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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Du mußt ein anderes Vermögen aufzeigen, nämlich deine Ar¬
beitskräfte
. Im Besitze einer Habe oder als "Inhaber"
zeigt sich der Mensch allerdings als Mensch, darum ließen
Wir auch den Inhaber, den Wir "Eigenthümer" nannten, so
lange gelten. Allein Du hast doch die Dinge nur so lange
inne, als Du nicht "aus diesem Eigenthum hinausgesetzt wirst".

Der Inhaber ist vermögend, aber nur so weit, als die
Andern unvermögend sind. Da deine Waare nur so lange
dein Vermögen bildet, als Du sie zu behaupten vermagst, d.h.
als Wir nichts über sie vermögen, so sieh' Dich nach einem
anderen Vermögen um, denn Wir überbieten jetzt durch unsere
Gewalt dein angebliches Vermögen.

Es war außerordentlich viel gewonnen, als man es durch¬
setzte, als Inhaber betrachtet zu werden. Die Leibeigenschaft
wurde damit aufgehoben und Jeder, der bis dahin dem Herrn
gefrohndet hatte, und mehr oder weniger dessen Eigenthum ge¬
wesen war, ward nun ein "Herr". Allein forthin reicht dein
Haben und deine Habe nicht mehr aus und wird nicht mehr
anerkannt; dagegen steigt dein Arbeiten und deine Arbeit im
Werthe. Wir achten nun deine Bewältigung der Dinge,
wie vorher dein Innehaben derselben. Deine Arbeit ist dein
Vermögen! Du bist nur Herr oder Inhaber des Erarbei¬
teten
, nicht des Ererbten. Da aber derzeit Alles ein Er¬
erbtes ist und jeder Groschen, den Du besitzest, nicht ein
Arbeits-, sondern ein Erbgepräge trägt, so muß alles umge¬
schmolzen werden.

Ist denn aber wirklich, wie die Communisten meinen,
meine Arbeit mein einziges Vermögen, oder besteht dieß nicht
vielmehr in allem, was Ich vermag? Und muß nicht die
Arbeitergesellschaft selbst dieß einräumen, indem sie z. B. auch

Du mußt ein anderes Vermögen aufzeigen, nämlich deine Ar¬
beitskräfte
. Im Beſitze einer Habe oder als „Inhaber“
zeigt ſich der Menſch allerdings als Menſch, darum ließen
Wir auch den Inhaber, den Wir „Eigenthümer“ nannten, ſo
lange gelten. Allein Du haſt doch die Dinge nur ſo lange
inne, als Du nicht „aus dieſem Eigenthum hinausgeſetzt wirſt“.

Der Inhaber iſt vermögend, aber nur ſo weit, als die
Andern unvermögend ſind. Da deine Waare nur ſo lange
dein Vermögen bildet, als Du ſie zu behaupten vermagſt, d.h.
als Wir nichts über ſie vermögen, ſo ſieh' Dich nach einem
anderen Vermögen um, denn Wir überbieten jetzt durch unſere
Gewalt dein angebliches Vermögen.

Es war außerordentlich viel gewonnen, als man es durch¬
ſetzte, als Inhaber betrachtet zu werden. Die Leibeigenſchaft
wurde damit aufgehoben und Jeder, der bis dahin dem Herrn
gefrohndet hatte, und mehr oder weniger deſſen Eigenthum ge¬
weſen war, ward nun ein „Herr“. Allein forthin reicht dein
Haben und deine Habe nicht mehr aus und wird nicht mehr
anerkannt; dagegen ſteigt dein Arbeiten und deine Arbeit im
Werthe. Wir achten nun deine Bewältigung der Dinge,
wie vorher dein Innehaben derſelben. Deine Arbeit iſt dein
Vermögen! Du biſt nur Herr oder Inhaber des Erarbei¬
teten
, nicht des Ererbten. Da aber derzeit Alles ein Er¬
erbtes iſt und jeder Groſchen, den Du beſitzeſt, nicht ein
Arbeits-, ſondern ein Erbgepräge trägt, ſo muß alles umge¬
ſchmolzen werden.

Iſt denn aber wirklich, wie die Communiſten meinen,
meine Arbeit mein einziges Vermögen, oder beſteht dieß nicht
vielmehr in allem, was Ich vermag? Und muß nicht die
Arbeitergeſellſchaft ſelbſt dieß einräumen, indem ſie z. B. auch

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[350/0358] Du mußt ein anderes Vermögen aufzeigen, nämlich deine Ar¬ beitskräfte. Im Beſitze einer Habe oder als „Inhaber“ zeigt ſich der Menſch allerdings als Menſch, darum ließen Wir auch den Inhaber, den Wir „Eigenthümer“ nannten, ſo lange gelten. Allein Du haſt doch die Dinge nur ſo lange inne, als Du nicht „aus dieſem Eigenthum hinausgeſetzt wirſt“. Der Inhaber iſt vermögend, aber nur ſo weit, als die Andern unvermögend ſind. Da deine Waare nur ſo lange dein Vermögen bildet, als Du ſie zu behaupten vermagſt, d.h. als Wir nichts über ſie vermögen, ſo ſieh' Dich nach einem anderen Vermögen um, denn Wir überbieten jetzt durch unſere Gewalt dein angebliches Vermögen. Es war außerordentlich viel gewonnen, als man es durch¬ ſetzte, als Inhaber betrachtet zu werden. Die Leibeigenſchaft wurde damit aufgehoben und Jeder, der bis dahin dem Herrn gefrohndet hatte, und mehr oder weniger deſſen Eigenthum ge¬ weſen war, ward nun ein „Herr“. Allein forthin reicht dein Haben und deine Habe nicht mehr aus und wird nicht mehr anerkannt; dagegen ſteigt dein Arbeiten und deine Arbeit im Werthe. Wir achten nun deine Bewältigung der Dinge, wie vorher dein Innehaben derſelben. Deine Arbeit iſt dein Vermögen! Du biſt nur Herr oder Inhaber des Erarbei¬ teten, nicht des Ererbten. Da aber derzeit Alles ein Er¬ erbtes iſt und jeder Groſchen, den Du beſitzeſt, nicht ein Arbeits-, ſondern ein Erbgepräge trägt, ſo muß alles umge¬ ſchmolzen werden. Iſt denn aber wirklich, wie die Communiſten meinen, meine Arbeit mein einziges Vermögen, oder beſteht dieß nicht vielmehr in allem, was Ich vermag? Und muß nicht die Arbeitergeſellſchaft ſelbſt dieß einräumen, indem ſie z. B. auch

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/358>, abgerufen am 23.11.2024.