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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Und damit ich nicht noch weiter vorwärts ginge,
eilte sie mir entgegen, hob mich empor, und trug mich
meines Schrekes und ihrer Schürze nicht achtend in
das Vorhaus hinaus. Dort ließ sie mich nieder, nahm
unter der Bodenstiege, wohin wir, weil es an einem
andern Orte nicht erlaubt war, alle nach Hause ge¬
brachten Ruthen und Zweige legen mußten, und wo
ich selber in den lezten Tagen eine große Menge die¬
ser Dinge angesammelt hatte, heraus, was sie nur
immer erwischen konnte, und schlug damit so lange
und so heftig gegen meine Füsse, bis das ganze Laub¬
werk der Ruthen, meine Höschen, ihre Schürze, die
Steine des Fußbodens und die Umgebung voll Pech
waren. Dann ließ sie mich los, und ging wieder in
die Stube hinein.

Ich war, obwohl es mir schon von Anfange bei
der Sache immer nicht so ganz vollkommen geheuer
gewesen war, doch über diese fürchterliche Wendung
der Dinge, und weil ich mit meiner theuersten Ver¬
wandten dieser Erde in dieses Zerwürfniß gerathen
war, gleichsam vernichtet. In dem Vorhause befindet
sich in einer Eke ein großer Steinwürfel, der den
Zwek hat, daß auf ihm das Garn zu den Haus¬
weben mit einem hölzernen Schlägel geklopft wird.
Auf diesen Stein wankte ich zu, und ließ mich auf ihn

Und damit ich nicht noch weiter vorwärts ginge,
eilte ſie mir entgegen, hob mich empor, und trug mich
meines Schrekes und ihrer Schürze nicht achtend in
das Vorhaus hinaus. Dort ließ sie mich nieder, nahm
unter der Bodenſtiege, wohin wir, weil es an einem
andern Orte nicht erlaubt war, alle nach Hauſe ge¬
brachten Ruthen und Zweige legen mußten, und wo
ich ſelber in den lezten Tagen eine große Menge die¬
ſer Dinge angeſammelt hatte, heraus, was ſie nur
immer erwiſchen konnte, und ſchlug damit ſo lange
und ſo heftig gegen meine Füſſe, bis das ganze Laub¬
werk der Ruthen, meine Höschen, ihre Schürze, die
Steine des Fußbodens und die Umgebung voll Pech
waren. Dann ließ ſie mich los, und ging wieder in
die Stube hinein.

Ich war, obwohl es mir ſchon von Anfange bei
der Sache immer nicht ſo ganz vollkommen geheuer
geweſen war, doch über dieſe fürchterliche Wendung
der Dinge, und weil ich mit meiner theuerſten Ver¬
wandten dieſer Erde in dieſes Zerwürfniß gerathen
war, gleichſam vernichtet. In dem Vorhauſe befindet
ſich in einer Eke ein großer Steinwürfel, der den
Zwek hat, daß auf ihm das Garn zu den Haus¬
weben mit einem hölzernen Schlägel geklopft wird.
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[25/0038] Und damit ich nicht noch weiter vorwärts ginge, eilte ſie mir entgegen, hob mich empor, und trug mich meines Schrekes und ihrer Schürze nicht achtend in das Vorhaus hinaus. Dort ließ sie mich nieder, nahm unter der Bodenſtiege, wohin wir, weil es an einem andern Orte nicht erlaubt war, alle nach Hauſe ge¬ brachten Ruthen und Zweige legen mußten, und wo ich ſelber in den lezten Tagen eine große Menge die¬ ſer Dinge angeſammelt hatte, heraus, was ſie nur immer erwiſchen konnte, und ſchlug damit ſo lange und ſo heftig gegen meine Füſſe, bis das ganze Laub¬ werk der Ruthen, meine Höschen, ihre Schürze, die Steine des Fußbodens und die Umgebung voll Pech waren. Dann ließ ſie mich los, und ging wieder in die Stube hinein. Ich war, obwohl es mir ſchon von Anfange bei der Sache immer nicht ſo ganz vollkommen geheuer geweſen war, doch über dieſe fürchterliche Wendung der Dinge, und weil ich mit meiner theuerſten Ver¬ wandten dieſer Erde in dieſes Zerwürfniß gerathen war, gleichſam vernichtet. In dem Vorhauſe befindet ſich in einer Eke ein großer Steinwürfel, der den Zwek hat, daß auf ihm das Garn zu den Haus¬ weben mit einem hölzernen Schlägel geklopft wird. Auf dieſen Stein wankte ich zu, und ließ mich auf ihn

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/38>, abgerufen am 23.11.2024.