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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Der Communismus macht den Grundsatz des Bürger¬
thums, daß Jeder ein Inhaber ("Eigenthümer") sei, zu einer
unumstößlichen Wahrheit, zu einer Wirklichkeit, indem nun die
Sorge um's Erlangen aufhört und Jeder von Haus aus
hat, was er braucht. In seiner Arbeitskraft hat er sein
Vermögen, und wenn er davon keinen Gebrauch macht, so ist
das seine Schuld. Das Haschen und Hetzen hat ein Ende,
und keine Concurrenz bleibt, wie jetzt so oft, ohne Erfolg, weil
mit jeder Arbeitsregung ein zureichender Bedarf in's Haus
gebracht wird. Jetzt erst ist man wirklicher Inhaber,
weil Einem, was man in seiner Arbeitskraft hat, nicht mehr
so entgehen kann, wie es unter der Concurrenzwirthschaft jeden
Augenblick zu entwischen drohte. Man ist sorgloser und
gesicherter Inhaber. Und man ist dieß gerade dadurch, daß
man sein Vermögen nicht mehr in einer Waare, sondern in
der eigenen Arbeit, dem Arbeitsvermögen, sucht, also dadurch,
daß man ein Lump, ein Mensch von nur idealem Reichthum
ist. Ich indeß kann Mir an dem Wenigen nicht genügen
lassen, was Ich durch mein Arbeitsvermögen erschwinge, weil
mein Vermögen nicht bloß in meiner Arbeit besteht.

Durch Arbeit kann Ich die Amtsfunctionen eines Präsi¬
denten, Ministers u.s.w. versehen; es erfordern diese Aemter
nur eine allgemeine Bildung, nämlich eine solche, die allgemein
erreichbar ist (denn allgemeine Bildung ist nicht bloß die, welche
Jeder erreicht hat, sondern überhaupt die, welche Jeder errei¬
chen kann, also jede specielle, z. B. medicinische, militairische,
philologische Bildung, von der kein "gebildeter Mensch" glaubt,
daß sie seine Kräfte übersteige), oder überhaupt nur eine Allen
mögliche Geschicklichkeit.

Kann aber auch Jeder diese Aemter bekleiden, so giebt

Der Communismus macht den Grundſatz des Bürger¬
thums, daß Jeder ein Inhaber („Eigenthümer“) ſei, zu einer
unumſtößlichen Wahrheit, zu einer Wirklichkeit, indem nun die
Sorge um's Erlangen aufhört und Jeder von Haus aus
hat, was er braucht. In ſeiner Arbeitskraft hat er ſein
Vermögen, und wenn er davon keinen Gebrauch macht, ſo iſt
das ſeine Schuld. Das Haſchen und Hetzen hat ein Ende,
und keine Concurrenz bleibt, wie jetzt ſo oft, ohne Erfolg, weil
mit jeder Arbeitsregung ein zureichender Bedarf in's Haus
gebracht wird. Jetzt erſt iſt man wirklicher Inhaber,
weil Einem, was man in ſeiner Arbeitskraft hat, nicht mehr
ſo entgehen kann, wie es unter der Concurrenzwirthſchaft jeden
Augenblick zu entwiſchen drohte. Man iſt ſorgloſer und
geſicherter Inhaber. Und man iſt dieß gerade dadurch, daß
man ſein Vermögen nicht mehr in einer Waare, ſondern in
der eigenen Arbeit, dem Arbeitsvermögen, ſucht, alſo dadurch,
daß man ein Lump, ein Menſch von nur idealem Reichthum
iſt. Ich indeß kann Mir an dem Wenigen nicht genügen
laſſen, was Ich durch mein Arbeitsvermögen erſchwinge, weil
mein Vermögen nicht bloß in meiner Arbeit beſteht.

Durch Arbeit kann Ich die Amtsfunctionen eines Präſi¬
denten, Miniſters u.ſ.w. verſehen; es erfordern dieſe Aemter
nur eine allgemeine Bildung, nämlich eine ſolche, die allgemein
erreichbar iſt (denn allgemeine Bildung iſt nicht bloß die, welche
Jeder erreicht hat, ſondern überhaupt die, welche Jeder errei¬
chen kann, alſo jede ſpecielle, z. B. mediciniſche, militairiſche,
philologiſche Bildung, von der kein „gebildeter Menſch“ glaubt,
daß ſie ſeine Kräfte überſteige), oder überhaupt nur eine Allen
mögliche Geſchicklichkeit.

Kann aber auch Jeder dieſe Aemter bekleiden, ſo giebt

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[362/0370] Der Communismus macht den Grundſatz des Bürger¬ thums, daß Jeder ein Inhaber („Eigenthümer“) ſei, zu einer unumſtößlichen Wahrheit, zu einer Wirklichkeit, indem nun die Sorge um's Erlangen aufhört und Jeder von Haus aus hat, was er braucht. In ſeiner Arbeitskraft hat er ſein Vermögen, und wenn er davon keinen Gebrauch macht, ſo iſt das ſeine Schuld. Das Haſchen und Hetzen hat ein Ende, und keine Concurrenz bleibt, wie jetzt ſo oft, ohne Erfolg, weil mit jeder Arbeitsregung ein zureichender Bedarf in's Haus gebracht wird. Jetzt erſt iſt man wirklicher Inhaber, weil Einem, was man in ſeiner Arbeitskraft hat, nicht mehr ſo entgehen kann, wie es unter der Concurrenzwirthſchaft jeden Augenblick zu entwiſchen drohte. Man iſt ſorgloſer und geſicherter Inhaber. Und man iſt dieß gerade dadurch, daß man ſein Vermögen nicht mehr in einer Waare, ſondern in der eigenen Arbeit, dem Arbeitsvermögen, ſucht, alſo dadurch, daß man ein Lump, ein Menſch von nur idealem Reichthum iſt. Ich indeß kann Mir an dem Wenigen nicht genügen laſſen, was Ich durch mein Arbeitsvermögen erſchwinge, weil mein Vermögen nicht bloß in meiner Arbeit beſteht. Durch Arbeit kann Ich die Amtsfunctionen eines Präſi¬ denten, Miniſters u.ſ.w. verſehen; es erfordern dieſe Aemter nur eine allgemeine Bildung, nämlich eine ſolche, die allgemein erreichbar iſt (denn allgemeine Bildung iſt nicht bloß die, welche Jeder erreicht hat, ſondern überhaupt die, welche Jeder errei¬ chen kann, alſo jede ſpecielle, z. B. mediciniſche, militairiſche, philologiſche Bildung, von der kein „gebildeter Menſch“ glaubt, daß ſie ſeine Kräfte überſteige), oder überhaupt nur eine Allen mögliche Geſchicklichkeit. Kann aber auch Jeder dieſe Aemter bekleiden, ſo giebt

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/370>, abgerufen am 23.11.2024.