Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.Die Zirder floß mit ihrem himmelblauen Bande Nach diesem Besuche in jener Gegend führte mich Nach langen Jahren kam einmal ein Brief von Die Zirder floß mit ihrem himmelblauen Bande Nach dieſem Beſuche in jener Gegend führte mich Nach langen Jahren kam einmal ein Brief von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0193" n="180"/> <p>Die Zirder floß mit ihrem himmelblauen Bande<lb/> durch die Steine, dieſe hatten die graue Farbe, und<lb/> der Sand lagerte zu ihren Füſſen. Die grünen Strei¬<lb/> fen und die wenigen Geſträuche waren wie immer.<lb/> In der Hochſtraſſe war der Wirth die Wirthin und<lb/> faſt auch ihre Kinder, wie früher, ja die alten Gäſte<lb/> ſchienen an den Tiſchen zu ſizen, ſo ſehr bleiben die<lb/> Menſchen die nehmlichen, die in jenen Gegenden den<lb/> Verkehr über die Anhöhe treiben.</p><lb/> <p>Nach dieſem Beſuche in jener Gegend führte mich<lb/> weder ein Geſchäft mehr dahin, noch fand ich Zeit,<lb/> aus freiem Antriebe wieder einmal das Kar zu beſu¬<lb/> chen. Viele Jahre gingen vorüber, und der Wunſch<lb/> des Pfarrers, daß ihn Gott ſeines Zwekes willen<lb/> lange leben laſſen möchte, ſchien in Erfüllung gehen<lb/> zu wollen. Alle Jahre bekam ich mehrere Briefe von<lb/> ihm, die ich regelmäßig beantwortete, und die regel¬<lb/> mäßig im nächſten Jahre wieder anlangten. Nur eins<lb/> glaubte ich zu bemerken, daß die Buchſtaben nehmlich<lb/> etwas zeigten, als zittere die Hand.</p><lb/> <p>Nach langen Jahren kam einmal ein Brief von<lb/> dem Schullehrer. In demſelben ſchrieb er, daß der<lb/> Pfarrer erkrankt ſei, daß er von mir rede, und daß er<lb/> geſagt habe: „Wenn er es wüßte, daß ich krank bin.“<lb/> Er nehme ſich daher die Erlaubniß, mir dieſes zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0193]
Die Zirder floß mit ihrem himmelblauen Bande
durch die Steine, dieſe hatten die graue Farbe, und
der Sand lagerte zu ihren Füſſen. Die grünen Strei¬
fen und die wenigen Geſträuche waren wie immer.
In der Hochſtraſſe war der Wirth die Wirthin und
faſt auch ihre Kinder, wie früher, ja die alten Gäſte
ſchienen an den Tiſchen zu ſizen, ſo ſehr bleiben die
Menſchen die nehmlichen, die in jenen Gegenden den
Verkehr über die Anhöhe treiben.
Nach dieſem Beſuche in jener Gegend führte mich
weder ein Geſchäft mehr dahin, noch fand ich Zeit,
aus freiem Antriebe wieder einmal das Kar zu beſu¬
chen. Viele Jahre gingen vorüber, und der Wunſch
des Pfarrers, daß ihn Gott ſeines Zwekes willen
lange leben laſſen möchte, ſchien in Erfüllung gehen
zu wollen. Alle Jahre bekam ich mehrere Briefe von
ihm, die ich regelmäßig beantwortete, und die regel¬
mäßig im nächſten Jahre wieder anlangten. Nur eins
glaubte ich zu bemerken, daß die Buchſtaben nehmlich
etwas zeigten, als zittere die Hand.
Nach langen Jahren kam einmal ein Brief von
dem Schullehrer. In demſelben ſchrieb er, daß der
Pfarrer erkrankt ſei, daß er von mir rede, und daß er
geſagt habe: „Wenn er es wüßte, daß ich krank bin.“
Er nehme ſich daher die Erlaubniß, mir dieſes zu
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