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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Die Wagenbehälter grenzten an die Holzlage, in
welcher die großen Vorräthe von Winterholz und
Kochholz aufgehäuft waren. Wenn dieses Holz Feuer
finge, so wären die Wägen samt dem Wagenbehälter
verloren. Darum ließ die Frau auch die Wägen aus
ihren Behältern ziehen, und ließ sie in dem Garten
unter den Bäumen in Sicherheit bringen.

Da die Leute bei dieser Beschäftigung waren, hörte
man hoch oben ein neues plözliches Krachen und
Prasseln, und da man hinauf sah, so erblikte man
das Dach des Wohnhauses von den Flammen ergrif¬
fen. Es war wohl eine Feuersprize in dem Hause, es
war auch Wasservorrath theils im Hause theils in
dem nahen Bache, die Sprize hatte immer auf das
Hausdach gespielt, die Hausleute und die Nachbarn,
die schnell genug herbei geeilt waren, hatten das
Wasser stets in hinreichender Menge heran geschafft:
aber die Hize des Sommers hatte das Holzwerk zu
sehr ausgetroknet, die Gewalt des Feuers auf den
angrenzenden Dächern war zu mächtig gewesen, der
Wasserstrahl verdünstete fast in der Luft, die Tropfen
auf dem Dache waren ohnmächtig, und da das
Holzwerk einmal Feuer gefangen hatte, so war das
ganze Dach bald ein sausender krachender brodelnder
Feuerberg. Das Sprizen in die Flamme war nun

Die Wagenbehälter grenzten an die Holzlage, in
welcher die großen Vorräthe von Winterholz und
Kochholz aufgehäuft waren. Wenn dieſes Holz Feuer
finge, ſo wären die Wägen ſamt dem Wagenbehälter
verloren. Darum ließ die Frau auch die Wägen aus
ihren Behältern ziehen, und ließ ſie in dem Garten
unter den Bäumen in Sicherheit bringen.

Da die Leute bei dieſer Beſchäftigung waren, hörte
man hoch oben ein neues plözliches Krachen und
Praſſeln, und da man hinauf ſah, ſo erblikte man
das Dach des Wohnhauſes von den Flammen ergrif¬
fen. Es war wohl eine Feuerſprize in dem Hauſe, es
war auch Waſſervorrath theils im Hauſe theils in
dem nahen Bache, die Sprize hatte immer auf das
Hausdach geſpielt, die Hausleute und die Nachbarn,
die ſchnell genug herbei geeilt waren, hatten das
Waſſer ſtets in hinreichender Menge heran geſchafft:
aber die Hize des Sommers hatte das Holzwerk zu
ſehr ausgetroknet, die Gewalt des Feuers auf den
angrenzenden Dächern war zu mächtig geweſen, der
Waſſerſtrahl verdünſtete faſt in der Luft, die Tropfen
auf dem Dache waren ohnmächtig, und da das
Holzwerk einmal Feuer gefangen hatte, ſo war das
ganze Dach bald ein ſauſender krachender brodelnder
Feuerberg. Das Sprizen in die Flamme war nun

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[183/0194] Die Wagenbehälter grenzten an die Holzlage, in welcher die großen Vorräthe von Winterholz und Kochholz aufgehäuft waren. Wenn dieſes Holz Feuer finge, ſo wären die Wägen ſamt dem Wagenbehälter verloren. Darum ließ die Frau auch die Wägen aus ihren Behältern ziehen, und ließ ſie in dem Garten unter den Bäumen in Sicherheit bringen. Da die Leute bei dieſer Beſchäftigung waren, hörte man hoch oben ein neues plözliches Krachen und Praſſeln, und da man hinauf ſah, ſo erblikte man das Dach des Wohnhauſes von den Flammen ergrif¬ fen. Es war wohl eine Feuerſprize in dem Hauſe, es war auch Waſſervorrath theils im Hauſe theils in dem nahen Bache, die Sprize hatte immer auf das Hausdach geſpielt, die Hausleute und die Nachbarn, die ſchnell genug herbei geeilt waren, hatten das Waſſer ſtets in hinreichender Menge heran geſchafft: aber die Hize des Sommers hatte das Holzwerk zu ſehr ausgetroknet, die Gewalt des Feuers auf den angrenzenden Dächern war zu mächtig geweſen, der Waſſerſtrahl verdünſtete faſt in der Luft, die Tropfen auf dem Dache waren ohnmächtig, und da das Holzwerk einmal Feuer gefangen hatte, ſo war das ganze Dach bald ein ſauſender krachender brodelnder Feuerberg. Das Sprizen in die Flamme war nun

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/194>, abgerufen am 21.11.2024.