Heller stralte der Sund, vom steigenden Monde beschienen; Lieblich glitten auf beiden Meeren, mit schwel- lendem Segel, Schiffe, gerüstet mit ruhenden Blizen, und hüpfende Nachen, Hier im Mondschein, dort im sterbenden Schim- mer des Abends Ueber mich wehten, auf hohem Gestade, die heiligen Buchen, Deren kein nordischer Sturm, kein Sturm von Osten geschonet. Blizzerschmetterten Wipfeln entsauset festliches Rauschen, Das mit Erinrung und Ahndung den ernsten Waller erfüllet. Ach, mir lispelte freundlich die Stimme der jun- gen Erinrung; Denn hier sah ich vor wenigen Stunden, mit euch, ihr Geliebten, Sinken die Sonn' in Wogen des unermeßlichen Meeres. Siehe hier den Stein, an welchen Emilia hinsank,
Heller ſtralte der Sund, vom ſteigenden Monde beſchienen; Lieblich glitten auf beiden Meeren, mit ſchwel- lendem Segel, Schiffe, geruͤſtet mit ruhenden Blizen, und huͤpfende Nachen, Hier im Mondſchein, dort im ſterbenden Schim- mer des Abends Ueber mich wehten, auf hohem Geſtade, die heiligen Buchen, Deren kein nordiſcher Sturm, kein Sturm von Oſten geſchonet. Blizzerſchmetterten Wipfeln entſauſet feſtliches Rauſchen, Das mit Erinrung und Ahndung den ernſten Waller erfuͤllet. Ach, mir liſpelte freundlich die Stimme der jun- gen Erinrung; Denn hier ſah ich vor wenigen Stunden, mit euch, ihr Geliebten, Sinken die Sonn’ in Wogen des unermeßlichen Meeres. Siehe hier den Stein, an welchen Emilia hinſank,
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Heller ſtralte der Sund, vom ſteigenden Monde
beſchienen;
Lieblich glitten auf beiden Meeren, mit ſchwel-
lendem Segel,
Schiffe, geruͤſtet mit ruhenden Blizen, und
huͤpfende Nachen,
Hier im Mondſchein, dort im ſterbenden Schim-
mer des Abends
Ueber mich wehten, auf hohem Geſtade, die
heiligen Buchen,
Deren kein nordiſcher Sturm, kein Sturm von
Oſten geſchonet.
Blizzerſchmetterten Wipfeln entſauſet feſtliches
Rauſchen,
Das mit Erinrung und Ahndung den ernſten
Waller erfuͤllet.
Ach, mir liſpelte freundlich die Stimme der jun-
gen Erinrung;
Denn hier ſah ich vor wenigen Stunden, mit
euch, ihr Geliebten,
Sinken die Sonn’ in Wogen des unermeßlichen
Meeres.
Siehe hier den Stein, an welchen Emilia hinſank,
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Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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