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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Sie gingen auf den Nußberg, sie gingen weit
und breit herum, sie sahen alle Stellen, und sahen
auf die Berge des Landes hinaus.

Auf der Erde war noch kein neues Gras, aber sie
war troken; an den zerschlagenen Ästen war kein Laub¬
lein, aber die reine Luft war um sie, und die Sonne
schien hold auf sie hernieder.

Als die Kinder nach Hause gingen, ging das
fremde Mädchen bis zu den Glashäusern mit ihnen,
und lief dann zurük.

Die Kinder kamen nun wie immer oft auf den
hohen Nußberg, und das fremde Mädchen erschien
häufig.

Nach und nach lokte die Sonne die grüne Farbe
auf die Erde. Die Wiesen wurden grün, und die
Unzahl der gelben weißen rothen blauen Blümlein
mischte sich darunter. Die Felder wurden grün, weil
die junge Saat hervor sproßte, und die hellgrüne
Farbe zeigte, und weil die Wintersaat weiter wuchs,
und die dunkelgrüne beigesellte. Der Vater hatte viele
Pflanzen und Gewächse kommen lassen, und sie stan¬
den jezt neben den noch erhaltenen in den Glashäusern,
und es war, als ob nie ein Schaden angerichtet
worden wäre. An den verstümmelten Bäumen wuchsen
zahlreiche kleine Zweige hervor, die so schön waren,

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Sie gingen auf den Nußberg, ſie gingen weit
und breit herum, ſie ſahen alle Stellen, und ſahen
auf die Berge des Landes hinaus.

Auf der Erde war noch kein neues Gras, aber ſie
war troken; an den zerſchlagenen Äſten war kein Laub¬
lein, aber die reine Luft war um ſie, und die Sonne
ſchien hold auf ſie hernieder.

Als die Kinder nach Hauſe gingen, ging das
fremde Mädchen bis zu den Glashäuſern mit ihnen,
und lief dann zurük.

Die Kinder kamen nun wie immer oft auf den
hohen Nußberg, und das fremde Mädchen erſchien
häufig.

Nach und nach lokte die Sonne die grüne Farbe
auf die Erde. Die Wieſen wurden grün, und die
Unzahl der gelben weißen rothen blauen Blümlein
miſchte ſich darunter. Die Felder wurden grün, weil
die junge Saat hervor ſproßte, und die hellgrüne
Farbe zeigte, und weil die Winterſaat weiter wuchs,
und die dunkelgrüne beigeſellte. Der Vater hatte viele
Pflanzen und Gewächſe kommen laſſen, und ſie ſtan¬
den jezt neben den noch erhaltenen in den Glashäuſern,
und es war, als ob nie ein Schaden angerichtet
worden wäre. An den verſtümmelten Bäumen wuchſen
zahlreiche kleine Zweige hervor, die ſo ſchön waren,

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[163/0174] Sie gingen auf den Nußberg, ſie gingen weit und breit herum, ſie ſahen alle Stellen, und ſahen auf die Berge des Landes hinaus. Auf der Erde war noch kein neues Gras, aber ſie war troken; an den zerſchlagenen Äſten war kein Laub¬ lein, aber die reine Luft war um ſie, und die Sonne ſchien hold auf ſie hernieder. Als die Kinder nach Hauſe gingen, ging das fremde Mädchen bis zu den Glashäuſern mit ihnen, und lief dann zurük. Die Kinder kamen nun wie immer oft auf den hohen Nußberg, und das fremde Mädchen erſchien häufig. Nach und nach lokte die Sonne die grüne Farbe auf die Erde. Die Wieſen wurden grün, und die Unzahl der gelben weißen rothen blauen Blümlein miſchte ſich darunter. Die Felder wurden grün, weil die junge Saat hervor ſproßte, und die hellgrüne Farbe zeigte, und weil die Winterſaat weiter wuchs, und die dunkelgrüne beigeſellte. Der Vater hatte viele Pflanzen und Gewächſe kommen laſſen, und ſie ſtan¬ den jezt neben den noch erhaltenen in den Glashäuſern, und es war, als ob nie ein Schaden angerichtet worden wäre. An den verſtümmelten Bäumen wuchſen zahlreiche kleine Zweige hervor, die ſo ſchön waren, 11 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/174>, abgerufen am 21.11.2024.