Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.richtete er etwas an dem Pferde, prüfte anderes, und "Das ist ein Mann," rief Lulu jubelnd. "Du Scheusal, du kleine Ausgeburt," schrie der "Er ist ja kein Franzose," antwortete Lulu, "er "Um so schlechter, um so tausendmal schlechter ist richtete er etwas an dem Pferde, prüfte anderes, und „Das iſt ein Mann,“ rief Lulu jubelnd. „Du Scheuſal, du kleine Ausgeburt,“ ſchrie der „Er iſt ja kein Franzoſe,“ antwortete Lulu, „er „Um ſo ſchlechter, um ſo tauſendmal ſchlechter iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="245"/> richtete er etwas an dem Pferde, prüfte anderes, und<lb/> da es gut befunden war, ſchwang er ſich hinauf. Da<lb/> er einmal oben ſaß, war es nur ein Augenblik, in<lb/> welchem er ſich gleichſam feſt zu ſezen ſuchte, dann<lb/> gab er die Sporen, that einen Ruf, und mit<lb/> einer ſo fürchterlichen Schnelligkeit, daß man kaum<lb/> mit den Augen bliken konnte, daß die Funken in<lb/> Schwärmen ſprühten, flog er über den Steindamm<lb/> hinaus. Als er jenſeits war, wie man aus dem<lb/> ſchwächeren Hufſchlage ſchließen konnte, ſchoß er rechts<lb/> und links einen Piſtolenſchuß ab, worauf ſogleich<lb/> Blize hinter ihm ſichtbar wurden, Schüſſe krachten,<lb/> Geſchrei ſich erhob, und ſich ferner zog.</p><lb/> <p>„Das iſt ein Mann,“ rief Lulu jubelnd.</p><lb/> <p>„Du Scheuſal, du kleine Ausgeburt,“ ſchrie der<lb/> Schloßherr, „du fällſt in Bewunderung unſern Fein¬<lb/> den zu.“</p><lb/> <p>„Er iſt ja kein Franzoſe,“ antwortete Lulu, „er<lb/> ſpricht ſo ſchön deutſch.“</p><lb/> <p>„Um ſo ſchlechter, um ſo tauſendmal ſchlechter iſt<lb/> er, ſagte der Schloßherr, „als ein Deutſcher ſollte er<lb/> lieber in die fernſten Gegenden ziehen, und betteln,<lb/> ehe er mit dem Erzfeinde ſich verbindet, ja er ſollte<lb/> lieber den Tod leiden. So aber nimmt er von unſerem<lb/> Thurme die Stellung der Verbündeten auf, verräth<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [245/0256]
richtete er etwas an dem Pferde, prüfte anderes, und
da es gut befunden war, ſchwang er ſich hinauf. Da
er einmal oben ſaß, war es nur ein Augenblik, in
welchem er ſich gleichſam feſt zu ſezen ſuchte, dann
gab er die Sporen, that einen Ruf, und mit
einer ſo fürchterlichen Schnelligkeit, daß man kaum
mit den Augen bliken konnte, daß die Funken in
Schwärmen ſprühten, flog er über den Steindamm
hinaus. Als er jenſeits war, wie man aus dem
ſchwächeren Hufſchlage ſchließen konnte, ſchoß er rechts
und links einen Piſtolenſchuß ab, worauf ſogleich
Blize hinter ihm ſichtbar wurden, Schüſſe krachten,
Geſchrei ſich erhob, und ſich ferner zog.
„Das iſt ein Mann,“ rief Lulu jubelnd.
„Du Scheuſal, du kleine Ausgeburt,“ ſchrie der
Schloßherr, „du fällſt in Bewunderung unſern Fein¬
den zu.“
„Er iſt ja kein Franzoſe,“ antwortete Lulu, „er
ſpricht ſo ſchön deutſch.“
„Um ſo ſchlechter, um ſo tauſendmal ſchlechter iſt
er, ſagte der Schloßherr, „als ein Deutſcher ſollte er
lieber in die fernſten Gegenden ziehen, und betteln,
ehe er mit dem Erzfeinde ſich verbindet, ja er ſollte
lieber den Tod leiden. So aber nimmt er von unſerem
Thurme die Stellung der Verbündeten auf, verräth
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