Die Arbeiter haben die ungeheuerste Macht in Händen, und wenn sie ihrer einmal recht inne würden und sie gebrauch¬ ten, so widerstände ihnen nichts: sie dürften nur die Arbeit einstellen und das Gearbeitete als das Ihrige ansehen und genießen. Dieß ist der Sinn der hie und da auftauchenden Arbeiterunruhen.
Der Staat beruht auf der -- Sklaverei der Arbeit. Wird die Arbeit frei, so ist der Staat verloren.
§. 2. Der sociale Liberalismus.
Wir sind freigeborene Menschen, und wohin Wir blicken, sehen Wir Uns zu Dienern von Egoisten gemacht! Sollen Wir darum auch Egoisten werden? Bewahre der Himmel, Wir wollen lieber die Egoisten unmöglich machen! Wir wollen sie alle zu "Lumpen" machen, wollen Alle nichts haben, damit "Alle" haben. --
So die Socialen. --
Wer ist diese Person, die Ihr "Alle" nennt? -- Es ist die "Gesellschaft"! -- Ist sie denn aber leibhaftig? -- Wir sind ihr Leib! -- Ihr? Ihr seid ja selbst kein Leib; -- Du zwar bist leibhaftig, auch Du und Du, aber Ihr zusammen seid nur Leiber, kein Leib. Mithin hätte die einige Gesellschaft zwar Leiber zu ihrem Dienste, aber keinen einigen und eigenen Leib. Sie wird eben, wie die "Nation" der Politiker, nichts als ein "Geist" sein, der Leib an ihm nur Schein.
Die Freiheit des Menschen ist im politischen Liberalismus die Freiheit von Personen, von persönlicher Herrschaft, vom Herrn: Sicherung jeder einzelnen Person gegen andere Per¬ sonen, persönliche Freiheit.
Die Arbeiter haben die ungeheuerſte Macht in Händen, und wenn ſie ihrer einmal recht inne würden und ſie gebrauch¬ ten, ſo widerſtände ihnen nichts: ſie dürften nur die Arbeit einſtellen und das Gearbeitete als das Ihrige anſehen und genießen. Dieß iſt der Sinn der hie und da auftauchenden Arbeiterunruhen.
Der Staat beruht auf der — Sklaverei der Arbeit. Wird die Arbeit frei, ſo iſt der Staat verloren.
§. 2. Der ſociale Liberalismus.
Wir ſind freigeborene Menſchen, und wohin Wir blicken, ſehen Wir Uns zu Dienern von Egoiſten gemacht! Sollen Wir darum auch Egoiſten werden? Bewahre der Himmel, Wir wollen lieber die Egoiſten unmöglich machen! Wir wollen ſie alle zu „Lumpen“ machen, wollen Alle nichts haben, damit „Alle“ haben. —
So die Socialen. —
Wer iſt dieſe Perſon, die Ihr „Alle“ nennt? — Es iſt die „Geſellſchaft“! — Iſt ſie denn aber leibhaftig? — Wir ſind ihr Leib! — Ihr? Ihr ſeid ja ſelbſt kein Leib; — Du zwar biſt leibhaftig, auch Du und Du, aber Ihr zuſammen ſeid nur Leiber, kein Leib. Mithin hätte die einige Geſellſchaft zwar Leiber zu ihrem Dienſte, aber keinen einigen und eigenen Leib. Sie wird eben, wie die „Nation“ der Politiker, nichts als ein „Geiſt“ ſein, der Leib an ihm nur Schein.
Die Freiheit des Menſchen iſt im politiſchen Liberalismus die Freiheit von Perſonen, von perſönlicher Herrſchaft, vom Herrn: Sicherung jeder einzelnen Perſon gegen andere Per¬ ſonen, perſönliche Freiheit.
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Die Arbeiter haben die ungeheuerſte Macht in Händen,
und wenn ſie ihrer einmal recht inne würden und ſie gebrauch¬
ten, ſo widerſtände ihnen nichts: ſie dürften nur die Arbeit
einſtellen und das Gearbeitete als das Ihrige anſehen und
genießen. Dieß iſt der Sinn der hie und da auftauchenden
Arbeiterunruhen.
Der Staat beruht auf der — Sklaverei der Arbeit.
Wird die Arbeit frei, ſo iſt der Staat verloren.
§. 2. Der ſociale Liberalismus.
Wir ſind freigeborene Menſchen, und wohin Wir blicken,
ſehen Wir Uns zu Dienern von Egoiſten gemacht! Sollen
Wir darum auch Egoiſten werden? Bewahre der Himmel,
Wir wollen lieber die Egoiſten unmöglich machen! Wir
wollen ſie alle zu „Lumpen“ machen, wollen Alle nichts haben,
damit „Alle“ haben. —
So die Socialen. —
Wer iſt dieſe Perſon, die Ihr „Alle“ nennt? — Es iſt
die „Geſellſchaft“! — Iſt ſie denn aber leibhaftig? — Wir
ſind ihr Leib! — Ihr? Ihr ſeid ja ſelbſt kein Leib; — Du
zwar biſt leibhaftig, auch Du und Du, aber Ihr zuſammen
ſeid nur Leiber, kein Leib. Mithin hätte die einige Geſellſchaft
zwar Leiber zu ihrem Dienſte, aber keinen einigen und eigenen
Leib. Sie wird eben, wie die „Nation“ der Politiker, nichts
als ein „Geiſt“ ſein, der Leib an ihm nur Schein.
Die Freiheit des Menſchen iſt im politiſchen Liberalismus
die Freiheit von Perſonen, von perſönlicher Herrſchaft, vom
Herrn: Sicherung jeder einzelnen Perſon gegen andere Per¬
ſonen, perſönliche Freiheit.
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/161>, abgerufen am 24.11.2024.
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