Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Da lächelte die Natur, Weihte dich, und säugte dich an ihrer Brust! Bildete, wie sie bildete die Himmel, Wie sie bildete die Rose, Und den Thau, der vom Himmel in die Rose träuft, Bildete sorgsam den Knaben und den Jüng- ling so! Gab dir der Erfindung Flammenden Blick! Gab, was nur ihren Schößlingen sie giebt, Thränen jegliches Gefühls! Die stürzende, welche glühende Wangen nezt, Und die sanftere, die von zitternder Wimper Rint aufs erbleichte Gesicht! Gab deiner Seele Einfalt der Tauben und des Adlers Kraft! Gleich deinem Liede, Sanft nun, wie Quellen in des Mondes Schein, Donnernd und stark nun, wie der Katarakte Sturz! Da laͤchelte die Natur, Weihte dich, und ſaͤugte dich an ihrer Bruſt! Bildete, wie ſie bildete die Himmel, Wie ſie bildete die Roſe, Und den Thau, der vom Himmel in die Roſe traͤuft, Bildete ſorgſam den Knaben und den Juͤng- ling ſo! Gab dir der Erfindung Flammenden Blick! Gab, was nur ihren Schoͤßlingen ſie giebt, Thraͤnen jegliches Gefuͤhls! Die ſtuͤrzende, welche gluͤhende Wangen nezt, Und die ſanftere, die von zitternder Wimper Rint aufs erbleichte Geſicht! Gab deiner Seele Einfalt der Tauben und des Adlers Kraft! Gleich deinem Liede, Sanft nun, wie Quellen in des Mondes Schein, Donnernd und ſtark nun, wie der Katarakte Sturz! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0152" n="142"/> <lg n="119"> <l>Da laͤchelte die Natur,</l><lb/> <l>Weihte dich, und ſaͤugte dich an ihrer Bruſt!</l><lb/> <l>Bildete, wie ſie bildete die Himmel,</l><lb/> <l>Wie ſie bildete die Roſe,</l><lb/> <l>Und den Thau, der vom Himmel in die Roſe<lb/><hi rendition="#et">traͤuft,</hi></l><lb/> <l>Bildete ſorgſam den Knaben und den Juͤng-<lb/><hi rendition="#et">ling ſo!</hi></l><lb/> <l>Gab dir der Erfindung</l><lb/> <l>Flammenden Blick!</l><lb/> <l>Gab, was nur ihren Schoͤßlingen ſie giebt,</l><lb/> <l>Thraͤnen jegliches Gefuͤhls!</l><lb/> <l>Die ſtuͤrzende, welche gluͤhende Wangen nezt,</l><lb/> <l>Und die ſanftere, die von zitternder Wimper</l><lb/> <l>Rint aufs erbleichte Geſicht!</l><lb/> <l>Gab deiner Seele</l><lb/> <l>Einfalt der Tauben und des Adlers Kraft!</l><lb/> <l>Gleich deinem Liede,</l><lb/> <l>Sanft nun, wie Quellen in des Mondes Schein,</l><lb/> <l>Donnernd und ſtark nun, wie der Katarakte<lb/><hi rendition="#et">Sturz!</hi></l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [142/0152]
Da laͤchelte die Natur,
Weihte dich, und ſaͤugte dich an ihrer Bruſt!
Bildete, wie ſie bildete die Himmel,
Wie ſie bildete die Roſe,
Und den Thau, der vom Himmel in die Roſe
traͤuft,
Bildete ſorgſam den Knaben und den Juͤng-
ling ſo!
Gab dir der Erfindung
Flammenden Blick!
Gab, was nur ihren Schoͤßlingen ſie giebt,
Thraͤnen jegliches Gefuͤhls!
Die ſtuͤrzende, welche gluͤhende Wangen nezt,
Und die ſanftere, die von zitternder Wimper
Rint aufs erbleichte Geſicht!
Gab deiner Seele
Einfalt der Tauben und des Adlers Kraft!
Gleich deinem Liede,
Sanft nun, wie Quellen in des Mondes Schein,
Donnernd und ſtark nun, wie der Katarakte
Sturz!
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