ihr Dasein umgeben, und zum Abschlusse bringen. Darum haben alte und neue Dichter vielfach diese Gegenstände benüzt, um ihre Dichtungen dem Mit¬ gefühle naher und ferner Geschlechter anheim zu geben. Darum sieht der Menschenforscher, wohin er seinen Fuß sezt, überall nur dieses Gesez allein, weil es das einzige Allgemeine das einzige Erhaltende und nie Endende ist. Er sieht es eben so gut in der nieder¬ sten Hütte wie in dem höchsten Pallaste, er sieht es in der Hingabe eines armen Weibes und in der ruhigen Todesverachtung des Helden für das Vaterland und die Menschheit. Es hat Bewegungen in dem mensch¬ lichen Geschlechte gegeben, wodurch den Gemüthern eine Richtung nach einem Ziele hin eingeprägt worden ist, wodurch ganze Zeiträume auf die Dauer eine andere Gestalt gewonnen haben. Wenn in diesen Bewegungen das Gesez der Gerechtigkeit und Sitte erkennbar ist, wenn sie von demselben eingeleitet, und fortgeführt worden sind, so fühlen wir uns in der ganzen Menschheit erhoben, wir fühlen uns mensch¬ lich verallgemeinert, wir empfinden das Erhabene, wie es sich überall in die Seele senkt, wo durch un¬ meßbar große Kräfte in der Zeit oder im Raume auf ein gestaltvolles vernunftgemäßes Ganzes zusammen gewirkt wird. Wenn aber in diesen Bewegungen das
ihr Daſein umgeben, und zum Abſchluſſe bringen. Darum haben alte und neue Dichter vielfach dieſe Gegenſtände benüzt, um ihre Dichtungen dem Mit¬ gefühle naher und ferner Geſchlechter anheim zu geben. Darum ſieht der Menſchenforſcher, wohin er ſeinen Fuß ſezt, überall nur dieſes Geſez allein, weil es das einzige Allgemeine das einzige Erhaltende und nie Endende iſt. Er ſieht es eben ſo gut in der nieder¬ ſten Hütte wie in dem höchſten Pallaſte, er ſieht es in der Hingabe eines armen Weibes und in der ruhigen Todesverachtung des Helden für das Vaterland und die Menſchheit. Es hat Bewegungen in dem menſch¬ lichen Geſchlechte gegeben, wodurch den Gemüthern eine Richtung nach einem Ziele hin eingeprägt worden iſt, wodurch ganze Zeiträume auf die Dauer eine andere Geſtalt gewonnen haben. Wenn in dieſen Bewegungen das Geſez der Gerechtigkeit und Sitte erkennbar iſt, wenn ſie von demſelben eingeleitet, und fortgeführt worden ſind, ſo fühlen wir uns in der ganzen Menſchheit erhoben, wir fühlen uns menſch¬ lich verallgemeinert, wir empfinden das Erhabene, wie es ſich überall in die Seele ſenkt, wo durch un¬ meßbar große Kräfte in der Zeit oder im Raume auf ein geſtaltvolles vernunftgemäßes Ganzes zuſammen gewirkt wird. Wenn aber in dieſen Bewegungen das
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ihr Daſein umgeben, und zum Abſchluſſe bringen.
Darum haben alte und neue Dichter vielfach dieſe
Gegenſtände benüzt, um ihre Dichtungen dem Mit¬
gefühle naher und ferner Geſchlechter anheim zu geben.
Darum ſieht der Menſchenforſcher, wohin er ſeinen
Fuß ſezt, überall nur dieſes Geſez allein, weil es
das einzige Allgemeine das einzige Erhaltende und
nie Endende iſt. Er ſieht es eben ſo gut in der nieder¬
ſten Hütte wie in dem höchſten Pallaſte, er ſieht es in
der Hingabe eines armen Weibes und in der ruhigen
Todesverachtung des Helden für das Vaterland und
die Menſchheit. Es hat Bewegungen in dem menſch¬
lichen Geſchlechte gegeben, wodurch den Gemüthern
eine Richtung nach einem Ziele hin eingeprägt worden
iſt, wodurch ganze Zeiträume auf die Dauer eine
andere Geſtalt gewonnen haben. Wenn in dieſen
Bewegungen das Geſez der Gerechtigkeit und Sitte
erkennbar iſt, wenn ſie von demſelben eingeleitet, und
fortgeführt worden ſind, ſo fühlen wir uns in der
ganzen Menſchheit erhoben, wir fühlen uns menſch¬
lich verallgemeinert, wir empfinden das Erhabene,
wie es ſich überall in die Seele ſenkt, wo durch un¬
meßbar große Kräfte in der Zeit oder im Raume auf
ein geſtaltvolles vernunftgemäßes Ganzes zuſammen
gewirkt wird. Wenn aber in dieſen Bewegungen das
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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