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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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wenn er schnell und unversehens von der Erde genom¬
men würde, und sezte aus Vaterlandsliebe den Kaiser
zum Erben ein. Er that das Testament in die Lade
seines Schreibtisches.

Wenn er es auch aufgegeben hatte, sein Herz
noch an eine Frau zu hängen, so war dies nicht auch
mit Freunden der Fall. Er hatte solche immer gehabt,
und da er alt wurde, bekam er derselben noch mehr.
Ja sogar die Frauen wurden ihm wieder zugethaner,
freilich nicht in dem Sinne, daß sie ihn hätten
ehlichen wollen; denn da er älter wurde, stachen seine
Wunderlichkeiten, obwohl sie noch größer geworden
waren, nicht mehr so hervor, ja sie wurden, da sie
von Wiz und Einbildungskraft unterstüzt wurden,
zur Lebhaftigkeit, die einen alten Mann ganz beson¬
ders ziert, und er wurde überall liebenswürdig ge¬
heißen. Auch seine körperliche Nichtstimmung ver¬
schwand, da man Schönheit und Übereinstimmung
bei einem Alten nicht suchte.

Unter seinen Freunden war der erste und geliebteste
sein eigener Verwalter. Schon in früher Jugend --
und er ist sehr früh zum Besize seines Vermögens
gelangt -- sah er ein, daß er durch seine Einbildungs¬
kraft sich zu Versuchen stetten Abänderungen ja zu
Vernachlässigungen seines Anwesens hinreißen lasse,

wenn er ſchnell und unverſehens von der Erde genom¬
men würde, und ſezte aus Vaterlandsliebe den Kaiſer
zum Erben ein. Er that das Teſtament in die Lade
ſeines Schreibtiſches.

Wenn er es auch aufgegeben hatte, ſein Herz
noch an eine Frau zu hängen, ſo war dies nicht auch
mit Freunden der Fall. Er hatte ſolche immer gehabt,
und da er alt wurde, bekam er derſelben noch mehr.
Ja ſogar die Frauen wurden ihm wieder zugethaner,
freilich nicht in dem Sinne, daß ſie ihn hätten
ehlichen wollen; denn da er älter wurde, ſtachen ſeine
Wunderlichkeiten, obwohl ſie noch größer geworden
waren, nicht mehr ſo hervor, ja ſie wurden, da ſie
von Wiz und Einbildungskraft unterſtüzt wurden,
zur Lebhaftigkeit, die einen alten Mann ganz beſon¬
ders ziert, und er wurde überall liebenswürdig ge¬
heißen. Auch ſeine körperliche Nichtſtimmung ver¬
ſchwand, da man Schönheit und Übereinſtimmung
bei einem Alten nicht ſuchte.

Unter ſeinen Freunden war der erſte und geliebteſte
ſein eigener Verwalter. Schon in früher Jugend —
und er iſt ſehr früh zum Beſize ſeines Vermögens
gelangt — ſah er ein, daß er durch ſeine Einbildungs¬
kraft ſich zu Verſuchen ſtetten Abänderungen ja zu
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[221/0232] wenn er ſchnell und unverſehens von der Erde genom¬ men würde, und ſezte aus Vaterlandsliebe den Kaiſer zum Erben ein. Er that das Teſtament in die Lade ſeines Schreibtiſches. Wenn er es auch aufgegeben hatte, ſein Herz noch an eine Frau zu hängen, ſo war dies nicht auch mit Freunden der Fall. Er hatte ſolche immer gehabt, und da er alt wurde, bekam er derſelben noch mehr. Ja ſogar die Frauen wurden ihm wieder zugethaner, freilich nicht in dem Sinne, daß ſie ihn hätten ehlichen wollen; denn da er älter wurde, ſtachen ſeine Wunderlichkeiten, obwohl ſie noch größer geworden waren, nicht mehr ſo hervor, ja ſie wurden, da ſie von Wiz und Einbildungskraft unterſtüzt wurden, zur Lebhaftigkeit, die einen alten Mann ganz beſon¬ ders ziert, und er wurde überall liebenswürdig ge¬ heißen. Auch ſeine körperliche Nichtſtimmung ver¬ ſchwand, da man Schönheit und Übereinſtimmung bei einem Alten nicht ſuchte. Unter ſeinen Freunden war der erſte und geliebteſte ſein eigener Verwalter. Schon in früher Jugend — und er iſt ſehr früh zum Beſize ſeines Vermögens gelangt — ſah er ein, daß er durch ſeine Einbildungs¬ kraft ſich zu Verſuchen ſtetten Abänderungen ja zu Vernachläſſigungen ſeines Anweſens hinreißen laſſe,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/232>, abgerufen am 24.11.2024.