sparen angefangen, der Zwek ist kein schlechter, er betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, sondern auch ein anderes. Ich sage ihn jezt nicht, er wird schon einmal kund werden; aber ich habe um seinetwillen zu sparen begonnen. Von dem Vaterhause habe ich kein Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬ gen ist, wurde zu verschiedenen Dingen verwendet, und seit Jahren ist nichts mehr eingegangen. Ich habe von dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir stets gefiel, geschenkt. So fing ich also an, von den Mit¬ teln meines Pfarrhofes zu sparen. Ich legte einfache Kleider an, und suche sie lange zu erhalten, ich ver¬ abschiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem Vorhause, und that die Bibel zum Zeugen und zur Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung mehr, und miethete mir die Dienste der alten Sabine, die für mich hinreichen. Ich esse, was für den mensch¬ lichen Körper gut und zuträglich ist. Den oberen Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe schon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬ würdigen bischöflichen Consistorium erhalten, aber jezt lassen sie es geschehen. Weil die Leute bei mir
ſparen angefangen, der Zwek iſt kein ſchlechter, er betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, ſondern auch ein anderes. Ich ſage ihn jezt nicht, er wird ſchon einmal kund werden; aber ich habe um ſeinetwillen zu ſparen begonnen. Von dem Vaterhauſe habe ich kein Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬ gen iſt, wurde zu verſchiedenen Dingen verwendet, und ſeit Jahren iſt nichts mehr eingegangen. Ich habe von dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir ſtets gefiel, geſchenkt. So fing ich alſo an, von den Mit¬ teln meines Pfarrhofes zu ſparen. Ich legte einfache Kleider an, und ſuche ſie lange zu erhalten, ich ver¬ abſchiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem Vorhauſe, und that die Bibel zum Zeugen und zur Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung mehr, und miethete mir die Dienſte der alten Sabine, die für mich hinreichen. Ich eſſe, was für den menſch¬ lichen Körper gut und zuträglich iſt. Den oberen Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe ſchon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬ würdigen biſchöflichen Conſiſtorium erhalten, aber jezt laſſen ſie es geſchehen. Weil die Leute bei mir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0185"n="172"/>ſparen angefangen, der Zwek iſt kein ſchlechter, er<lb/>
betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, ſondern auch<lb/>
ein anderes. Ich ſage ihn jezt nicht, er wird ſchon<lb/>
einmal kund werden; aber ich habe um ſeinetwillen zu<lb/>ſparen begonnen. Von dem Vaterhauſe habe ich kein<lb/>
Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬<lb/>
gen iſt, wurde zu verſchiedenen Dingen verwendet, und<lb/>ſeit Jahren iſt nichts mehr eingegangen. Ich habe von<lb/>
dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches<lb/>
an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße<lb/>
hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg<lb/>
gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir ſtets<lb/>
gefiel, geſchenkt. So fing ich alſo an, von den Mit¬<lb/>
teln meines Pfarrhofes zu ſparen. Ich legte einfache<lb/>
Kleider an, und ſuche ſie lange zu erhalten, ich ver¬<lb/>
abſchiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem<lb/>
Vorhauſe, und that die Bibel zum Zeugen und zur<lb/>
Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung<lb/>
mehr, und miethete mir die Dienſte der alten Sabine,<lb/>
die für mich hinreichen. Ich eſſe, was für den menſch¬<lb/>
lichen Körper gut und zuträglich iſt. Den oberen<lb/>
Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe<lb/>ſchon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬<lb/>
würdigen biſchöflichen Conſiſtorium erhalten, aber<lb/>
jezt laſſen ſie es geſchehen. Weil die Leute bei mir<lb/></p></div></body></text></TEI>
[172/0185]
ſparen angefangen, der Zwek iſt kein ſchlechter, er
betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, ſondern auch
ein anderes. Ich ſage ihn jezt nicht, er wird ſchon
einmal kund werden; aber ich habe um ſeinetwillen zu
ſparen begonnen. Von dem Vaterhauſe habe ich kein
Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬
gen iſt, wurde zu verſchiedenen Dingen verwendet, und
ſeit Jahren iſt nichts mehr eingegangen. Ich habe von
dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches
an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße
hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg
gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir ſtets
gefiel, geſchenkt. So fing ich alſo an, von den Mit¬
teln meines Pfarrhofes zu ſparen. Ich legte einfache
Kleider an, und ſuche ſie lange zu erhalten, ich ver¬
abſchiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem
Vorhauſe, und that die Bibel zum Zeugen und zur
Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung
mehr, und miethete mir die Dienſte der alten Sabine,
die für mich hinreichen. Ich eſſe, was für den menſch¬
lichen Körper gut und zuträglich iſt. Den oberen
Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe
ſchon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬
würdigen biſchöflichen Conſiſtorium erhalten, aber
jezt laſſen ſie es geſchehen. Weil die Leute bei mir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/185>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.