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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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schien; denn gelänge es, seine "Uneigennützigkeit" zu verdäch¬
tigen, so trennten sie ihn leicht von seinen Anhängern.

Was könnten sie indeß weiter beweisen, als daß O'Con¬
nell auf einen andern, als den vorgeblichen Zweck hinarbeite?
Ob er aber Geldgewinn oder Volksbefreiung erzielen mag, daß
er einem Zwecke, und zwar seinem Zwecke zustrebt, bleibt
doch im ein n wie im andern Falle gewiß: Eigennutz hier wie
da, nur daß sein nationaler Eigennutz auch Andern zu Gute
käme, mithin gemeinnützig wäre.

Ist nun etwa die Uneigennützigkeit unwirklich und nirgends
vorhanden? Im Gegentheil, nichts ist gewöhnlicher! Man
darf sie sogar einen Modeartikel der civilisirten Welt nennen,
den man für so unentbehrlich hält, daß man, wenn er in soli¬
dem Stoffe zu viel kostet, wenigstens mit seinem Flitterschein
sich ausputzt und ihn erheuchelt. Wo beginnt die Uneigen¬
nützigkeit? Gerade da, wo ein Zweck aufhört, Unser Zweck
und Unser Eigenthum, mit dem Wir als Eigenthümer nach
Belieben schalten können, zu sein; wo er ein fixer Zweck oder
eine -- fixe Idee wird, wo er anfängt, Uns zu begeistern,
enthusiasmiren, fanatisiren, kurz wo er zu Unserer Recht¬
haberei ausschlägt und Unser -- Herr wird. Man ist nicht
uneigennützig, so lange man den Zweck in seiner Gewalt be¬
hält; man wird es erst bei jenem "Hier steh' ich, ich kann
nicht anders", dem Kernspruche aller Besessenen, man wird es
bei einem heiligen Zwecke durch den entsprechenden heiligen
Eifer. --

Ich bin nicht uneigennützig, so lange der Zweck Mein
eigen bleibt, und Ich, statt zum blinden Mittel seiner Voll¬
führung Mich herzugeben, ihn vielmehr allezeit in Frage lasse.
Mein Eifer braucht darum nicht geringer zu sein, als der

ſchien; denn gelänge es, ſeine „Uneigennützigkeit“ zu verdäch¬
tigen, ſo trennten ſie ihn leicht von ſeinen Anhängern.

Was könnten ſie indeß weiter beweiſen, als daß O'Con¬
nell auf einen andern, als den vorgeblichen Zweck hinarbeite?
Ob er aber Geldgewinn oder Volksbefreiung erzielen mag, daß
er einem Zwecke, und zwar ſeinem Zwecke zuſtrebt, bleibt
doch im ein n wie im andern Falle gewiß: Eigennutz hier wie
da, nur daß ſein nationaler Eigennutz auch Andern zu Gute
käme, mithin gemeinnützig wäre.

Iſt nun etwa die Uneigennützigkeit unwirklich und nirgends
vorhanden? Im Gegentheil, nichts iſt gewöhnlicher! Man
darf ſie ſogar einen Modeartikel der civiliſirten Welt nennen,
den man für ſo unentbehrlich hält, daß man, wenn er in ſoli¬
dem Stoffe zu viel koſtet, wenigſtens mit ſeinem Flitterſchein
ſich ausputzt und ihn erheuchelt. Wo beginnt die Uneigen¬
nützigkeit? Gerade da, wo ein Zweck aufhört, Unſer Zweck
und Unſer Eigenthum, mit dem Wir als Eigenthümer nach
Belieben ſchalten können, zu ſein; wo er ein fixer Zweck oder
eine — fixe Idee wird, wo er anfängt, Uns zu begeiſtern,
enthuſiasmiren, fanatiſiren, kurz wo er zu Unſerer Recht¬
haberei ausſchlägt und Unſer — Herr wird. Man iſt nicht
uneigennützig, ſo lange man den Zweck in ſeiner Gewalt be¬
hält; man wird es erſt bei jenem „Hier ſteh' ich, ich kann
nicht anders“, dem Kernſpruche aller Beſeſſenen, man wird es
bei einem heiligen Zwecke durch den entſprechenden heiligen
Eifer. —

Ich bin nicht uneigennützig, ſo lange der Zweck Mein
eigen bleibt, und Ich, ſtatt zum blinden Mittel ſeiner Voll¬
führung Mich herzugeben, ihn vielmehr allezeit in Frage laſſe.
Mein Eifer braucht darum nicht geringer zu ſein, als der

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[80/0088] ſchien; denn gelänge es, ſeine „Uneigennützigkeit“ zu verdäch¬ tigen, ſo trennten ſie ihn leicht von ſeinen Anhängern. Was könnten ſie indeß weiter beweiſen, als daß O'Con¬ nell auf einen andern, als den vorgeblichen Zweck hinarbeite? Ob er aber Geldgewinn oder Volksbefreiung erzielen mag, daß er einem Zwecke, und zwar ſeinem Zwecke zuſtrebt, bleibt doch im ein n wie im andern Falle gewiß: Eigennutz hier wie da, nur daß ſein nationaler Eigennutz auch Andern zu Gute käme, mithin gemeinnützig wäre. Iſt nun etwa die Uneigennützigkeit unwirklich und nirgends vorhanden? Im Gegentheil, nichts iſt gewöhnlicher! Man darf ſie ſogar einen Modeartikel der civiliſirten Welt nennen, den man für ſo unentbehrlich hält, daß man, wenn er in ſoli¬ dem Stoffe zu viel koſtet, wenigſtens mit ſeinem Flitterſchein ſich ausputzt und ihn erheuchelt. Wo beginnt die Uneigen¬ nützigkeit? Gerade da, wo ein Zweck aufhört, Unſer Zweck und Unſer Eigenthum, mit dem Wir als Eigenthümer nach Belieben ſchalten können, zu ſein; wo er ein fixer Zweck oder eine — fixe Idee wird, wo er anfängt, Uns zu begeiſtern, enthuſiasmiren, fanatiſiren, kurz wo er zu Unſerer Recht¬ haberei ausſchlägt und Unſer — Herr wird. Man iſt nicht uneigennützig, ſo lange man den Zweck in ſeiner Gewalt be¬ hält; man wird es erſt bei jenem „Hier ſteh' ich, ich kann nicht anders“, dem Kernſpruche aller Beſeſſenen, man wird es bei einem heiligen Zwecke durch den entſprechenden heiligen Eifer. — Ich bin nicht uneigennützig, ſo lange der Zweck Mein eigen bleibt, und Ich, ſtatt zum blinden Mittel ſeiner Voll¬ führung Mich herzugeben, ihn vielmehr allezeit in Frage laſſe. Mein Eifer braucht darum nicht geringer zu ſein, als der

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/88>, abgerufen am 24.11.2024.