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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Ich erkannte bei näheren Fragen über seinen Zu¬
stand, daß seine Krankheit weniger eine bedenkliche,
als vielmehr eine längere sein dürfte, und ging daher
mit Beruhigung weg. Deßohngeachtet fuhr ich eines
Tages mit herein bestellten Postpferden in die Stadt
hinaus, und berieth mich mit einem mir bekannten
Arzte daselbst, indem ich ihm alle Zustände, die ich
dem Pfarrer in mehreren Besuchen abgefragt hatte,
darlegte. Er gab mir die Versicherung, daß ich recht
gesehen hätte, daß das Übel kein gefährliches sei, daß
die Natur da mehr thun könne als der Mensch, und
daß der Pfarrer in etwas längerer Zeit schon genesen
werde.

Da ich nun öfter zu dem Pfarrer kam, so wurde
ich es so gewöhnt Abends ein wenig auf dem Stuhle
neben seinem Bette zu sizen, und mit ihm zu plaudern,
daß ich es nach und nach alle Tage that. Ich ging
nach meiner Tagesarbeit aus dem Steinkar über die
Wiese in den Pfarrhof, und verrichtete meine Haus¬
arbeit später bei Licht in meiner Hütte. Ich konnte
es um so leichter thun, da ich jezt ziemlich nahe an
dem Pfarrhofe wohnte, was in der Hochstrasse bei
Weitem nicht der Fall gewesen war. Ich war aber
nicht der Einzige, der sich des Pfarrers annahm. Die
alte Sabine seine Aushelferin kam nicht nur öfter in

Ich erkannte bei näheren Fragen über ſeinen Zu¬
ſtand, daß ſeine Krankheit weniger eine bedenkliche,
als vielmehr eine längere ſein dürfte, und ging daher
mit Beruhigung weg. Deßohngeachtet fuhr ich eines
Tages mit herein beſtellten Poſtpferden in die Stadt
hinaus, und berieth mich mit einem mir bekannten
Arzte daſelbſt, indem ich ihm alle Zuſtände, die ich
dem Pfarrer in mehreren Beſuchen abgefragt hatte,
darlegte. Er gab mir die Verſicherung, daß ich recht
geſehen hätte, daß das Übel kein gefährliches ſei, daß
die Natur da mehr thun könne als der Menſch, und
daß der Pfarrer in etwas längerer Zeit ſchon geneſen
werde.

Da ich nun öfter zu dem Pfarrer kam, ſo wurde
ich es ſo gewöhnt Abends ein wenig auf dem Stuhle
neben ſeinem Bette zu ſizen, und mit ihm zu plaudern,
daß ich es nach und nach alle Tage that. Ich ging
nach meiner Tagesarbeit aus dem Steinkar über die
Wieſe in den Pfarrhof, und verrichtete meine Haus¬
arbeit ſpäter bei Licht in meiner Hütte. Ich konnte
es um ſo leichter thun, da ich jezt ziemlich nahe an
dem Pfarrhofe wohnte, was in der Hochſtraſſe bei
Weitem nicht der Fall geweſen war. Ich war aber
nicht der Einzige, der ſich des Pfarrers annahm. Die
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[138/0151] Ich erkannte bei näheren Fragen über ſeinen Zu¬ ſtand, daß ſeine Krankheit weniger eine bedenkliche, als vielmehr eine längere ſein dürfte, und ging daher mit Beruhigung weg. Deßohngeachtet fuhr ich eines Tages mit herein beſtellten Poſtpferden in die Stadt hinaus, und berieth mich mit einem mir bekannten Arzte daſelbſt, indem ich ihm alle Zuſtände, die ich dem Pfarrer in mehreren Beſuchen abgefragt hatte, darlegte. Er gab mir die Verſicherung, daß ich recht geſehen hätte, daß das Übel kein gefährliches ſei, daß die Natur da mehr thun könne als der Menſch, und daß der Pfarrer in etwas längerer Zeit ſchon geneſen werde. Da ich nun öfter zu dem Pfarrer kam, ſo wurde ich es ſo gewöhnt Abends ein wenig auf dem Stuhle neben ſeinem Bette zu ſizen, und mit ihm zu plaudern, daß ich es nach und nach alle Tage that. Ich ging nach meiner Tagesarbeit aus dem Steinkar über die Wieſe in den Pfarrhof, und verrichtete meine Haus¬ arbeit ſpäter bei Licht in meiner Hütte. Ich konnte es um ſo leichter thun, da ich jezt ziemlich nahe an dem Pfarrhofe wohnte, was in der Hochſtraſſe bei Weitem nicht der Fall geweſen war. Ich war aber nicht der Einzige, der ſich des Pfarrers annahm. Die alte Sabine ſeine Aushelferin kam nicht nur öfter in

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/151>, abgerufen am 22.11.2024.