obere Garten ist in holländischer Manier. Sei- ne größte Sehenswürdigkeit ist die Einsiedeley, welche Katharina die Zweyte als Groß- fürstinn erbaute. Sie liegt mitten in einem, den Sonnenstralen unzugänglichen, melankoli- schen Wäldchen, und besteht etwa aus zwölf Zimmern, die mit dem auserlesensten Geschmack eingerichtet und möblirt sind. Eins derselben ist von Mosaik von Pasten und Glasflüssen ausgelegt, in einem andern sind die Wände mit Schmelzwerk und Korallen bedeckt, einige sind in griechischer, persischer und chinesischer Manier aufgeschmückt, und mehrere dieser Ver- zierungen sollen von der Kaiserinn mit eigner Hand verfertigt seyn. -- Die zweyte Merk- würdigkeit dieses Gartens ist der Rutschberg, wahrscheinlich der größte unter allen vorhande- nen. Er besteht aus einer schiefliegenden Flä- che, deren erhabenes Ende etwa zehn Klafter über dem Boden durch ein Gewölbe getragen wird, und welche durch mehrere kleine Hügel in abnehmender Größe unterbrochen ist. Ueber diese Fläche gleitet man in kleinen Wagen hin, deren Räder in ihre Gleise passen, und die durch die Gewalt mit welcher sie von jedem
obere Garten iſt in hollaͤndiſcher Manier. Sei- ne groͤßte Sehenswuͤrdigkeit iſt die Einſiedeley, welche Katharina die Zweyte als Groß- fuͤrſtinn erbaute. Sie liegt mitten in einem, den Sonnenſtralen unzugaͤnglichen, melankoli- ſchen Waͤldchen, und beſteht etwa aus zwoͤlf Zimmern, die mit dem auserleſenſten Geſchmack eingerichtet und moͤblirt ſind. Eins derſelben iſt von Moſaik von Paſten und Glasfluͤſſen ausgelegt, in einem andern ſind die Waͤnde mit Schmelzwerk und Korallen bedeckt, einige ſind in griechiſcher, perſiſcher und chineſiſcher Manier aufgeſchmuͤckt, und mehrere dieſer Ver- zierungen ſollen von der Kaiſerinn mit eigner Hand verfertigt ſeyn. — Die zweyte Merk- wuͤrdigkeit dieſes Gartens iſt der Rutſchberg, wahrſcheinlich der groͤßte unter allen vorhande- nen. Er beſteht aus einer ſchiefliegenden Flaͤ- che, deren erhabenes Ende etwa zehn Klafter uͤber dem Boden durch ein Gewoͤlbe getragen wird, und welche durch mehrere kleine Huͤgel in abnehmender Groͤße unterbrochen iſt. Ueber dieſe Flaͤche gleitet man in kleinen Wagen hin, deren Raͤder in ihre Gleiſe paſſen, und die durch die Gewalt mit welcher ſie von jedem
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obere Garten iſt in hollaͤndiſcher Manier. Sei-
ne groͤßte Sehenswuͤrdigkeit iſt die Einſiedeley,
welche Katharina die Zweyte als Groß-
fuͤrſtinn erbaute. Sie liegt mitten in einem,
den Sonnenſtralen unzugaͤnglichen, melankoli-
ſchen Waͤldchen, und beſteht etwa aus zwoͤlf
Zimmern, die mit dem auserleſenſten Geſchmack
eingerichtet und moͤblirt ſind. Eins derſelben
iſt von Moſaik von Paſten und Glasfluͤſſen
ausgelegt, in einem andern ſind die Waͤnde
mit Schmelzwerk und Korallen bedeckt, einige
ſind in griechiſcher, perſiſcher und chineſiſcher
Manier aufgeſchmuͤckt, und mehrere dieſer Ver-
zierungen ſollen von der Kaiſerinn mit eigner
Hand verfertigt ſeyn. — Die zweyte Merk-
wuͤrdigkeit dieſes Gartens iſt der Rutſchberg,
wahrſcheinlich der groͤßte unter allen vorhande-
nen. Er beſteht aus einer ſchiefliegenden Flaͤ-
che, deren erhabenes Ende etwa zehn Klafter
uͤber dem Boden durch ein Gewoͤlbe getragen
wird, und welche durch mehrere kleine Huͤgel
in abnehmender Groͤße unterbrochen iſt. Ueber
dieſe Flaͤche gleitet man in kleinen Wagen hin,
deren Raͤder in ihre Gleiſe paſſen, und die
durch die Gewalt mit welcher ſie von jedem
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/120>, abgerufen am 23.11.2024.
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