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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Kaiser hofft in seiner der Form- wie der Gehaltlosigkeit
wegen werthlosen Broschüre ("Die Persönlichkeit des Eigen¬
thümers in Bezug auf den Socialismus und Communismus
u. s. w.") vom Staate, daß er eine Vermögensausgleichung
bewirken werde. Immer der Staat! der Herr Papa! Wie
die Kirche für die "Mutter" der Gläubigen ausgegeben und
angesehen wurde, so hat der Staat ganz das Gesicht des vor¬
sorglichen Vaters.


Aufs genaueste mit dem Princip der Bürgerlichkeit ver¬
bunden zeigt sich die Concurrenz. Ist sie etwas Anderes
als die Gleichheit (egalite)? Und ist die Egalität nicht eben
ein Erzeugniß derselben Revolution, welche vom Bürgerthum
oder den Mittelclassen hervorgebracht wurde? Da es Keinem
verwehrt ist, mit Allen im Staate (den Fürsten, weil er den
Staat selbst vorstellt, ausgenommen) zu wetteifern und zu ihrer
Höhe sich hinaufzuarbeiten, ja sie zu eigenem Vortheil zu stür¬
zen oder auszubeuten, sie zu überflügeln und durch stärkere An¬
strengung um ihren Wohlstand zu bringen, so dient dieß zum
deutlichen Beweise, daß vor dem Richterstuhl des Staats Je¬
der nur den Werth eines "simplen Individuums" hat und auf
keine Begünstigung rechnen darf. Ueberrennt und überbietet
Euch, so viel Ihr mögt und könnt, das soll mich, den Staat,
nicht kümmern! Unter einander seid Ihr frei im Concurriren,
seid Concurrenten; das ist eure gesellschaftliche Stellung.
Vor mir, dem Staate, aber seid Ihr nichts als "simple In¬
dividuen"! *)

*) Diesen Ausdruck gebrauchte der Minister Stein vom Grafen von
Reisach, als er diesen der bairischen Regierung kaltherzig preisgab, weil

Kaiſer hofft in ſeiner der Form- wie der Gehaltloſigkeit
wegen werthloſen Broſchüre („Die Perſönlichkeit des Eigen¬
thümers in Bezug auf den Socialismus und Communismus
u. ſ. w.“) vom Staate, daß er eine Vermögensausgleichung
bewirken werde. Immer der Staat! der Herr Papa! Wie
die Kirche für die „Mutter“ der Gläubigen ausgegeben und
angeſehen wurde, ſo hat der Staat ganz das Geſicht des vor¬
ſorglichen Vaters.


Aufs genaueſte mit dem Princip der Bürgerlichkeit ver¬
bunden zeigt ſich die Concurrenz. Iſt ſie etwas Anderes
als die Gleichheit (égalité)? Und iſt die Egalität nicht eben
ein Erzeugniß derſelben Revolution, welche vom Bürgerthum
oder den Mittelclaſſen hervorgebracht wurde? Da es Keinem
verwehrt iſt, mit Allen im Staate (den Fürſten, weil er den
Staat ſelbſt vorſtellt, ausgenommen) zu wetteifern und zu ihrer
Höhe ſich hinaufzuarbeiten, ja ſie zu eigenem Vortheil zu ſtür¬
zen oder auszubeuten, ſie zu überflügeln und durch ſtärkere An¬
ſtrengung um ihren Wohlſtand zu bringen, ſo dient dieß zum
deutlichen Beweiſe, daß vor dem Richterſtuhl des Staats Je¬
der nur den Werth eines „ſimplen Individuums“ hat und auf
keine Begünſtigung rechnen darf. Ueberrennt und überbietet
Euch, ſo viel Ihr mögt und könnt, das ſoll mich, den Staat,
nicht kümmern! Unter einander ſeid Ihr frei im Concurriren,
ſeid Concurrenten; das iſt eure geſellſchaftliche Stellung.
Vor mir, dem Staate, aber ſeid Ihr nichts als „ſimple In¬
dividuen“! *)

*) Dieſen Ausdruck gebrauchte der Miniſter Stein vom Grafen von
Reiſach, als er dieſen der bairiſchen Regierung kaltherzig preisgab, weil
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[345/0353] Kaiſer hofft in ſeiner der Form- wie der Gehaltloſigkeit wegen werthloſen Broſchüre („Die Perſönlichkeit des Eigen¬ thümers in Bezug auf den Socialismus und Communismus u. ſ. w.“) vom Staate, daß er eine Vermögensausgleichung bewirken werde. Immer der Staat! der Herr Papa! Wie die Kirche für die „Mutter“ der Gläubigen ausgegeben und angeſehen wurde, ſo hat der Staat ganz das Geſicht des vor¬ ſorglichen Vaters. Aufs genaueſte mit dem Princip der Bürgerlichkeit ver¬ bunden zeigt ſich die Concurrenz. Iſt ſie etwas Anderes als die Gleichheit (égalité)? Und iſt die Egalität nicht eben ein Erzeugniß derſelben Revolution, welche vom Bürgerthum oder den Mittelclaſſen hervorgebracht wurde? Da es Keinem verwehrt iſt, mit Allen im Staate (den Fürſten, weil er den Staat ſelbſt vorſtellt, ausgenommen) zu wetteifern und zu ihrer Höhe ſich hinaufzuarbeiten, ja ſie zu eigenem Vortheil zu ſtür¬ zen oder auszubeuten, ſie zu überflügeln und durch ſtärkere An¬ ſtrengung um ihren Wohlſtand zu bringen, ſo dient dieß zum deutlichen Beweiſe, daß vor dem Richterſtuhl des Staats Je¬ der nur den Werth eines „ſimplen Individuums“ hat und auf keine Begünſtigung rechnen darf. Ueberrennt und überbietet Euch, ſo viel Ihr mögt und könnt, das ſoll mich, den Staat, nicht kümmern! Unter einander ſeid Ihr frei im Concurriren, ſeid Concurrenten; das iſt eure geſellſchaftliche Stellung. Vor mir, dem Staate, aber ſeid Ihr nichts als „ſimple In¬ dividuen“! *) *) Dieſen Ausdruck gebrauchte der Miniſter Stein vom Grafen von Reiſach, als er dieſen der bairiſchen Regierung kaltherzig preisgab, weil

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/353>, abgerufen am 23.11.2024.