Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.Schenkgesell. Dank Dir Gott, willkommen! Dank Euch Gott um und um, so komme ich bald herum. So mit Gunst habe ich ausgeredet, Du magst mich weiter fragen. *) Altgesell. So mit Gunst meine Gesellschaft, so komme ich zu Dir und frage Dich weiter, in welcher Stadt Du Dein Handwerk gelernt hast, Du wollest so wohl thun und es melden oder zu verstehen geben, damit Friede und Einigkeit unter uns erhalten werde. Schenkgesell. Gar gern, denn es ist Handwerksgebrauch, so mit V. u. G., daß ich mag reden und still sitzen, Gott gebe Euch Allen besser Glück! Alle Gesellen. Dank Dir Gott willkommen! Nun sagte der Schenkgesell, wo er das Handwerk gelernt Drei Jahre lang und vier Wochen, vierzehn Tage vor und vierzehn Tage hernach, wie es zur selbigen Zeit einem Meisters Sohn oder Lehrjungen wohl angestanden. Was eigentlich der Sinn dieser Berechnung sein mag, Hierauf fragt ihn der Altgesell weiter, wo er seinen Lehr- *) Der Altgesell hatte ihn nämlich nochmals gefragt, ob er von Meister und Gesellen etwas Böses wisse, und was ihm von entfernten Ge- werken befohlen sei. **) Nämlich wo er nach absolvirten Lehrjahren Jünger und später wirk-
licher Gesell geworden sei, also dieselbe Einrichtung wie bei den Schlossern. Schenkgeſell. Dank Dir Gott, willkommen! Dank Euch Gott um und um, ſo komme ich bald herum. So mit Gunſt habe ich ausgeredet, Du magſt mich weiter fragen. *) Altgeſell. So mit Gunſt meine Geſellſchaft, ſo komme ich zu Dir und frage Dich weiter, in welcher Stadt Du Dein Handwerk gelernt haſt, Du wolleſt ſo wohl thun und es melden oder zu verſtehen geben, damit Friede und Einigkeit unter uns erhalten werde. Schenkgeſell. Gar gern, denn es iſt Handwerksgebrauch, ſo mit V. u. G., daß ich mag reden und ſtill ſitzen, Gott gebe Euch Allen beſſer Glück! Alle Geſellen. Dank Dir Gott willkommen! Nun ſagte der Schenkgeſell, wo er das Handwerk gelernt Drei Jahre lang und vier Wochen, vierzehn Tage vor und vierzehn Tage hernach, wie es zur ſelbigen Zeit einem Meiſters Sohn oder Lehrjungen wohl angeſtanden. Was eigentlich der Sinn dieſer Berechnung ſein mag, Hierauf fragt ihn der Altgeſell weiter, wo er ſeinen Lehr- *) Der Altgeſell hatte ihn nämlich nochmals gefragt, ob er von Meiſter und Geſellen etwas Böſes wiſſe, und was ihm von entfernten Ge- werken befohlen ſei. **) Nämlich wo er nach abſolvirten Lehrjahren Jünger und ſpäter wirk-
licher Geſell geworden ſei, alſo dieſelbe Einrichtung wie bei den Schloſſern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0104" n="94"/> <list> <item><hi rendition="#g">Schenkgeſell</hi>. Dank Dir Gott, willkommen! Dank Euch<lb/> Gott um und um, ſo komme ich bald herum. So mit<lb/> Gunſt habe ich ausgeredet, Du magſt mich weiter<lb/> fragen. <note place="foot" n="*)">Der Altgeſell hatte ihn nämlich nochmals gefragt, ob er von Meiſter<lb/> und Geſellen etwas Böſes wiſſe, und was ihm von entfernten Ge-<lb/> werken befohlen ſei.</note></item><lb/> <item><hi rendition="#g">Altgeſell</hi>. So mit Gunſt meine Geſellſchaft, ſo komme ich<lb/> zu Dir und frage Dich weiter, in welcher Stadt Du<lb/> Dein Handwerk gelernt haſt, Du wolleſt ſo wohl thun<lb/> und es melden oder zu verſtehen geben, damit Friede<lb/> und Einigkeit unter uns erhalten werde.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Schenkgeſell</hi>. Gar gern, denn es iſt Handwerksgebrauch,<lb/> ſo mit V. u. G., daß ich mag reden und ſtill ſitzen,<lb/> Gott gebe Euch Allen beſſer Glück!