Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Dienstmädchen war ebenfalls kein Feuer, an dem sie
etwa Eisen zum Glätten gehizt, oder irgend Wäsche
oder dergleichen gesotten hätten. Man schaute aus
den Fenstern, alles lag ruhig und freundlich da, und
nicht einmal ein Rauch ging aus nahen und fernen
Schornsteinen empor.

Die Mutter sprach mit den Kindern über die
Sache, und man wunderte sich, wie solche Eindrüke
in die Sinne kommen können, Blondköpfchen ver¬
theidigte sich, andere griffen es an, und wie man so
redete, geschah draußen ein Schrei, es geschahen
sogleich mehrere, und wie alle an die Fenster liefen,
um zu sehen, was es gäbe, stieg ein diker qualmender
Rauchknäuel als schwarze finstere Säule von dem
Scheuerdache empor, er wirbelte schnell, und gleich
darauf schoß die blizende Flamme in ihn hinauf, und
während die Kinder und die Mutter noch schauten,
lief es geschäftig und prasselnd, als ob die Sommer¬
hize alles vorbereitet hätte, in lichten kleinen Flämm¬
chen von der Scheuer längs des Dachfirstes der Stal¬
lungen und Wagenbehälter gegen das Haus hervor,
mit eins geschah ein Knall, wie wenn ein auf glü¬
hende Kohlen gelegtes Papier plözlich seiner ganzen
Fläche nach Feuer fängt, und das ganze Dach der
Ställe und Wagenbehälter stand unter einer einzigen

12*

Dienſtmädchen war ebenfalls kein Feuer, an dem ſie
etwa Eiſen zum Glätten gehizt, oder irgend Wäſche
oder dergleichen geſotten hätten. Man ſchaute aus
den Fenſtern, alles lag ruhig und freundlich da, und
nicht einmal ein Rauch ging aus nahen und fernen
Schornſteinen empor.

Die Mutter ſprach mit den Kindern über die
Sache, und man wunderte ſich, wie ſolche Eindrüke
in die Sinne kommen können, Blondköpfchen ver¬
theidigte ſich, andere griffen es an, und wie man ſo
redete, geſchah draußen ein Schrei, es geſchahen
ſogleich mehrere, und wie alle an die Fenſter liefen,
um zu ſehen, was es gäbe, ſtieg ein diker qualmender
Rauchknäuel als ſchwarze finſtere Säule von dem
Scheuerdache empor, er wirbelte ſchnell, und gleich
darauf ſchoß die blizende Flamme in ihn hinauf, und
während die Kinder und die Mutter noch ſchauten,
lief es geſchäftig und praſſelnd, als ob die Sommer¬
hize alles vorbereitet hätte, in lichten kleinen Flämm¬
chen von der Scheuer längs des Dachfirſtes der Stal¬
lungen und Wagenbehälter gegen das Haus hervor,
mit eins geſchah ein Knall, wie wenn ein auf glü¬
hende Kohlen gelegtes Papier plözlich ſeiner ganzen
Fläche nach Feuer fängt, und das ganze Dach der
Ställe und Wagenbehälter ſtand unter einer einzigen

12*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="179"/>
Dien&#x017F;tmädchen war ebenfalls kein Feuer, an dem &#x017F;ie<lb/>
etwa Ei&#x017F;en zum Glätten gehizt, oder irgend Wä&#x017F;che<lb/>
oder dergleichen ge&#x017F;otten hätten. Man &#x017F;chaute aus<lb/>
den Fen&#x017F;tern, alles lag ruhig und freundlich da, und<lb/>
nicht einmal ein Rauch ging aus nahen und fernen<lb/>
Schorn&#x017F;teinen empor.</p><lb/>
        <p>Die Mutter &#x017F;prach mit den Kindern über die<lb/>
Sache, und man wunderte &#x017F;ich, wie &#x017F;olche Eindrüke<lb/>
in die Sinne kommen können, Blondköpfchen ver¬<lb/>
theidigte &#x017F;ich, andere griffen es an, und wie man &#x017F;o<lb/>
redete, ge&#x017F;chah draußen ein Schrei, es ge&#x017F;chahen<lb/>
&#x017F;ogleich mehrere, und wie alle an die Fen&#x017F;ter liefen,<lb/>
um zu &#x017F;ehen, was es gäbe, &#x017F;tieg ein diker qualmender<lb/>
Rauchknäuel als &#x017F;chwarze fin&#x017F;tere Säule von dem<lb/>
Scheuerdache empor, er wirbelte &#x017F;chnell, und gleich<lb/>
darauf &#x017F;choß die blizende Flamme in ihn hinauf, und<lb/>
während die Kinder und die Mutter noch &#x017F;chauten,<lb/>
lief es ge&#x017F;chäftig und pra&#x017F;&#x017F;elnd, als ob die Sommer¬<lb/>
hize alles vorbereitet hätte, in lichten kleinen Flämm¬<lb/>
chen von der Scheuer längs des Dachfir&#x017F;tes der Stal¬<lb/>
lungen und Wagenbehälter gegen das Haus hervor,<lb/>
mit eins ge&#x017F;chah ein Knall, wie wenn ein auf glü¬<lb/>
hende Kohlen gelegtes Papier plözlich &#x017F;einer ganzen<lb/>
Fläche nach Feuer fängt, und das ganze Dach der<lb/>
Ställe und Wagenbehälter &#x017F;tand unter einer einzigen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0190] Dienſtmädchen war ebenfalls kein Feuer, an dem ſie etwa Eiſen zum Glätten gehizt, oder irgend Wäſche oder dergleichen geſotten hätten. Man ſchaute aus den Fenſtern, alles lag ruhig und freundlich da, und nicht einmal ein Rauch ging aus nahen und fernen Schornſteinen empor. Die Mutter ſprach mit den Kindern über die Sache, und man wunderte ſich, wie ſolche Eindrüke in die Sinne kommen können, Blondköpfchen ver¬ theidigte ſich, andere griffen es an, und wie man ſo redete, geſchah draußen ein Schrei, es geſchahen ſogleich mehrere, und wie alle an die Fenſter liefen, um zu ſehen, was es gäbe, ſtieg ein diker qualmender Rauchknäuel als ſchwarze finſtere Säule von dem Scheuerdache empor, er wirbelte ſchnell, und gleich darauf ſchoß die blizende Flamme in ihn hinauf, und während die Kinder und die Mutter noch ſchauten, lief es geſchäftig und praſſelnd, als ob die Sommer¬ hize alles vorbereitet hätte, in lichten kleinen Flämm¬ chen von der Scheuer längs des Dachfirſtes der Stal¬ lungen und Wagenbehälter gegen das Haus hervor, mit eins geſchah ein Knall, wie wenn ein auf glü¬ hende Kohlen gelegtes Papier plözlich ſeiner ganzen Fläche nach Feuer fängt, und das ganze Dach der Ställe und Wagenbehälter ſtand unter einer einzigen 12*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/190
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/190>, abgerufen am 21.11.2024.