Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Erde, du Mutter zahlloser Kinder, Mutter und Amme! Schwester der allfreuenden Sonne, des freund- lichen Mondes, Und der stralenden Stern' und der flammenbe- schweiften Kometen, Eine der jüngsten Töchter der allgebärenden Schöpfung, Jmmer blühendes Weib des Segen träufelnden Himmels! -- Sprich, o Erde, wie war dir, als du am er- sten der Tage Deinen heiligen Schooß dem bulenden Himmel enthülltest? Dein Erröthen war die erste der Morgenröthen, Als er, im blendenden Bette von weichen schwel- lenden Wolken, Deine gürtende Binde mit siegender Stärke dir lößte! Schauer durchbebten die stille Natur, und tausend mal tausend Leben keimten empor aus der mächtigen Liebes- umarmung. Erde, du Mutter zahlloſer Kinder, Mutter und Amme! Schweſter der allfreuenden Sonne, des freund- lichen Mondes, Und der ſtralenden Stern’ und der flammenbe- ſchweiften Kometen, Eine der juͤngſten Toͤchter der allgebaͤrenden Schoͤpfung, Jmmer bluͤhendes Weib des Segen traͤufelnden Himmels! — Sprich, o Erde, wie war dir, als du am er- ſten der Tage Deinen heiligen Schooß dem bulenden Himmel enthuͤllteſt? Dein Erroͤthen war die erſte der Morgenroͤthen, Als er, im blendenden Bette von weichen ſchwel- lenden Wolken, Deine guͤrtende Binde mit ſiegender Staͤrke dir loͤßte! Schauer durchbebten die ſtille Natur, und tauſend mal tauſend Leben keimten empor aus der maͤchtigen Liebes- umarmung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0284" n="268"/> <lg n="2"> <l>Erde, du Mutter zahlloſer Kinder, Mutter<lb/><hi rendition="#et">und Amme!</hi></l><lb/> <l>Schweſter der allfreuenden Sonne, des freund-<lb/><hi rendition="#et">lichen Mondes,</hi></l><lb/> <l>Und der ſtralenden Stern’ und der flammenbe-<lb/><hi rendition="#et">ſchweiften Kometen,</hi></l><lb/> <l>Eine der juͤngſten Toͤchter der allgebaͤrenden<lb/><hi rendition="#et">Schoͤpfung,</hi></l><lb/> <l>Jmmer bluͤhendes Weib des Segen traͤufelnden<lb/><hi rendition="#et">Himmels! —</hi></l><lb/> <l>Sprich, o Erde, wie war dir, als du am er-<lb/><hi rendition="#et">ſten der Tage</hi></l><lb/> <l>Deinen heiligen Schooß dem bulenden Himmel<lb/><hi rendition="#et">enthuͤllteſt?</hi></l><lb/> <l>Dein Erroͤthen war die erſte der Morgenroͤthen,</l><lb/> <l>Als er, im blendenden Bette von weichen ſchwel-<lb/><hi rendition="#et">lenden Wolken,</hi></l><lb/> <l>Deine guͤrtende Binde mit ſiegender Staͤrke dir<lb/><hi rendition="#et">loͤßte!</hi></l><lb/> <l>Schauer durchbebten die ſtille Natur, und tauſend<lb/><hi rendition="#et">mal tauſend</hi></l><lb/> <l>Leben keimten empor aus der maͤchtigen Liebes-<lb/><hi rendition="#et">umarmung.</hi><lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0284]
Erde, du Mutter zahlloſer Kinder, Mutter
und Amme!
Schweſter der allfreuenden Sonne, des freund-
lichen Mondes,
Und der ſtralenden Stern’ und der flammenbe-
ſchweiften Kometen,
Eine der juͤngſten Toͤchter der allgebaͤrenden
Schoͤpfung,
Jmmer bluͤhendes Weib des Segen traͤufelnden
Himmels! —
Sprich, o Erde, wie war dir, als du am er-
ſten der Tage
Deinen heiligen Schooß dem bulenden Himmel
enthuͤllteſt?
Dein Erroͤthen war die erſte der Morgenroͤthen,
Als er, im blendenden Bette von weichen ſchwel-
lenden Wolken,
Deine guͤrtende Binde mit ſiegender Staͤrke dir
loͤßte!
Schauer durchbebten die ſtille Natur, und tauſend
mal tauſend
Leben keimten empor aus der maͤchtigen Liebes-
umarmung.
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