Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.neben mir auf das Steinpflaster nieder, zog mir, der Ich lachte fast unter den Thränen, ein Stein nach neben mir auf das Steinpflaſter nieder, zog mir, der Ich lachte faſt unter den Thränen, ein Stein nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0041" n="28"/> neben mir auf das Steinpflaſter nieder, zog mir, der<lb/> ich auf dem Schemel ſaß, meine Höschen aus, warf<lb/> ſie ſeitwärts, goß warmes Waſſer in die Schüſſel,<lb/> ſtellte meine Füſſe hinein, und wuſch ſie ſo lange mit<lb/> Seife und Waſſer, bis ein großer weiß und braunge¬<lb/> fleckter Schaumberg auf der Schüſſel ſtand, die Wa¬<lb/> genſchmiere, weil ſie noch friſch war, ganz wegge¬<lb/> gangen, und keine Spur mehr von Pech auf der<lb/> Haut zu erbliken war. Dann troknete er mit den<lb/> Tüchern die Füſſe ab, und fragte: „Iſt es nun gut?“</p><lb/> <p>Ich lachte faſt unter den Thränen, ein Stein nach<lb/> dem andern war mir während des Waſchens von dem<lb/> Herzen gefallen, und waren die Thränen ſchon linder<lb/> gefloſſen, ſo drangen ſie jezt nur mehr einzeln aus<lb/> den Augen hervor. Er holte mir nun auch andere<lb/> Höschen, und zog ſie mir an. Dann nahm er das<lb/> troken gebliebene Ende der Tücher, wiſchte mir damit<lb/> das verweinte Angeſicht ab, und ſagte: „Nun gehe<lb/> da über den Hof bei dem großen Einfahrtsthore auf<lb/> die Gaſſe hinaus, daß dich niemand ſehe, und daß<lb/> du niemanden in die Hände falleſt. Auf der Gaſſe<lb/> warte auf mich, ich werde dir andere Kleider bringen,<lb/> und mich auch ein wenig umkleiden. Ich gehe heute<lb/> in das Dorf Melm, da darfſt du mit gehen und da<lb/> wirſt du mir erzählen, wie ſich dein Unglük ereignet<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0041]
neben mir auf das Steinpflaſter nieder, zog mir, der
ich auf dem Schemel ſaß, meine Höschen aus, warf
ſie ſeitwärts, goß warmes Waſſer in die Schüſſel,
ſtellte meine Füſſe hinein, und wuſch ſie ſo lange mit
Seife und Waſſer, bis ein großer weiß und braunge¬
fleckter Schaumberg auf der Schüſſel ſtand, die Wa¬
genſchmiere, weil ſie noch friſch war, ganz wegge¬
gangen, und keine Spur mehr von Pech auf der
Haut zu erbliken war. Dann troknete er mit den
Tüchern die Füſſe ab, und fragte: „Iſt es nun gut?“
Ich lachte faſt unter den Thränen, ein Stein nach
dem andern war mir während des Waſchens von dem
Herzen gefallen, und waren die Thränen ſchon linder
gefloſſen, ſo drangen ſie jezt nur mehr einzeln aus
den Augen hervor. Er holte mir nun auch andere
Höschen, und zog ſie mir an. Dann nahm er das
troken gebliebene Ende der Tücher, wiſchte mir damit
das verweinte Angeſicht ab, und ſagte: „Nun gehe
da über den Hof bei dem großen Einfahrtsthore auf
die Gaſſe hinaus, daß dich niemand ſehe, und daß
du niemanden in die Hände falleſt. Auf der Gaſſe
warte auf mich, ich werde dir andere Kleider bringen,
und mich auch ein wenig umkleiden. Ich gehe heute
in das Dorf Melm, da darfſt du mit gehen und da
wirſt du mir erzählen, wie ſich dein Unglük ereignet
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