Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.davon, wenn sie in der Wirthsstube bei einander si¬ Wenn man auf die Jahresgeschichte des Berges davon, wenn ſie in der Wirthsſtube bei einander ſi¬ Wenn man auf die Jahresgeſchichte des Berges <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="11"/> davon, wenn ſie in der Wirthsſtube bei einander ſi¬<lb/> zen, und erzählen ihre Wagniſſe und ihre wunderba¬<lb/> ren Erfahrungen, und verſäumen aber auch nie zu<lb/> ſagen, was dieſer oder jener Reiſende geſprochen<lb/> habe, und was ſie von ihm als Lohn für ihre Be¬<lb/> mühungen empfangen hätten. Dann ſendet der Berg<lb/> von ſeinen Schneeflächen die Waſſer ab, welche einen<lb/> See in ſeinen Hochwäldern ſpeiſen, und den Bach<lb/> erzeugen, der luſtig durch das Thal ſtrömt, die Bret¬<lb/> terſäge die Mahlmühle und andere kleine Werke<lb/> treibt, das Dorf reinigt, und das Vieh tränkt. Von<lb/> den Wäldern des Berges kömmt das Holz, und ſie<lb/> halten die Lawinen auf. Durch die innern Gänge und<lb/> Lokerheiten der Höhen ſinken die Waſſer durch, die<lb/> dann in Adern durch das Thal gehen, und in Brünn¬<lb/> lein und Quellen hervorkommen, daraus die Men¬<lb/> ſchen trinken, und ihr herrliches oft belobtes Waſſer<lb/> dem Fremden reichen. Allein an lezteren Nuzen den¬<lb/> ken ſie nicht, und meinen, das ſei immer ſo geweſen.</p><lb/> <p>Wenn man auf die Jahresgeſchichte des Berges<lb/> ſieht, ſo ſind im Winter die zwei Zaken ſeines Gip¬<lb/> fels, die ſie Hörner heißen, ſchneeweiß, und ſtehen,<lb/> wenn ſie an hellen Tagen ſichtbar ſind, blendend in<lb/> der finſtern Bläue der Luft; alle Bergfelder, die um<lb/> dieſe Gipfel herum lagern, ſind dann weiß; alle Ab¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0022]
davon, wenn ſie in der Wirthsſtube bei einander ſi¬
zen, und erzählen ihre Wagniſſe und ihre wunderba¬
ren Erfahrungen, und verſäumen aber auch nie zu
ſagen, was dieſer oder jener Reiſende geſprochen
habe, und was ſie von ihm als Lohn für ihre Be¬
mühungen empfangen hätten. Dann ſendet der Berg
von ſeinen Schneeflächen die Waſſer ab, welche einen
See in ſeinen Hochwäldern ſpeiſen, und den Bach
erzeugen, der luſtig durch das Thal ſtrömt, die Bret¬
terſäge die Mahlmühle und andere kleine Werke
treibt, das Dorf reinigt, und das Vieh tränkt. Von
den Wäldern des Berges kömmt das Holz, und ſie
halten die Lawinen auf. Durch die innern Gänge und
Lokerheiten der Höhen ſinken die Waſſer durch, die
dann in Adern durch das Thal gehen, und in Brünn¬
lein und Quellen hervorkommen, daraus die Men¬
ſchen trinken, und ihr herrliches oft belobtes Waſſer
dem Fremden reichen. Allein an lezteren Nuzen den¬
ken ſie nicht, und meinen, das ſei immer ſo geweſen.
Wenn man auf die Jahresgeſchichte des Berges
ſieht, ſo ſind im Winter die zwei Zaken ſeines Gip¬
fels, die ſie Hörner heißen, ſchneeweiß, und ſtehen,
wenn ſie an hellen Tagen ſichtbar ſind, blendend in
der finſtern Bläue der Luft; alle Bergfelder, die um
dieſe Gipfel herum lagern, ſind dann weiß; alle Ab¬
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