſo konnten wir nach dem Speiſen nicht mehr ſo lange in dem Häuschen mit den gläſer¬ nen Wänden beim Brennen der traulichen Lichter ſizen bleiben, wie in dem Herbſte, wenn ich nach einer

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/58>, abgerufen am 21.11.2024.