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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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nicht zu dem Innigen und Gleichartigen kommen ließ,
wie Gschaiderinnen gegen Gschaiderinnen, Gschaider
gegen Gschaider hatten. Es war so, ließ sich nicht
abstellen, und wurde durch die bessere Tracht und
durch das erleichtertere häusliche Leben der Schusterin
noch vermehrt.

Sie hatte ihrem Manne nach dem ersten Jahre
einen Sohn, und in einigen Jahren darauf ein Töch¬
terlein geboren. Sie glaubte aber, daß er die Kinder
nicht so liebe, wie sie sich vorstellte, daß es sein solle,
und wie sie sich bewußt war, daß sie dieselben liebe;
denn sein Angesicht war meistens ernsthaft und mit sei¬
nen Arbeiten beschäftigt. Er spielte und tändelte selten
mit den Kindern, und sprach stets ruhig mit ihnen
gleichsam so, wie man mit Erwachsenen spricht. Was
Nahrung und Kleidung und andere äußere Dinge
anbelangte, hielt er die Kinder untadelich.

In der ersten Zeit der Ehe kam die Färberin öfter
nach Gschaid, und die jungen Eheleute besuchten auch
Millsdorf zuweilen bei Kirchweihen oder anderen fest¬
lichen Gelegenheiten. Als aber die Kinder auf der
Welt waren, war die Sache anders geworden. Wenn
schon Mütter ihre Kinder lieben, und sich nach ihnen
sehnen, so ist dieses von Großmüttern öfter in noch
höherem Grade der Fall: sie verlangen zuweilen mit

nicht zu dem Innigen und Gleichartigen kommen ließ,
wie Gſchaiderinnen gegen Gſchaiderinnen, Gſchaider
gegen Gſchaider hatten. Es war ſo, ließ ſich nicht
abſtellen, und wurde durch die beſſere Tracht und
durch das erleichtertere häusliche Leben der Schuſterin
noch vermehrt.

Sie hatte ihrem Manne nach dem erſten Jahre
einen Sohn, und in einigen Jahren darauf ein Töch¬
terlein geboren. Sie glaubte aber, daß er die Kinder
nicht ſo liebe, wie ſie ſich vorſtellte, daß es ſein ſolle,
und wie ſie ſich bewußt war, daß ſie dieſelben liebe;
denn ſein Angeſicht war meiſtens ernſthaft und mit ſei¬
nen Arbeiten beſchäftigt. Er ſpielte und tändelte ſelten
mit den Kindern, und ſprach ſtets ruhig mit ihnen
gleichſam ſo, wie man mit Erwachſenen ſpricht. Was
Nahrung und Kleidung und andere äußere Dinge
anbelangte, hielt er die Kinder untadelich.

In der erſten Zeit der Ehe kam die Färberin öfter
nach Gſchaid, und die jungen Eheleute beſuchten auch
Millsdorf zuweilen bei Kirchweihen oder anderen feſt¬
lichen Gelegenheiten. Als aber die Kinder auf der
Welt waren, war die Sache anders geworden. Wenn
ſchon Mütter ihre Kinder lieben, und ſich nach ihnen
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[29/0040] nicht zu dem Innigen und Gleichartigen kommen ließ, wie Gſchaiderinnen gegen Gſchaiderinnen, Gſchaider gegen Gſchaider hatten. Es war ſo, ließ ſich nicht abſtellen, und wurde durch die beſſere Tracht und durch das erleichtertere häusliche Leben der Schuſterin noch vermehrt. Sie hatte ihrem Manne nach dem erſten Jahre einen Sohn, und in einigen Jahren darauf ein Töch¬ terlein geboren. Sie glaubte aber, daß er die Kinder nicht ſo liebe, wie ſie ſich vorſtellte, daß es ſein ſolle, und wie ſie ſich bewußt war, daß ſie dieſelben liebe; denn ſein Angeſicht war meiſtens ernſthaft und mit ſei¬ nen Arbeiten beſchäftigt. Er ſpielte und tändelte ſelten mit den Kindern, und ſprach ſtets ruhig mit ihnen gleichſam ſo, wie man mit Erwachſenen ſpricht. Was Nahrung und Kleidung und andere äußere Dinge anbelangte, hielt er die Kinder untadelich. In der erſten Zeit der Ehe kam die Färberin öfter nach Gſchaid, und die jungen Eheleute beſuchten auch Millsdorf zuweilen bei Kirchweihen oder anderen feſt¬ lichen Gelegenheiten. Als aber die Kinder auf der Welt waren, war die Sache anders geworden. Wenn ſchon Mütter ihre Kinder lieben, und ſich nach ihnen ſehnen, ſo iſt dieſes von Großmüttern öfter in noch höherem Grade der Fall: ſie verlangen zuweilen mit

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/40>, abgerufen am 24.11.2024.