</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Alle Geſellen</hi>. Dank Dir Gott willkommen!</item> </list><lb/> <p>Nun ſagte der Schenkgeſell, wo er das Handwerk gelernt<lb/> hatte, wobei nur dieſe Stelle merkwürdig iſt:</p><lb/> <list> <item>Drei Jahre lang und vier Wochen, vierzehn Tage vor und<lb/> vierzehn Tage hernach, wie es zur ſelbigen Zeit einem<lb/> Meiſters Sohn oder Lehrjungen wohl angeſtanden.</item> </list><lb/> <p>Was eigentlich der Sinn dieſer Berechnung ſein mag,<lb/> möchte ſchwer zu errathen ſein. Wenn es nicht, wie ſo Vieles<lb/> in den Reden der Geſellen, bloßer Wortkram iſt, ſo werden die<lb/> vier Probewochen gemeint, die jeder Lehrling vor ſeinem Auf-<lb/> dingen zu beſtehen hatte und hier noch einmal getheilt werden.</p><lb/> <p>Hierauf fragt ihn der Altgeſell weiter, wo er ſeinen <hi rendition="#g">Lehr-<lb/> braten</hi> verſchenkt und den <hi rendition="#g">Jüngernamen</hi> angenommen,<lb/> und wo er ſeinen <hi rendition="#g">Jüngernamen</hi> verſchenkt und <hi rendition="#g">den Geſel-<lb/> lennamen</hi> angenommen habe <note place="foot" n="**)">Nämlich wo er nach abſolvirten Lehrjahren Jünger und ſpäter wirk-<lb/> licher Geſell geworden ſei, alſo dieſelbe Einrichtung wie bei den<lb/> Schloſſern.</note>, und welche <hi rendition="#g">drei</hi> Geſellen<lb/> bei dem erſten Akt und welche <hi rendition="#g">vier</hi> Geſellen bei dem zweiten<lb/> gegenwärtig geweſen. Dieſe Zahlen ſind nicht ohne Bedeutung,<lb/> ſie beziehen ſich vielmehr auf die hernach folgenden ſieben Artikel.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
Schenkgeſell. Dank Dir Gott, willkommen! Dank Euch
Gott um und um, ſo komme ich bald herum. So mit
Gunſt habe ich ausgeredet, Du magſt mich weiter
fragen. *)
Altgeſell. So mit Gunſt meine Geſellſchaft, ſo komme ich
zu Dir und frage Dich weiter, in welcher Stadt Du
Dein Handwerk gelernt haſt, Du wolleſt ſo wohl thun
und es melden oder zu verſtehen geben, damit Friede
und Einigkeit unter uns erhalten werde.
Schenkgeſell. Gar gern, denn es iſt Handwerksgebrauch,
ſo mit V. u. G., daß ich mag reden und ſtill ſitzen,
Gott gebe Euch Allen beſſer Glück!
Alle Geſellen. Dank Dir Gott willkommen!
Nun ſagte der Schenkgeſell, wo er das Handwerk gelernt
hatte, wobei nur dieſe Stelle merkwürdig iſt:
Drei Jahre lang und vier Wochen, vierzehn Tage vor und
vierzehn Tage hernach, wie es zur ſelbigen Zeit einem
Meiſters Sohn oder Lehrjungen wohl angeſtanden.
Was eigentlich der Sinn dieſer Berechnung ſein mag,
möchte ſchwer zu errathen ſein. Wenn es nicht, wie ſo Vieles
in den Reden der Geſellen, bloßer Wortkram iſt, ſo werden die
vier Probewochen gemeint, die jeder Lehrling vor ſeinem Auf-
dingen zu beſtehen hatte und hier noch einmal getheilt werden.
Hierauf fragt ihn der Altgeſell weiter, wo er ſeinen Lehr-
braten verſchenkt und den Jüngernamen angenommen,
und wo er ſeinen Jüngernamen verſchenkt und den Geſel-
lennamen angenommen habe **), und welche drei Geſellen
bei dem erſten Akt und welche vier Geſellen bei dem zweiten
gegenwärtig geweſen. Dieſe Zahlen ſind nicht ohne Bedeutung,
ſie beziehen ſich vielmehr auf die hernach folgenden ſieben Artikel.
*) Der Altgeſell hatte ihn nämlich nochmals gefragt, ob er von Meiſter
und Geſellen etwas Böſes wiſſe, und was ihm von entfernten Ge-
werken befohlen ſei.
**) Nämlich wo er nach abſolvirten Lehrjahren Jünger und ſpäter wirk-
licher Geſell geworden ſei, alſo dieſelbe Einrichtung wie bei den
Schloſſern.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |