unter diesen manchmal ein einsamer Fußreisender, der ein Liebhaber der Natur ist, eine Weile in der bemal¬ ten Oberstube des Wirthes wohnt, und die Berge betrachtet, oder gar ein Maler, der den kleinen spizen Kirchthurm und die schönen Gipfel der Felsen in seine Mappe zeichnet. Daher bilden die Bewohner eine eigene Welt, sie kennen einander alle mit Namen und mit den einzelnen Geschichten von Großvater und Urgro߬ vater her, trauern alle, wenn einer stirbt, wissen, wie er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Spra¬ che, die von der der Ebene draußen abweicht, haben ihre Streitigkeiten, die sie schlichten, stehen einander bei, und laufen zusammen, wenn sich etwas Außer¬ ordentliches begibt.
Sie sind sehr stettig und es bleibt immer beim Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird derselbe wieder hineingesezt, die neuen Häuser wer¬ den wie die alten gebaut, die schadhaften Dächer wer¬ den mit gleichen Schindeln ausgebessert, und wenn in einem Hause schekige Kühe sind, so werden immer solche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei dem Hause.
Gegen Mittag sieht man von dem Dorfe einen Schneeberg, der mit seinen glänzenden Hörnern fast oberhalb der Hausdächer zu sein scheint, aber in der
unter dieſen manchmal ein einſamer Fußreiſender, der ein Liebhaber der Natur iſt, eine Weile in der bemal¬ ten Oberſtube des Wirthes wohnt, und die Berge betrachtet, oder gar ein Maler, der den kleinen ſpizen Kirchthurm und die ſchönen Gipfel der Felſen in ſeine Mappe zeichnet. Daher bilden die Bewohner eine eigene Welt, ſie kennen einander alle mit Namen und mit den einzelnen Geſchichten von Großvater und Urgro߬ vater her, trauern alle, wenn einer ſtirbt, wiſſen, wie er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Spra¬ che, die von der der Ebene draußen abweicht, haben ihre Streitigkeiten, die ſie ſchlichten, ſtehen einander bei, und laufen zuſammen, wenn ſich etwas Außer¬ ordentliches begibt.
Sie ſind ſehr ſtettig und es bleibt immer beim Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird derſelbe wieder hineingeſezt, die neuen Häuſer wer¬ den wie die alten gebaut, die ſchadhaften Dächer wer¬ den mit gleichen Schindeln ausgebeſſert, und wenn in einem Hauſe ſchekige Kühe ſind, ſo werden immer ſolche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei dem Hauſe.
Gegen Mittag ſieht man von dem Dorfe einen Schneeberg, der mit ſeinen glänzenden Hörnern faſt oberhalb der Hausdächer zu ſein ſcheint, aber in der
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unter dieſen manchmal ein einſamer Fußreiſender, der
ein Liebhaber der Natur iſt, eine Weile in der bemal¬
ten Oberſtube des Wirthes wohnt, und die Berge
betrachtet, oder gar ein Maler, der den kleinen ſpizen
Kirchthurm und die ſchönen Gipfel der Felſen in ſeine
Mappe zeichnet. Daher bilden die Bewohner eine eigene
Welt, ſie kennen einander alle mit Namen und mit
den einzelnen Geſchichten von Großvater und Urgro߬
vater her, trauern alle, wenn einer ſtirbt, wiſſen, wie
er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Spra¬
che, die von der der Ebene draußen abweicht, haben
ihre Streitigkeiten, die ſie ſchlichten, ſtehen einander
bei, und laufen zuſammen, wenn ſich etwas Außer¬
ordentliches begibt.
Sie ſind ſehr ſtettig und es bleibt immer beim
Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird
derſelbe wieder hineingeſezt, die neuen Häuſer wer¬
den wie die alten gebaut, die ſchadhaften Dächer wer¬
den mit gleichen Schindeln ausgebeſſert, und wenn
in einem Hauſe ſchekige Kühe ſind, ſo werden immer
ſolche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei
dem Hauſe.
Gegen Mittag ſieht man von dem Dorfe einen
Schneeberg, der mit ſeinen glänzenden Hörnern faſt
oberhalb der Hausdächer zu ſein ſcheint, aber in der
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/20>, abgerufen am 16.07.2024.
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